Axel Müller: Urgestein der Gerichtsinsel im Ruhestand
Vier Jahrzehnte lang war er Protokollführer am Landgericht.
Wuppertal. Mord, Totschlag, Korruption — Axel Müller hat alles gesehen — also aufgeschrieben, genauer gesagt, mitgeschrieben: Mehr als vier Jahrzehnte lang war der gebürtige Remscheider Protokollführer in den Strafkammersitzungen des Wuppertaler Landgerichts. Dienstag gab der 62-Jährige seinen Ausstand — stilecht im Saal 127 des alten Landgerichts.
Und ähnlich wie bei den ganz großen Kriminalfällen der Vergangenheit war der Saal rappelvoll. Die Richterschaft und die Kollegen sagten „Danke“ und „Auf Wiedersehen“. Der Ruheständler war auch Dienstag die Zurückhaltung in Person, aber dennoch sichtlich gerührt über die zahlreichen Besucher.
Keine Frage: Der Mann, der seine Karriere 1968 in Remscheid begann und 1971 ans Landgericht Wuppertal wechselte, hat Einiges erlebt. So gilt er als einziger Protokollführer im Landgerichtsbezirk, der jemals einen Befangenheitsantrag eines Verteidigers kassierte. Dabei hatte er die Vorsitzende Richterin nur pflichtschuldig an die versäumte Vereidigung eines Zeugen erinnern wollen.
Das ist alles Geschichte, quasi verjährt. Und so verteilte Landgerichtspräsident Josef Schulte gern gehörtes Lob. Axel Müller sei „immer absolut zuverlässig“, aber auch ein „Schlitzohr“ gewesen. Zustimmendes Nicken im Saal 127. Schultes Fazit: „Wir werden Sie wirklich sehr vermissen.“ Langer Applaus — und Axel Müller wischte sich verstohlen übers Gesicht. Dann war er wieder ganz der Alte und eröffnete das reichhaltige Büffet. Natürlich „im Namen des Volkes.“