Literatur Autor Usama al Shahmani in Wuppertal: „Deutsch gibt mir Freiheit“

Wuppertal · Der irakische Autor Usama al Shahmani las im Café Ada aus seinem Debütroman.

Usama al Shahmani.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wenn ein im Irak verfolgter Schriftsteller in die deutschsprachige Schweiz flüchtet, um dort ein neues Leben zu beginnen, dann muss er sich auf so manchen Kulturschock einstellen. Neue Sprache, neue Sitten, andere Mentalitäten, unbekanntes Essen – die Herausforderungen sind vielgestaltig und lauern an allen Ecken. Und mitunter wird der Geflüchtete mit Arten der Freizeitgestaltung konfrontiert, die in seinem Heimatland völlig unbekannt sind. So erging es zumindest dem 1971 in Bagdad geborenen Usama al Shahmani, der am Freitagabend im Rahmen der Reihe „Literatur auf der Insel“ im Café Ada aus seinem Buch „In der Fremde sprechen die Bäume arabisch“ las.

Im Fall von al Shahmani war es eine irakische Bekannte, die mit einem Schweizer verheiratet war, und den Autor mit der Idee des Wanderns vertraut machte. „Es war für mich unbegreiflich zu hören, dass die Leute in der Schweiz einfach so zu Fuß gehen – in den Wäldern, Bergen, Tälern, auf schwierigen Wegen“, rezitierte al Shahmani aus dem Kapitel „Der Baum der Liebe“ in seinem autobiographischen Erstlingswerk. Die arabische Sprache kenne kein Wort für „Wandern“ berichtete er. Das Tun der Bekannten erschien ihm denn auch höchst zweifelhaft: „Ich fand keinen nachvollziehbaren Grund, wozu dieses Wandern gut sein soll.“

Ausgehend von dieser kulturellen Fronterfahrung zieht der Autor und Literaturwissenschaftler in der Geschichte Verbindungen zu seiner Familie, die Bedeutung der Sprache und die Auseinandersetzung mit der Natur. Denn eine Liebe zum einzelnen Baum habe er durchaus, gesteht er in der Episode.

Die Sprache al Shahmanis ist einfach und zugleich hoch poetisch, arbeitet mit starken Bildern, humoristischen Einschüssen und einer rührenden Offenheit, die ihre Wirkung auf das Publikum nicht verfehlte. Die zahlreichen Besucher im Café Ada lauschten den Ausführungen des Autors auf jeden Fall ergriffen, auch der eine oder andere Seufzer war zu hören.

Im Gespräch mit den beiden Gastgebern des Abends, Torsten Krug und Uta Atzpodien, erzählte al Shahmani aus seinem bewegten Leben. Wer den Autor mit seinem schweizerischen Dialekt hörte, mochte kaum glauben, dass er erst 2002 wegen eines regimekritischen Theaterstückes aus seinem damals noch von Saddam Hussein regierten Heimatland geflohen war. Mit 31 Jahren in der Schweiz angekommen, musste er sein Leben auf eine neue Basis setzen, verbrachte fast zwei Jahre in Flüchtlingsunterkünften und brachte sich selbst Deutsch bei. Dass er nun auch in der Sprache seines Gastlandes schreibt, liege daran, dass ihm das Deutsche eine Freiheit gebe, „die ich auf arabisch nicht habe“, erklärte er. Zudem ist al Shahmani auch als Übersetzer tätig, käme allerdings nie auf die Idee, seinen Roman in seine Muttersprache zu übersetzen. Ihm sei sein Buch so genug, sagte er -  verfasst in einer besonderen Sprache: eben „Arabisch auf deutsch geschrieben“.