Jahresbilanz Ausbildungsmarkt steht unter spürbarem Corona-Einfluss

Wuppertal · Die Marktpartner im Bergischen Städtedreieck verzeichnen weniger Ausbildungsverträge und sinkende Bewerberzahlen. Doch seit Oktober gibt es verstärkt Aktivitäten, die zur Nachvermittlung von Ausbildungssuchenden und Betrieben führen.

 Trotz negativer Bilanz konnten die Marktpartner mit verstärkten Nachvermittlungsaktivitäten seit Oktober vermehrt Ausbildungsverträge sichern. 

Trotz negativer Bilanz konnten die Marktpartner mit verstärkten Nachvermittlungsaktivitäten seit Oktober vermehrt Ausbildungsverträge sichern. 

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Die Agentur für Arbeit Solingen – Wuppertal und ihre Partner haben Bilanz für das abgelaufene Ausbildungsjahr 2019/2020 gezogen und festgestellt: sowohl die Zahlen der Bewerber als auch die der Ausbildungsstellen sind im Corona-Jahr deutlich gesunken. Doch seit Oktober gibt es verstärkte Nachvermittlungsaktivitäten und Unternehmen nutzen vor allem die „Ausbildungsprämie plus“ und stellen mehr Ausbildungsplätze als üblich zur Verfügung.

„Wie zu erwarten war, hat sich die Corona-Pandemie trotz aller Bemühungen der Ausbildungsmarktpartner auf das Ausbildungsmarktgeschehen ausgewirkt. Sowohl bei den Ausbildungsstellen als auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern sind Rückgänge zu verzeichnen. Gleichzeitig steigt die Zahl der unversorgten Ausbildungssuchenden“, fasst Martin Klebe, Leiter der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, das abgelaufene Ausbildungsjahr zusammen. Die Zahl der Bewerber ist dabei in Remscheid um knapp ein Viertel am stärksten gesunken (von 875 auf 658 Bewerber). In Wuppertal ist die Bewerberzahl dagegen im Corona-Jahr nur um 6,9 Prozent auf 2485 Bewerber gesunken. Im vergangenen Jahr waren es noch 2670 Bewerber.

Im jährlichen Pressegespräch mit den Ausbildungsmarktpartnern verkündete Klebe die Bilanz des vergangenen Ausbildungsjahres. Das wichtigste Ergebnis sei die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge, welche um 13,4 Prozent geringer ausgefallen ist. Insgesamt wurden weniger als 3300 Verträge abgeschlossen, das sind 508 Verträge weniger als im Vorjahr. Damit liegt das Bergische Städtedreieck nur knapp unter der durchschnittlichen Veränderung in NRW von minus 12,7 Prozent.

Ausbildungsjahr endete nicht
wie üblich am 30. September

Da sich das Ausbildungsgeschehen und die zeitlichen Abläufe aufgrund der Pandemie nach hinten verschoben hatten, hätten die Agentur für Arbeit und ihre Partner im Ausbildungskonsens beschlossen, dass das Ausbildungsjahr nicht wie gewohnt am 30. September endete. Die gemeinsame Bilanz zu Beginn des neuen Jahres zeigt, dass sich die verstärkte Nachvermittlung seit Oktober bewährt. Waren im September 2020 noch 404 Jugendliche im Bergischen Städtedreieck auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, sind es aktuell nur noch 152. Auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in den drei Städten sank von 343 auf 64.

Dass Ende des Jahres wieder vermehrt Bewerber vermittelt werden konnten, bestätigt Carmen Bartl-Zorn, Geschäftsführerin der Bergischen Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid (IHK). „Wir haben zum 31. Dezember 2033 neue Ausbildungsverträge im Bezirk registrieren können“, so Bartl-Zorn. Die Marktpartner hätten einen hohen Nachholeffekt erzeugen können, was alle sehr erfreut habe. „Wir müssen trotzdem feststellen, dass es 275 Verträge weniger sind als im Vorjahr, das sind 11,8 Prozent.“ Das Problem sei weiterhin, dass aufgrund der Kontaktbeschränkungen auch mit Blick auf das neue Jahr, keine persönlichen Azubi-Datings stattfinden können. Es gebe aber neue Vermittlungsmöglichkeiten, per Video Call und Telefon, bei denen Bewerber beraten werden und den richtigen Ausbildungsplatz finden können. Ein gutes Beispiel sei das Matching Portal Bergisches Azubi-Dating „Voll digital“, welches bis Ende Juli weitergeführt werden soll. Sascha Bomann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal, stellt ebenfalls fest, dass sich das Jahr aufgrund fehlender Berufsorientierungsaktionen als ein „sehr schwieriges Jahr“ gestaltet habe. Doch Online-Aktionen hätten noch einige Unentschlossene und Betriebe zueinander bringen können. „Erfreulich ist, dass es auch leichte Steigerungen an neuen Verträgen gibt“, so Bomann. „In Solingen kann sich das Maler-, das Tischler- und das Kfz-Handwerk über ein Plus an neuen Ausbildungsverträgen freuen.“ In Wuppertal gebe es ebenfalls eine Zunahme an neuen Ausbildungsverträgen im Maler- und Tischlerhandwerk.

Außerdem konnten mit der Ausbildungsprämie einige Ausbildungsplätze gesichert werden. So nutzten Unternehmen im Bergischen Städtedreieck vor allem die „Ausbildungsprämie Plus“, die einen Zuschuss von 3000 Euro pro Azubi garantiert, wenn mehr Ausbildungsverträge als in den Jahren zuvor abgeschlossen wurden. 94 Unternehmen erhielten diese Prämie, 43 davon in Wuppertal, 34 in Solingen und 17 in Remscheid.