Autoknacker (27) angeschossen
Einsatz: Nach einem Festnahmeversuch auf der Rückbank eines BMW wurde ein per Haftbefehl gesuchter Mann am Arm und am Gesäß getroffen.
Wuppertal. Der Hinweis kam gegen 3.45 Uhr in der Nacht zu gestern. Ein Zeuge hatte auf der Worringer Straße in der Südstadt einen Autoknacker beobachtet. Eine Zivilstreife nahm sich des Falls an und ertappte prompt einen jungen Mann auf dem Rücksitz eines BMW aus Bergisch Gladbach - mithin auf frischer Tat. Laut Staatsanwaltschaft forderten die Zivilbeamten mit vorgehaltener Schusswaffe den Mann auf, seine Hände zu zeigen. Das tat er offenbar auch. Doch dann gab es einen Knall. Und der war Auslöser für mehrere Schüsse, die von einem der Beamten auf den Tatverdächtigen abgegeben wurden.
Der Knall zuvor rührte offensichtlich vom Zerschlagen der Heckscheibe her. Durch sie kletterte der Autoknacker ins Freie, versuchte zu Fuß zu flüchten. Doch der Zivilbeamte traf ihn - nach aktuellem Ermittlungsstand in den Oberarm und ins Gesäß. Sekunden später war die Flucht zu Ende. Der Angeschossene wurde in ein Krankenhaus gebracht, dort operiert, schwebt dem Vernehmen nach aber nicht in Lebensgefahr.
Ein unbeschriebenes Blatt ist er offenbar nicht. Laut Staatsanwaltschaft lebte der Litauer illegal in Deutschland, ist vorbestraft. Außerdem wurde er wegen einer ausstehenden eineinhalbjährigen Gefängnisstrafe per Haftbefehl gesucht, wie sich nach der Überprüfung der Personalien herausstellte. Wegen Drogenhandels war der Mann verurteilt worden, hat seine Strafe bislang aber nicht abgesessen.
Bewaffnet war der 27-Jährige offenbar nicht. Am BMW fand sich allerdings eine Taschenplampe. Wahrscheinlich hat der Mann damit die Scheibe eingeschlagen. Das würde auch den Knall erklären. Abschließend geklärt ist der Fall noch nicht. Gestern Vormittag nahmen Experten des Landeskriminalamtes (LKA) den Tatort an der sonst ruhigen Worringer Straße akribisch unter die Lupe.
Die beiden Zivilbeamten - dem Vernehmen nach erfahrene Beamte - sind weiter im Dienst. Laut Staatsanwaltschaft haben sie bislang zu dem Einsatz und den Schüssen keine Aussage gemacht. Die Staatsanwaltschaft sieht bislang keinen Anlass, ein Ermittlungsverfahren gegen die beiden Kollegen einzuleiten. Oberstaatsanwalt Alfons Grevener gestern zur WZ: "Wir werden die Ermittlungsergebnisse abwarten." Bislang steht offenbar auch nicht fest, wie oft geschossen wurde.
Getötet Der Gebrauch von Schusswaffen ist bei der Wuppertaler Polizei ausgesprochen selten. Der jüngste Fall datiert aus dem Jahr 1999. Seinerzeit durchsuchte die Kripo in Vohwinkel eine Wohnung. Dabei soll der Bewohner - bei ihm sollen mehrere Waffen gefunden worden sein - plötzlich das Feuer auf die Beamten eröffnet haben. Die Polizisten schossen zurück, trafen den Mann tödlich. Im Dienst getötet wurden bislang zwei Mitarbeiter der Kreispolizeibehörde Wuppertal. Bei einem Rauschgifteinsatz in Solingen wurde 1999 ein Beamter von einer Kugel getroffen. In Remscheid starb zwei Jahre später eine junge Polizeibeamtin nach einer Messerattacke.