Auf Kontrollgang mit dem Schlagloch-Fahnder
Schäden auf und an den Straßen bergen Gefahren. Deswegen wird ständig kontrolliert.
Wuppertal. Es braucht kein Schlagloch-Suchgerät, um Straßenschäden auszumachen. Die Augen von Horst Brinkmann sehen alles. „Das kommt mit den Jahren“, sagt er. Auf einer Platte auf dem Johannes-Rau-Platz wackelt er hin und her, Frost hat sie gelockert. Er trägt den Befund in seinen PDA (persönlicher digitaler Assistent) ein. „Die Platte wird angehoben, es kommt Sand drunter, und dann wird sie neu eingesetzt.“
Seit sieben Jahren geht der 55-Jährige für die städtische Straßenkontrolle auf die Suche nach Schäden. Etwa drei Stunden sind für die Barmer Innenstadt eingeplant, die er seit drei Jahren „begeht“. Der Werth, der Alte Markt — das ist für ihn schon eine Art Wohnzimmer.
Brinkmann streift mit seinem Schuh über aufgeplatzte Pflastersteine der Schuchardstraße. Ein prüfender Blick nach unten. „Denen gebe ich noch zwei drei Wochen.“ Übersieht Brinkmann auch mal was? Er hebt die Hände. „Das kann schon mal vorkommen.“ Doch selbst privat hat er ein Auge auf die Wege. „Andere sagen dann: ’Guck doch nicht immer auf den Boden!’“
Ein Riss auf der Zwinglistraße muss nicht vermerkt werden: „Ist noch nicht so schlimm.“ Auf dem Alten Markt zündet Brinkmann sich eine Zigarette an. Ein Transporter biegt vor ihm in den Werth ein. „Man könnte für den Lieferverkehr eine Stichstraße nehmen, den Rest müssten sie zu Fuß machen — dann meckern aber die Geschäftsleute“, sagt er.
Die Innenstadt Barmens liegt für heute hinter ihm. Ist er zufrieden? Er nickt. Wenn seine Funde ausgebessert wurden. Jetzt sind Straßen in Oberbarmen dran. Er startet den Wagen, auf dem hinten „Straßenkontrolle“ steht. Auf dem Weg nach Oberbarmen ruckelt das Auto häufig. Gibt es im Tal denn auch Straßen, auf denen man ruhig fahren kann? Brinkmann grinst. „Ja, aber selten.“ Kleinere Schäden werden nicht notiert. „Wenn es tiefer wäre — oder auf Durchgangsstraßen“, sagt er und nickt nach hinten in Richtung eines kleinen Schlagloches. Doch für solche Kleinigkeiten fahren die Kollegen gar nicht erst raus.
An der Möddinghofe wirft er einen strengen Blick auf die Fahrbahn. „Da muss mal wieder was reingedonnert werden.“ Wie zwei Augen liegen dort zwei Gullys nebeneinander — mit beträchtlichen Augenringen. Brinkmann sieht es sich aus der Nähe an. Dann fährt er weiter, an beschädigten Bordsteinen vorbei. „Die reparieren wir nicht“, sagt er. „Lkws machen die sowieso wieder kaputt.“
Die Flicken auf der Straße sind provisorisch, Dauerlösungen nicht in Sicht. „Nicht bei der Schuldenlage.“ Mit jedem Winter werde es schwieriger, das Niveau zu halten. Trotzdem: „So wie die Bevölkerung immer meint, so schlecht sind die Straßen auch nicht.“