Stadtentwicklung Aus der Brache wird ein soziales Stadtteilprojekt

Montag-Stiftung, Stadt und Projektgesellschaft wollen auf dem Bünger-Gelände kooperieren. In die Fabrik sollen eine Kita, Gewerbe und gemeinnützige Projekte ziehen.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Der Umbau und die Entwicklung des Geländes der ehemaligen Textilfabrik Bünger in Wichlinghausen nimmt jetzt konkrete Formen an. Eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt, der Montag-Stiftung und der Projektgesellschaft „Urbane Nachbarschaft BOB gGmbH“ soll die Zusammenarbeit festzurren. Derzeit sind die städtischen Gremien für ein Votum gefragt, damit der Stadtrat am 24. September die Unterzeichnung beschließen kann.

Nach Angaben von Johanna Debik, Geschäftsführerin der Projektgesellschaft, ist die Familie Bünger auf die gemeinnützige Montag-Stiftung Urbane Räume zugekommen. Der Familie war wichtig, das auf dem Gelände ein gemeinwohlorientiertes Projekt entsteht.

Nach einer Quartiersstudie und einer Machbarkeitsstudie 2017 hat die Stiftung beschlossen, sich bei der Entwicklung des Geländes zu engagieren. Die Montag-Stiftung Urbane Räume gehört zu den Montag-Stiftungen und will in städtischen Quartieren soziales Miteinander, Chancen für Benachteiligte und bürgerschaftliches Engagement stärken. Die Stiftung gründete im November 2017 die gemeinnützige Projektgesellschaft „Urbane Nachbarschft BOB gGmbH“. Die hat im Juli ihr Büro an der Wichlinghauser Straße 31 eröffnet.

Geplant ist, die ehemaligen Fabrikhallen zu sanieren, die Flächen dann als Kita, Schulräume, für Qualifizierungsprojekte und für Gewerbe sowie für gemeinnützige Projekte zu nutzen. Etwa 1000 Quadratmeter sollen gemeinnützigen Aktivitäten von nachbarschaftlichen Initiativen in den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung und Sport zur Verfügung gestellt werden. Dabei sollen die Erlöse aus der Vermietung die gemeinnützigen Projekte finanzieren und nach zwei Jahren tragen.

Die zum Gelände gehörenden Wohnhäuser am Krühbusch 9 und 9a sollen mit Fördermitteln der Wohnraumförderung saniert und modernisiert werden, es soll ein gemeinschaftlicher Wohnhof mit bezahlbaren Wohnungen entstehen.

Für die Umsetzung stellt die Familie Bünger der Projektgesellschaft Grundstück und Gebäude im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags zur Verfügung, der zunächst für 66 Jahre abgeschlossen ist - unter Verzicht auf den Erbpachtzins. Eine Verlängerung um weitere 33 Jahre ist möglich.

Aus der Brachfläche zwischen Wichlinghauser Straße und Max-Planck-Straße soll ein Nachbarschaftspark entstehen in Form eines öffentlich zugänglichen Gartens. Die Herstellung will die Stadt mit Hilfe von Städtebaufördermitteln und Geld aus dem Regional- und Strukturfonds übernehmen.

Beim Anlegen und bei der Bewirtschaftung des Gartens sollen Bürger einbezogen werden - das ist ein wesentlicher Baustein des Gesamtprojekts. Mit dem 4500 Quadratmetern großen Park bleibt damit die wichtige Freifläche im Stadtteil erhalten.

Im März hatten Landschaftsarchitekten des Büros Atelier Le Balto ihre Vorschläge für den Park vorgestellt. Zur Vorlage für die politischen Gremien gehört ein Entwurf mit Obstwiesen, Anbauflächen, vielen Bäumen und Sitzbänken.

Als erste Gremien haben jetzt der Jugendhilfeausschuss und die Bezirksvertretung Oberbarmen den Plänen ihren Segen gegeben. Renate Warnecke (SPD), Vorsitzende Jugendhilfeausschusses, ist begeistert von dem Engagement der Montag-Stiftung, eine Industriebrache zu einem sozialen Stützpunkt umzubauen: „Ich finde enorm, was die da machen.“

Und Christel Simon (CDU), Bezirksbürgermeisterin von Oberbarmen, lobt: „Wenn ein jahrelang brachliegendes Gelände so entwickelt wird, dann freut sich ganz Wichlinghausen.“ Sie hofft, dass die Ideen so schnell wie möglich realisiert werden.

Beim Nachbarschaftspark muss dabei der bürokratische Weg eingehalten werden: Stimmt die Wuppertaler Politik zu, sollen noch im Dezember dieses Jahres die Fördermittel beantragt werden.

Nach Angaben der Stadtverwaltung ist Mitte/Ende 2019 mit einer Bewilligung zu rechnen, der Baubeginn könnte 2020 sein, Fertigstellung im Jahr 2021.