Analyse: Werbung mit fremdem Geld

Leipzig wirbt mit seiner Attraktivität um Wuppertaler – und ist gar nicht so attraktiv. Kämmerer Slawig will den Soli abschaffen.

<strong>Wuppertal. Die dreiste Werbekampagne der Stadt Leipzig, mit der wohlhabende und agile Senioren aus Wuppertal nach Sachsen gelockt werden sollen (die WZ berichtete), ist offenbar nicht so ganz objektiv - einige Aspekte in der Stadt werden verschwiegen. Während auf den Plakaten in der Schwebebahn damit geworben wird, dass die älteren Wuppertaler ihren Lebensabend in der Sachsenmetropole unbeschwert genießen können, weil die Mieten und Lebenshaltungskosten dort geringer seien, gibt es durchaus negative Seiten in der Stadt. In einer weltweiten Studie der internationalen Bewertungsfirma Mercer Human Resource Consulting wurden auch zahlreiche deutsche Städte auf ihre Lebensqualität untersucht. In einer für Deutschland ausgewiesenen Rangfolge belegt Leipzig den letzten Platz der untersuchten Städte in Bezug auf die Lebensqualität. Diese Bewertung basiert auf der Qualität und Verfügbarkeit von Krankenhäusern, ärztlicher Versorgung, dem Grad der Luftverschmutzung sowie der Häufigkeit von Infektionserkrankungen. Weitere Rahmenbedingungen, die in die Bewertung einflossen, waren etwa die Leistungsfähigkeit der Abfallentsorgung und der Kanalsysteme.

In einem weiteren Vergleich des Unternehmens rangiert Leipzig ebenfalls auf dem letzten Platz in Deutschland: Bei der Gesundheitsversorgung und Umwelthygiene. Weitere vorne stehen dort etwas Städte wie Nürnberg, Düsseldorf und Frankfurt.

Slawig fordert, die strukturschwachen Städte von den Solidarpakt-Leistungen zu befreien. In Gesprächen mit den Kämmerern anderer strukturschwacher Städte aus NRW höre er zudem, dass die Akzeptanz des Solidarpakts sinke: "Und mit solchen Aktion sorgt Leipzig dafür, dass dies noch schneller geschieht."

Noch zeigen die Abwanderungsbemühungen der Sachsen allerdings keine Erfolge. Nach Auskunft des Einwohnermeldeamtes sind im Mai zwei Leipziger nach Wuppertal gezogen und wiederum zwei Wuppertaler nach Leipzig ausgewandert. Also ein Nullsummenspiel. Im April hat das Tal einen Bewohner an die Leipziger verloren.