Augentropfen falsch dosiert: Frühchen schwer verletzt
Fahrlässige Körperverletzung: Die St. Anna-Klinik geht von Fehlern zwischen den behandelnden Ärzten und einer Apotheke bei der Übermittlung der Rezeptur aus.
Wuppertal. Drei Säuglinge sind am 7. Februar dieses Jahres auf der Neugeborenen-Intensivstation der St. Anna-Klinik an der Vogelsangstraße zum Teil schwer verletzt worden. Grund ist die falsche Dosierung von Augentropfen, die zu Verätzungen der Hornhäute der Kinder geführt hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Namentlich Beschuldigte gibt es noch nicht.
Wie ein Kliniksprecher am Dienstag bestätigte, hatten die Frühchen — ein Mädchen und zwei Jungen — zur Vorbereitung einer routinemäßigen Untersuchung am Vormittag Augentropfen bekommen. Laut Klinik hätten die Säuglinge nach Verabreichung der Tropfen „stark abwehrende Reaktionen“ gezeigt. Das Pflegepersonal habe daraufhin die zuständigen Ärzte hinzugezogen. Diagnose: Bei den drei Frühchen wurden Verätzungen der Hornhaut im Auge festgestellt. Der Grad der Verätzungen ist offenbar unterschiedlich hoch. Am schlimmsten sollen die Verletzungen bei einem Anfang Januar geborenen Jungen aus Solingen sein.
Mit einer medizinischen Bewertung hielt sich die Staatsanwaltschaft am Dienstag zurück. Bei dem schwer verletzten Jungen seien Folgeschäden nicht ausgeschlossen, hieß es. Am Dienstag gab der Klinikverbund, der für die Neugeborenen-Intensivstation verantwortlich ist (siehe Kasten rechts) auf WZ-Nachfrage eine Erklärung ab: „Als Ursache für diesen Zwischenfall sind eine Falschübermittlung der Rezeptur unter den behandelnden Ärzten sowie unvollständige Prüfungen der zuständigen Apotheke ermittelt worden“, hieß es am Nachmittag.
Bei den Ärzten handelt es sich um einen Kinderarzt und eine Augenärztin von Helios. Beide seien weiterhin im Dienst. Durch die Erkennung der Ursache und der Fehlerkette sei „eine weitergehende Gefährdung für die Betroffenen oder weitere auf der Neugeborenen-Intensivstation versorgte Kinder ausgeschlossen“, heißt es in der Erklärung weiter. Und: Man habe bewusst die zuständigen Ermittlungsbehörden eingeschaltet. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass der Klinikverbund am 10. Februar den Unfall gemeldet habe. Ein Behörden-Sprecher: „Wir gehen von Fahrlässigkeit aus.“
Laut Klinikverbund werden derzeit die internen Abläufe „intensiv“ untersucht. Klinik-Sprecher Martin Mackenberg-Hübner: „Wir setzen alles daran, dass sich ein solcher Fehler nicht wiederholen kann.“
Fakt ist: Die verletzten Kinder sind weiter in der St.-Anna-Klinik in Behandlung. Wie die WZ erfuhr, ist der Säugling aus Solingen bereits an den Augen operiert worden. So soll die befürchtete Einschränkung des Sichtfeldes durch die Verätzung so gering wie möglich gehalten werden.
Bei den beiden anderen Kindern sei die Prognose hinsichtlich ihrer Sehkraft positiv. Die behandelnden Ärzte hätten zudem einen unabhängigen Experten hinzugezogen, der die Kinder zusätzlich untersucht habe und die Behandlung begleitet — in Abstimmung mit den Eltern.
Klinik-Sprecher Mackenberg-Hübner: „Wir stehen mit den Eltern der Kinder in engem Kontakt, haben sie sofort über die Situation und die fehlerhafte Rezeptur informiert und halten sie auf dem Laufenden.“ Laut Staatsanwaltschaft liegt seitens der betroffenen Eltern bislang keine Strafanzeige vor.