Energieerzeugung Die Fertighäuser sind gut vernetzt

Die Musterhäuser der Fertighauswelt verbindet ein Energienetz. Das erzeugt mehr Strom als gebraucht wird.

Georg Lange, Christoph Windscheif, Sven Gauter und Achim Hannott (v.l.) vom Bundesverband Deutscher Fertigbau erwarten am 23. September viele Gäste. Foto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna (as)

Am Sonntag, 23. September, feiert die Fertighauswelt an der Schmiedestraße ihr fünfjähriges Bestehen mit einem Familienfest. An diesem Tag können die Besucher bei freiem Eintritt nicht nur die 19 Ausstellungshäuser von 19 Firmen besichtigen, sondern sie betreten mit der Fertighaus-Siedlung ein Reallabor, in dem die Entwicklung nachhaltiger und energieeffizienter Quartiere erforscht wird. Die 19 Musterhäuser sind auf dem 18 000 Quadratmeter großen Areal wie ein stadtnahes Wohnquartier angelegt worden. Sie sind miteinander vernetzt, was zu einer insgesamt positiven Energiebilanz führt. „Im zweiten Jahr haben die Musterhäuser ein Energieplus von rund 37 500 Kilowattstunden erzeugt, der Überschuss reicht für das Empfangsgebäude samt Gastronomie und die gesamte Beleuchtung des Geländes aus“, sagt Georg Lange, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF). Mit der darüber hinaus erzeugten Energie könnte ein Elektrofahrzeug 12 300 Kilometer zurücklegen.

Nachbarstreit ist in der Fertighauswelt kein Thema

Hans Erhorn, Leiter der Abteilung Energieeffizienz und Raumklima am Fraunhofer-Institut für Bauphysik, wies im Rückblick auf das seit drei Jahren laufende Forschungsprojekt, auf die Besonderheit des Experiments hin. „Die Voraussagen treffen im Mittel zu, dabei ist der Standort Wuppertal für die Sonnenenergie nicht einmal ideal“, sagte Erhorn. Zwar verzeichnete Wuppertal in diesem Jahr besonders viele Sonnenstunden, aber aufgrund der extremen Hitze liefen die Klimaanlagen in den Musterhäusern entsprechend intensiv, was für einen erhöhten Stromverbrauch sorgte.

Wann es im realen Leben zu einer energetischen Vernetzung in Wohnquartieren mit einer optimalen Größe von 15 bis 20 Häusern kommen werde, hänge im wesentlichen vom Gesetzgeber ab. Der hat ein grundsätzliches Interesse an diesem Modell, denn das Projekt wurde mit Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert.

„Die Technologie ist da, es ist mehr ein fiskalisches Problem“, sagt Hans Erhorn, der davon ausgeht, dass es zudem noch weitere Verbesserungen bei der Speichertechnik geben wird. Rechtliche Fragen im Verhältnis der Nachbarn untereinander müssten im wahren Leben allerdings eindeutig geklärt sein. Die Gefahr eines Nachbarstreits über Stromrechnungen besteht in der Fertighauswelt, die tagsüber lediglich von den Verkäufern und Beratern sowie ihren Gästen „bewohnt“ wird, schließlich nicht. Die Häuser haben eine Wohnfläche von 142 bis 397 Quadratmeter. Das Forschungsprojekt ergab, dass die Energiebilanz der Häuser recht unterschiedlich ausfallen kann – was zum einen von der mit Photovoltaik genutzten Dachfläche, aber auch vom Stromverbrauch im Gebäude abhängt. Die Ausstattung mit Wärmepumpen – wie heute bereits bei 80 Prozent aller Fertighäuser – ist in der Fertighauswelt Wuppertal obligatorisch. Rund 15 Millionen Euro wurden in die Mustersiedlung investiert.

241 708 Besucher zählte die Fertighauswelt von der Eröffnung 2013 bis zum 1. September 2018. Im vergangenen Jahr kamen allein 42 962 Besucher. Wuppertal ist einer von fünf Standorten der Fertighauswelt. Nur in München und Nürnberg verkaufe der einzelne Hersteller mehr Häuser. Der BDF betreibt insgesamt fünf Hausausstellungen. „Die meisten Besucher in Wuppertal kommen aus der Bergischen Region und dem Umland“, sagt Christoph Windscheif, Ausstellungsleiter des BDF. Wuppertal, Solingen und Remscheid zählten schon seit Jahren zu den Städten in NRW mit dem höchsten Anteil an Fertighaus-Neubauten. Der durchschnittliche Auftragswert betrage 320 000 Euro, das sei bundesweit ein Spitzenwert.