An der Müngstener Brücke geht’s voran
Die Arbeiten an der Müngstener Brücke haben begonnen. Bis November ist das Bauwerk gesperrt.
Wuppertal. Der Wind weht mehr als 100 Meter über der Wupper kalt und schneidend. Bei den Männern, die dort zurzeit arbeiten, gilt deshalb das Zwiebelprinzip: Auf Thermounterwäsche tragen sie Pulli über Pulli, Jacke über Jacke. Für Deniz Düme und seine Kollegen ist dies das geringere Übel. „Du musst dir warme Gedanken machen“, rät der Brückenbauer im Stahlgerüst der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands. „Oder dich warm arbeiten.“ Dazu hat der 23-Jährige mit seinen Kollegen in den nächsten Monaten reichlich Gelegenheit.
750 Tonnen Stahl werden sie zu 15 Meter langen Teilen der neuen Fahrbahnbrücke verschweißen und dann Element für Element einsetzen. Auf dieser neuen Konstruktion sitzen die Schienen, auf denen in Zukunft der „Müngstener“ zwischen Remscheid und Solingen rollt. Am vierten Tag nach der Sperrung der Müngstener Brücke für den Zugverkehr sind die Männer in ihren orangefarbenen Overalls mit der Einrichtung der Baustelle beschäftigt. Vom Bahnhof Schaberg verlegen sie in Richtung Remscheid „Bohlen“ aus Leichtmetall. Über diesen Weg werden sie laufen, wenn ein Schienenkran die Stahlbauteile in die Baustelle hievt.
Mit der neuen Fahrbahnbrücke ersetzen die Männer nicht nur die Schienen, sondern auch den Gehweg und das Geländer der Brücke. Um Selbstmordkandidaten ebenso wie Basejumper künftig vom Sprung abzuhalten, hat die Bahn „verschiedene Ideen zur Suizidprävention“, wie Michael Käufer, DB Netz, sagt. Von einem Auffangnetz war einmal die Rede. Konkret wird Käufer jedoch nicht.
Wenn die Müngstener Brücke wie geplant 2016 fertig wird, soll sie einen dunkelblauen Anstrich erhalten haben. So, da sind sich die Denkmalschützer sicher, soll die damalige „Kaiser-Wilhelm-Wilhelm-Brücke“ ausgesehen haben.
Bevor die Maler die 75 000 Quadratmeter Stahlgerüst unter Rolle und Pinsel nehmen — das Aufbringen der Farbe, die allein 75 Tonnen wiegt, wird Handarbeit sein — haben Deniz Düme und seine Kollegen noch so manches Teil in die Brücke zu hieven. Dazu hoffen sie nicht nur auf wärmere Temperaturen, sondern auch auf weniger Wind.
Wolfgang Schudy, Truppführer der Männer auf der Brücke, machen die eisigen Böen zu schaffen. „Das ist Millimeterarbeit“, sagt der 55-Jährige, während er an der Seilwinde die Allubohlen ins Innere hinablässt. Das erfordert volle Konzentration, die Kälte scheint verflogen. „Ich fang schon an, zu schwitzen.“