Wuppertal An Primark scheiden sich die Geister
Ratspolitiker bleiben der Grundsteinlegung für das Gebäude des Textildiscounters auf dem Döppersberg fern. Doch von Verdi gibt es Lob.
Wuppertal. Die Ansiedlung des irischen Textilsupermarktes Primark in Wuppertal bleibt ein Zankapfel. Am Mittwoch legt der Investor des Gebäudes, Signature Capitel, den Grundstein für das wuchtige Haus auf dem Döppersberg. Der sogenannte Kubus ist zwar schon weit gediehen, aber für eine Feier ist es ja nie zu spät. Sie wird allerdings ohne die Fraktion der Linken im Stadtrat stattfinden.
Die zeigt Signature Capital die kalte Schulter, weil der Kubus Primark beherbergen wird. In einem offenen Brief prangert die Fraktion nicht nur Form und Größe des Bauwerkes an. Sie kritisiert auch die Arbeitsbedingungen, unter denen Primark seine Waren nach Ansicht der Linken herstellen lässt. Von schlechtesten Lohn- und Arbeitsbedingungen ist die Rede, von Gewerkschaftsrechten, die mit Füßen getreten werden, von Umweltverschmutzung und von „prekären Arbeitsverhältnissen“, die in Wuppertal entstünden.
All das sieht der Generaldirektor für Primark in Deutschland und Österreich, Wolfgang Krogmann (60), anders. Im Gespräch mit der WZ (siehe S. 19) verweist er auf einen Verhaltenskodex, dem sich Fabriken unterordnen müssen, die für Primark arbeiten wollen. Und auch von prekären Arbeitsverhältnissen in Wuppertal kann demnach keine Rede sein. Primark entlohne seine Beschäftigten nach dem Tarifvertrag des Einzelhandels.
Etwas differenzierter als die Linken im Stadtrat sieht denn auch Verdi-Geschäftsführer Daniel Kolle die Ansiedlung des Mode-Discounters in Wuppertal. „Primark hat in Deutschland eine Charme-Offensive gestartet. Das Unternehmen ist Mitglied des Einzelhandelsverbandes und bezahlt nach Tarif, teilweise sogar ein bisschen mehr“, sagt Kolle.
Und auch beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit gebe sich Primark inzwischen viel Mühe. „Doch der positiven Entwicklung in Deutschland stehen die Umstände entgegen, unter denen die Produkte hergestellt werden“, kritisiert Kolle.
In Deutschland sei der erste Schritt getan worden, nun müssten weitere folgen. „In den sogenannten Hotspots der Textilproduktion hat sich an den Bedingungen nichts geändert." Da klafften große Lücken zwischen dem Verhalten in Deutschland und dem Verhalten dort. „Wenn man sich aber in Deutschland bemüht, wäre es doch ein Leichtes, dass auch dort zu tun“, sagt Kolle.
Laut Wolfgang Krogmann hat sich seit der Katastrophe im Rana Plaza 2013 in Bangladesh mit mehr als 1000 Toten vieles verbessert, auch dank Primark und des Regelwerkes, das der Konzern für Fabriken aufgestellt hat.
Für den Wuppertaler Einzelhandelsverband ist die Ansiedlung von Primark eine Bereicherung des Angebotes in Wuppertal. „Das Unternehmen hat ein besonderes Geschäftsmodell, das eine bestimmte Käuferschaft anspricht“, sagt Ralf Engel vom Rheinischen Einzelhandelsverband. „Ich finde es gut, wenn sich so ein Anbieter in Wuppertal engagiert.“
Was die Produktionsweisen von Textilien angehe, müsse sich jeder Konsument grundsätzlich Fragen stellen. Das gelte nicht nur für Textilien, die besonders günstig angeboten würden. “ S. 19