Luxus-Autos Laute PS-Protze ärgern Anwohner in Wuppertal

Wuppertal · Mit leistungsstarken Autos machen junge Männer Krach — sehr zum Leidwesen der Anwohner. Die Polizei hat die Szene im Blick.

Am Pfingstmontag sorgten die Autoposer wieder für Ärger in der Elberfelder City. Ein Anwohner fotografierte die drei Luxuschlitten, die lautstark durch die Innenstadt fuhren.

Foto: ja/Thomas Pusinelli

Anwohner in der Elberfelder Innenstadt kommen sich am Wochenende und an Feiertagen häufig vor, wie unfreiwillige Gäste einer Auto-Schau mit PS-starken Boliden. Die „Poser-Szene“ wird immer mehr zum Ärgernis: Vornehmlich junge Männer, die mit hochgerüsteten Fahrzeugen Krach machen, ihre Autos und vor allem sich selbst feiern.

Thomas Pusinelli, der an der Ecke Neumarkt-/Kasinostraße wohnt, kann ein Lied davon singen. An Pfingsten sorgten die Fahrer mehrerer Luxuskarossen zuletzt für Ärger bei ihm und den Nachbarn. „Ich wohne im vierten Stock, habe leider alles gut im Blick und im Ohr“, sagt er. Immer wieder seien die Männer im Kreis durch die Innenstadt gefahren. „um sich dem Publikum im Scoozi zu präsentieren“. Dabei ließen sie die Motoren aufheulen und bretterten, so Pusinelli, mit Vollgas von der Ampel Neumarktstraße in Richtung B7. „Im ersten Gang“, so der Ohrenzeuge, damit es noch besonders laut ist.

Über den Nachmittag bis in den frühen Abend habe sich das Spektakel gezogen. Zur Krönung habe einer der Männer seinen Ferrari dann noch zeitweise in der Fußgängerzone geparkt. Die Polizei sei dann wohl alarmiert worden, habe aber nicht einmal ein Knöllchen verteilt, kritisiert Pusinelli.

Als „junge Männer, die sich über hochwertige Autos selbst darstellen wollen“, beschreibt Polizeisprecher Stefan Weiand die Poser-Szene. Diese sei natürlich ein Thema bei der Polizei, der Schwerpunkt liege in Elberfeld. „Wir gehen dagegen vor“, sagt Weiand. Ein Problem sei, dass die Poser selten geballt auftreten. Sie fielen aber auf, alleine durch die Fahrzeuge. Immer wieder im Kreis durch die Innenstadt zu fahren, sei aber nicht verboten, so Weiand. „Auch wenn der eigentliche Zweck einer Autofahrt sein soll, von A nach B zu kommen.“

Anders sieht es bei den typischen Aktionen der Poser aus, wie eben den Motor aufheulen und die Reifen durchdrehen zu lassen oder „Donuts“, kreisrunde Bremsspuren, auf der Fahrbahn hinterlassen. Das falle aber in den Bereich der Ordnungswidrigkeiten, wenn nicht Menschen gefährdet werden, und koste nur zehn bis 20 Euro Strafe. Wenn auf kurzen Strecken beschleunigt wird, würde auch zu schnelles Fahren geahndet

Anwohner kritisieren zu wenig Kontrollen

Genau das würde aber zu selten kontrolliert, sagt Rainer Schmitt-Sasse, Eigentümer der Immobilie, in der Pusinelli wohnt und in deren Erdgeschoss das Scoozi untergebracht ist. „Ich habe immer wieder Beschwerden meiner Mieter und der Gäste des Scoozi und bekomme es ja auch selbst mit, wenn ich da bin“, sagt er. Die Geräuschkulisse sei schwer erträglich, vor allem, wenn die PS-Protze versuchen, von der Herzogstraße in Richtung Ohligsmühle zu beschleunigen. „Da müsste sich die Polizei öfter hinstellen und messen.“

Mehrfach kamen die Poser und der Ärger, den sie verursachen, auch schon in der Bezirksvertretung Elberfeld zur Sprache. Da ging es vor allem um eine Bar an der Luisenstraße, vor der sich die Fahrer trafen.

Dass die Fälle zunehmen, bestätigt Tim Geißler, Wuppertaler Anwalt schwerpunktmäßig für Verkehrsstrafsachen und -ordnungswidrigkeiten. Konkrete Zahlen gebe es zwar nicht, aber er spricht von einem „signifikanten Anstieg“. Ein Grund dafür sei eine Gesetzesänderung. Früher galt Posen ebenso wie illegale Autorennen als Ordnungswidrigkeit. Die Rennen sind mittlerweile aber als Straftat eingestuft mit deutlich höheren Strafen. Minimum zwei bis drei Monatsgehälter Geldstrafe, Verlust des Führerscheins und möglicherweise noch eine Sperre obendrauf. Und das Auto selbst wird unter Umständen beschlagnahmt.

Laut Geißler versuche die Polizei vor allem die Raser zu erwischen — und kassiere dabei auch oft die Poser mit ein. Aus derem typischen Gehabe „wird schnell ein Rennen gemacht“, sagt der Anwalt. Der dazugehörige Paragraf sei in dieser Hinsicht auch relativ unbestimmt. Er nennt als Beispiel einen Mandanten, dem vorgeworfen wird, von der Ausfahrt der A46 in Barmen bis zur B7 runter ein Rennen gefahren zu sein. Dabei, so Geißler, habe der Mann nur „gepost“. Unschuldig sei er deshalb nicht, räumt er ein, „das ist auch nicht erlaubt, aber es geht um das Strafmaß“. Dass es mehr Poser als früher gibt, erklärt sich Geißler auch damit, dass es leicht und gar nicht so teuer sei, an „Protzkarren“ heranzukommen. Schon für 499 Euro Leasingrate „gibt es einen 500 PS starken Mercedes“.

Die Poser, so heißt es aus Polizeikreisen, haben oft einen „südländischen Hintergrund“, definieren sich vor allem über ihre Autos. Wirklich strafen könne man diese deshalb vor allem, in dem man den Wagen beschlagnahmt. Wird einer der Fahrer kontrolliert, wird automatisch eine Halterabfrage gemacht, so die Polizei, auch um die Eigentumsfrage zu klären. Ergebnis dabei: Viele der hochpreisigen Autos sind geleast oder geliehen.