Arrenberg: „Wir sind auf dem richtigen Weg“

Stephan Frischemeier über die Umgestaltung der ehemaligen Schule und die Entwicklung des Stadtteils.

Foto: Andreas Fischer

Arrenberg. „Freie Radikale“ heißt die Stahlskulptur, die im Hof des Café Simonz steht. „Die Freiheit des Einzelnen wird immer bestimmt von der Toleranz der anderen“, zitiert Stephan Frischemeier, Eigentümer der ehemaligen Schule an der Simonsstraße 32-36, die dazugehörige Erläuterung des Künstlers Wolfgang Meyburg. „Und das passt wie die Faust aufs Auge hierhin“, ist Frischemeier überzeugt. Denn auch am Arrenberg könne jeder Einzelne das frei tun, was er will, und werde toleriert. Die Mischung mache es einfach, so der 51-Jährige, der 2009 die Schule, die er übrigens früher selbst besucht hatte, kaufte und damit ein Signal für eine Neuentwicklung des Stadtteils setzte.

Stephan Frischemeier

Vom ehemaligen Ruf als Problemviertel ist wenig geblieben. Im Gegenteil: Der Arrenberg wird stadtweit oft als Beispiel genannt, wie es in einem nicht ganz einfachen Umfeld auch funktionieren kann.

Das liege eben auch an den handelnden Akteuren, so Frischemeier. Die Ansätze seien vielleicht auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, das Ziel aber allen gemein: den Arrenberg voranbringen, ein neues Miteinander schaffen. Als vor gut zwei Wochen das neue Stadtteilzentrum „Der Aufbruch“ offiziell seinen Dienst aufnahm, sprach Mitinitiator Jörg Heynkes von einer „perfekten Klammer“ mit dem Zentrum im Westen und den Elba-Hallen, die die Küpper-Brüder umbauen, im Osten. Auf dem Weg dazwischen liegt die ehemalige, gut 150 Jahre alte Schule mit ihren Nebengebäuden, die längst ein Leuchtturm im Viertel ist. Nicht nur dank des Cafés ist das Areal ein Anziehungspunkt. Mieter der ersten Stunde ist der Verein Behindert — na und?, seit 2012 betreibt das Jobcenter nebenan im ehemaligen Funktionsbau der Schule ihre Dependance Arriba mit dem Zentrum für Erziehende.

Viele Familien mit Kindern kommen oft ins Simonz und in den Hof. Deshalb wird in Kooperation mit Behindert — na und? bald ein Spielplatz mit Geräten für Kleinkinder eingeweiht. Neu ist auch der Bücherschrank: Wer will, kann sich Lektüre nehmen und neue beisteuern.

„Wir wollten hier alles ein bisschen schöner machen“, sagt Frischemeier. Geplant ist unter anderem noch eine E-Mobil-Ladestation, kündigt der Eigentümer an. Und für seine Mieter will er bald E-Cargo-Bike-Sharing mit einem Lastenrad nach Vorbild von „Fienchen“ am Bahnhof Mirke anbieten. Über E-Mobilität werde immer viel geredet, so Frischemeier. „Wir müssen auch etwas tun.“

Etwas offener sei die Gestaltung des Hofes zudem geworden. Abends gibt es jetzt mehr Licht, denn trotz der sozialen Kontrolle war der Hof für den einen oder anderen doch ein Angstraum. Jetzt gebe es aber keine dunklen Ecken mehr, wo sich jemand verstecken kann, verspricht Frischemeier.

Den Eindruck Heynkes’, dass sich die verschiedenen Gruppen im Multi-Kulti-Arrenberg langsam besser mischen, bestätigt Frischemeier. Wo auf jeden Fall alle zusammenkommen, sei bei Fußball-Übertragungen, sagt er schmunzelnd. Insgesamt sei es ein noch laufender Prozess. „Es gab Berührungsängste“, die würden aber abgebaut.

Nicht nur da sei man im Stadtteil auf einem guten Weg. „Allerdings gibt es noch kariöse Stellen“, sagt Frischemeier und verweist auf ein Beispiel direkt vor der Tür: Die Schrottimmobilie Simonsstraße 45. Die wird bekanntlich zwangsversteigert (die WZ berichtete), doch Frischemeier ist skeptisch, dass sich dann die Situation zum Guten wendet. Ein möglicher Käufer müsste schon viel Geld in die Hand nehmen, um den Bau wieder in Schuss zu bringen. Und wenn, dann sei ja auch nur ein Schandfleck verschwunden. „Wir haben am Arrenberg leider noch eine ganze Reihe.“