Wuppertal Auch ohne eigenen Pkw effizient
Mobilitätsforscher Oscar Reutter über Familien ohne Auto.
Menschen, die ohne Auto im Haushalt leben, sind gar nicht so anders als diejenigen, die ihr Auto für unverzichtbar halten. Aber an ein paar Stellen treffen sie andere Entscheidungen. Oscar Reutter vom Wuppertal Institut beschreibt einige typische Situationen und Phänomene., die die Mobilitätsforschung festgestellt hat.
Familien: Ein Kind erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Paar ein Auto hat. „Die Mobilität mit Kindern wird komplexer“, sagt Oscar Reutter. „Man muss mehr koordinieren.“ Das Auto - als „Alltagsvereinfachungsmaschine“ - helfe dabei, das zu bewältigen. Familien ohne Auto organisieren ihre Mobilität besonders effizient - sie sind erfahrene Mobilitätsmanager, die jeden Rationalisierungskniff kennen.
Wohnung: Das Leben ohne Auto wird leichter, wenn man beim Umzug seine Wohnung so wählt, dass Wege gut zu Fuß oder mit dem ÖPNV zu erledigen sind. „Statistisch zeigt sich das zum Beispiel daran, dass in innerstädtischen Wohngebieten, wo alles dicht beinander liegt und damit gut erreichbar ist, überdurchschnittliche viele Haushalte kein Auto haben.“
Freizeit: Wer kein Auto hat, um jederzeit überall hinzufahren, organisiert seine Freizeit einfach danach, dass die Freizeitziele auch ohne Auto gut erreichbar sind. „Das wird als ganz selbstverständlich angesehen und nicht als Defizit erlebt“, betont Reutter. Ist ein Ziel besonders wertvoll, aber schwer zu erreichen, wird auch schon mal ein Carsharing-Auto genutzt.
Kinder: Bei Autofahrten brauchen Eltern Spielzeug, um die Kinder während der Fahrt zu beschäftigen. Wer mit dem ÖPNV unterwegs ist, kann sich selbst mit dem Kind beschäftigen. „Das Unterwegssein wechselt den Charakter“, sagt Oscar Reutter. „Es ist nicht mehr nur für die Fortbewegung verbrauchte Zeit, sondern gewonnene gemeinsame Qualitätszeit mit dem Kind.“