Uni Wuppertal Corona macht Studierende einsam
Die Iranerin Mahsa Najafabadi lernt an der Uni Wuppertal und fühlt sich ohne ihre Familie isoliert.
Lernen in den eigenen vier Wänden statt im Hörsaal ist für viele Studierende nicht einfach. Gerade für Studierende aus dem Ausland bedeuten Distanzsemester und Vorlesungen als Videokonferenz daheim eine große mentale Belastung, schließlich haben sie vor Ort weder Familie noch Freunde, auf die sie zurückgreifen können.
Zurzeit studieren 27 ausländische Studenten vor Ort an der Bergischen Universität Wuppertal. Eine von ihnen ist Mahsa Najafabadi. Sie stammt aus dem Iran und ist Sprachstudentin an der Bergischen Uni. Seit einem Jahr lebt sie in Deutschland – allein. Ihr Ehemann befindet sich nach wie vor im Iran und wartet dort auf die Bewilligung seines Visums. Nach bestandener Sprachprüfungen möchte Mahsa Najafabadi in Wuppertal im Master Informatik studieren – aber nur mit dem Ehepartner an ihrer Seite.
Seit August 2020 liegt sein Visumsantrag der Ausländerbehörde vor – und Mahsa Najafabadi ist es leid, zu warten. „Ich habe meinen Mann seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen“, sagt sie und klagt über Einsamkeit und depressive Verstimmungen. „Ich fühle mich mental sehr schlecht und habe es 20 Tage lang nicht geschafft, mein Zimmer zu verlassen.“ Dem Rat ihrer Dozentin folgend hat Mahsa Najafabadi sich mittlerweile mit dem Wunsch nach psychologischer Betreuung an die Zentrale Studienberatung gewandt.
Ausländische Studenten leiden
oft unter finanziellem Druck
Die dort tätige Psychologin Iryna Zavhorodnya weiß, wie bedrückend die aktuelle Situation besonders für ausländische Studierende sein kann. „Ein Kulturwechsel ist generell immer eine Herausforderung“, sagt sie. Durch die Corona-Pandemie wären allerdings noch weitere Schwierigkeiten hinzugekommen. „Der finanzielle Druck zum Beispiel.“ Bei Studierenden aus Nicht-EU-Ländern stehe oft die ganze Familie hinter der Finanzierung des Auslandsaufenthalts. Aufgrund der Corona-Pandemie befänden sich diese Familien jetzt oft selbst in finanziellen Nöten und könnten kein Geld schicken. Studentenjobs, zum Beispiel in der Gastronomie, können im Lockdown nicht ausgeübt werden.
„Auf der anderen Seite fühlen sich die Studierenden einsam und isoliert. Besonders diejenigen, die erst während der Pandemie nach Wuppertal gekommen sind, haben es schwer, Kontakte zu knüpfen“, erklärt Iryna Zavhorodnya und berichtet von einem Studenten, der aufgrund der Reisebeschränkungen nicht zur Beerdigung seines Vaters ins Heimatland fliegen konnte.
Aber auch deutsche Studierende, gerade Erstsemester, würden sich verloren fühlen. „Die Zentrale Studienberatung bietet in diesen Fällen für alle offene Sprechstunden, psychologische Beratung und Leitfäden zum Download zu Achtsamkeit und Glücklichsein an. Wir haben bereits im April auf die Pandemie-Situation reagiert und Tipps und Arbeitsmaterialien zum besseren Studieren ‚at home’ ins Netz gestellt“, berichtet die Uni-Psychologin.
Sie rät den Studierenden zudem – auch wenn es schwer fällt – in Zoom-Konferenzen neue Kontakte zu knüpfen. Außerdem sei es hilfreich, Strategien zu entwickeln, mit denen man selbst aus einem Stimmungs-Tief wieder herausfände. „Das kann ein Anruf zu Hause sein oder Sport.“
Für das Sommersemester plant das Team der Zentralen Studienberatung einen digitalen Welcome Drink für alle ausländischen Studenten und hofft, bei besserem Wetter persönliche Treffen im Freien anbieten zu können. „Aktuell läuft unsere Beratung vollständig über Zoom und Telefon. Wir versuchen, viel aufzufangen, aber die persönliche Ebene ist nicht zu ersetzen.“