Angst vor dem Coronavirus Wann sich die Regale in Wuppertal wieder füllen

Wuppertal · Die Hamsterkäufe wegen des Coronavirus haben noch immer Einfluss auf die Warenlieferungen. Nach Auskunft Wuppertaler Händler soll sich das bald ändern.

Brotbackmischungen, Mehl, Zucker - das Trockensortiment ist immer noch nicht überall zu haben.

Foto: dpa/Paul Zinken

Sie haben Nudeln, Reis, Konserven, Mehl und etwa H-Milch auf dem Einkaufszettel? Dann hieß es selbst am Freitag noch: Keine Chance. Oder nur, wenn Sie mehrere Supermärkte anfahren, um die Liste abzuarbeiten. Dabei heißt es an den Kassen: „Die Hamsterkäufe sind vorbei“. Das macht die Regale aber noch nicht voller.

Am vergangenen Wochenende hat auch Wuppertal erlebt, was passiert, wenn unvorhergesehen viele Menschen die Vorratsschränke befüllen wollen. In Sozialen Netzwerken und im privaten Austausch gingen Bilder von leeren Regalen herum.

Wer in Supermärkten um Auskunft bittet, wird meist nur an die Pressestellen in anderen Städten verwiesen und erhält allgemeingültige Aussagen. Auf Nachfrage sagt aber Marion Radtke, Marktleiterin im Cap-Markt am Eckbusch, wie sie die Situation erlebt hat: „Einen solchen Ansturm kennen wir nur aus den besten Vorweihnachtstagen und an diesen konzentrieren sich die Einkäufe nicht so sehr auf Vorratshaltung.“ Sie hat 35 Jahre Erfahrung im Lebensmittel-Einzelhandel.

Das Geschäft von drei Tagen an nur eineinhalb

Christoph Nieder, Geschäftsführer von Proviel, dem Betreiber des Cap-Markts, sagt, der relativ kleine Markt habe in eineinhalb Tagen das Geschäft von drei Tagen gemacht. Eben auch mit der Folge, dass vieles weg war.

An einem Supermarkt in Cronenberg soll ein Zettel der Betreibergruppe ausgehangen haben, der von „extrem hohen Bestelleingängen“ seitens der Märkte wegen der Hamsterkäufe berichtet hat. Darunter eben das Trockensortiment.

Das sei auch im Cap-Markt schwer zu bekommen gewesen, sagt Nieder. Wie beinahe überall. Bis heute.

Warum, erklärt Christian Böttcher, Pressesprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels. Gerade bei Trockenprodukten wie Mehl, Nudeln oder Konserven sei die „Drehgeschwindigkeit“ länger, „also der Zeitraum der vergeht, vom dem das Produkt ins Regal geräumt wurde, bis es vom Kunden wieder entnommen wird“. Da wegen des Coronavirus viele Kunden „in sehr kurzer Zeit ihr Einkaufverhalten länger haltbarer Produkte komplett geändert haben, ist es kurzzeitig dazu gekommen, dass Liefer- und Einkaufsrhythmus nicht mehr zusammengepasst haben.“ Auf einen so schnellen Verkauf solcher Waren war anders gesagt keiner vorbereitet.

Das wieder anzupassen, daran arbeiten die Märkte gerade. Das passiert aber relativ langsam, jedenfalls aus Verbrauchersicht, wenn der Kunde noch eine Woche nach dem Hoch in Sachen Hamsterkäufen viele Produkte nicht im gewohnten Ausmaß wiederfindet.

Ein Filialleiter sagte unter der Hand, dass die Supermärkte aktuell nicht ihren Bestellungen entsprechend beliefert würden, sondern nur Anteile gemäß der normalen Bestellmenge bekämen. Daher seien die Regale nicht so voll wie gewohnt. Aber sie würden regelmäßig befüllt.

Böttcher beruhigt aber: „Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es bundesweit keine Engpässe bei der Warenversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Die Lieferketten des Handels sind nicht beeinträchtigt, Transport und Logistik funktionieren.“ Christoph Nieder spricht es bildlicher aus: „Die Lebensmittellogistik hat sich 24 Stunden geschüttelt – und macht seitdem weiter wie gewohnt.“ Aber anscheinend mit verzögerter Anpassung. Seine Filialleiterin Marion Radtke ordnet das deutlich ein: „Wir sind froh, dass sich seit Mittwoch dieser Woche die Lage wieder Stück für Stück entspannt und wir kontinuierlich nachbeliefert werden. Wir sind überzeugt, dass wir spätestens Mitte nächster Woche wieder im Normalzustand arbeiten.“

Auch andere Branchen waren betroffen: Eine Drogeriemitarbeiterin berichtet, dass bis heute keine Desinfektionsmittel auf Lager seien – die Kunden dafür sogar statt Handreinigern Flächenreiniger kauften, egal, ob gegen Viren aktiv oder nicht.

Und Ralf Engel, Geschäftsführer des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverbands, sagt auch der Einzelhandel habe unter den Hamsterkäufen gelitten. Immerhin könnten die Menschen jeden Euro nur einmal ausgeben. Er habe Anfragen bekommen, ob man Zwangsurlaub verordnen oder Kurzarbeit einführen könnte, um mit den Verlusten umzugehen.