WZ-SERIE To-do-Liste fürs Bewerbungsgespräch

Wuppertal · Truc Ly Nguyen und Michaela Uelkes bringen Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle und Ausbildungsbetriebe zusammen. Die Expertinnen wissen, worauf es beim Bewerbungsgespräch ankommt.

Michaela Uelkes und Truc Ly Nguyen beraten Bewerber und Unternehmen. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die gute Nachricht: Die Einladung zum Bewerbungsgespräch ist da. Die schlechte: Einfach hingehen, das reicht nicht. Schon beim Anruf aus dem erhofften Ausbildungsunternehmen sollte man vorbereitet sein. Einiges sollte längerfristig organisiert, manches kann kurzfristig vor dem Treffen mit den Firmenvertretern geregelt werden. Was vorher, währenddessen und auch noch danach beachtet werden muss, wissen Truc Ly Nguyen und Michaela Uelkes. Die beiden Mitarbeiterinnen der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein bringen als Fachberaterinnen Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammen. Mit ihrer Hilfe ist die To-do-Liste für das Portal azubistartpunkt.de entstanden.

Was längerfristig zu organisieren/checken ist:

Mit dem Abschicken des Bewerbungsbriefs geht die weitere Vorbereitung eigentlich los. „Man sollte regelmäßig seine E-Mails checken, wenn man sich beworben hat. Denn die sind ja zeitnah zu beantworten“, rät Michaela Uelkes. Auch mit einem Anruf des möglichen zukünftigen Arbeitgebers muss man rechnen. „Und sich dann vernünftig am Telefon melden, mit seinem Namen“, sagt die Expertin. Ein fragendes „Hallo“ reicht nicht. Bevor es auf den letzten Drücker nicht mehr klappt, sollte man die passende Kleidung zuhause haben. Was passend ist? „Auf jeden Fall kein Jogginganzug“, sagt Nguyen. Uelkes: „Ich beschreibe das immer so: Tragt das, was ihr zum 80. Geburtstag der Oma anziehen würdet. Da geht man ja auch normalerweise adrett hin.“ Adrett heißt zum Beispiel nicht, dass ein Anzug beziehungsweise Kostüm sein muss. „Außer man will zur Bank, Versicherung oder ins Immobiliengeschäft“, sagt Nguyen. Sonst reichen auch Hemd und Jackett beziehungsweise Bluse und Blazer. Grundsätzlich gilt: nicht zu viel Haut, also keine Tops, kurzen Hosen. Jackett und Blazer bleiben an, außer bei 40 Grad. Turnschuhe sind tabu. „Auch die neuen stylischen“, sagen die beiden. Tattoos würden sie, wenn es geht, verbergen, und Piercings im Gesicht mal rausnehmen.

Wenn Mail oder Anruf kommen:

Mit der Einladung zum Bewerbungsgespräch bittet das Unternehmen womöglich noch um Infos oder Unterlagen, die schnell abzuliefern sind. Spätestens jetzt sollte für das Gespräch an sich geübt werden. Das heißt zuerst, Infos zur Berufsausbildung und zum Unternehmen zum Beispiel von dessen Internet-Seite zusammenstellen. „All das sollte man auch erzählen können“, sagt Nguyen. Also vorher durch lautes Aufsagen üben. Auch den Lebenslauf sollte man aufzählen können.

Der wichtigste Tipp: Die 100 häufigsten Fragen aus Bewerbungsgesprächen, die im Internet zu finden sind, von jemandem stellen und das Gespräch mit den Antworten filmen lassen. „Jemand, den man mag, fragt und filmt einen mit dem Handy. So kann man alles durchspielen und man sieht: Fuchtel ich mit den Händen rum oder spiele mir an den Haaren?“, zählt Uelkes auf. So könne man auch an seiner Haltung arbeiten: „Brust raus, Schultern zurück, nicht zu lässig sitzen“, ist Nguyens Kurzformel.

Fragen, die in jedem Bewerbungsgespräch gestellt werden, und auf die man die Antworten trainieren kann, sind laut Truc Ly Nguyen: „Was bedeutet dir dieser Beruf? Was macht diese Firma? Warum bist du der Richtige für die Firma bzw. Ausbildungsstelle? Was sind deine Stärken und Schwächen? Welche Hobbys hast du?“ Uelkes ergänzt: „Wenn jemand sagt, Erzählen Sie mal etwas über sich.‘ will er eigentlich auch nur wissen, warum man glaubt, dass man die oder der Richtige für diese Stelle ist.“

Wenn es Lücken gibt:

„Wer nicht weiß, welche Stärken und Schwächen er überhaupt hat, sollte mal mit seinen Eltern oder Lehrern darüber sprechen“, empfiehlt Uelkes. Außerdem sollte man Lücken im Lebenslauf erklären und zu schlechten Schulnoten etwas sagen können. Vielleicht kann man mit anderen Tätigkeiten punkten, hat ein Praktikum gemacht oder übernimmt zuhause Aufgaben, wie zum Beispiel den kompletten Schriftverkehr für die Eltern oder ähnliches. „Auch auf jeden Nebenjob kann man stolz sein. Jemand arbeitet in einem Imbiss? Toll, er geht regelmäßig zur Arbeit, hat Kundenkontakt und vieles mehr“, erläutert Nguyen. Wer in der Freizeit zum Beispiel Fußball spielt, kann mit seinen Team-Player-Fähigkeiten Eindruck machen.

Kurzfristig vorbereiten/checken:

Noch schnell rasieren? Der Bart darf bleiben. „Das ist ja gerade in“, sind sich die Beraterinnen einig. „Aber er sollte gepflegt sein.“ Frisur und eventueller Bart sollten dem Bewerbungsfoto entsprechen. Also Haare nicht umfärben oder massiv kürzer schneiden. Den Mädels empfehlen die IHK-Mitarbeiterinnen: „Nicht zu viel Schminke und eher auch keine grünen Fingernägel oder so.“ Eine Ausnahme für extravagantes Aussehen gibt es: In kreativen Berufen, zum Beispiel in der Werbeagentur, kann es auch mal etwas außergewöhnlicher sein.

Was mitzunehmen ist:

Eltern können einen bringen, sollten aber vor Ort nicht in Erscheinung treten. Mitnehmen sollte man Bewerbungsunterlagen, Block, Stift. „Um sich dran festzuhalten einerseits“, sagt Uelkes, „und um sich Notizen zu machen.“ Notizen heißt: Stichpunkte. „Kein Protokoll.“ Man kann auf dem Block auch vorab seine Stärken und Schwächen als Gedankenstütze und zum Beispiel einmal Fragen aufschreiben. Nguyen: „Selbst wenn man nicht dazu kommt, diese Fragen zu stellen, weil sie einem schon ungefragt beantwortet werden. Man kann zum Beispiel, wenn man gefragt wird, ob man noch etwas wissen will, sagen: ,Ich hatte mir ein paar Fragen notiert, aber die haben Sie alle schon beantwortet.‘ Das zeigt Interesse.“

Im Gespräch selbst:

Man soll sich nicht verstellen, sagen die Beraterinnen. „Aber das Beste rausholen.“ Und das geht mit dem ersten Eindruck los. Zu ihm gehören ein fester Händedruck und Augenkontakt. Im Anschluss kommen entweder konkrete Fragen oder der Bewerber wird gebeten, etwas von sich selbst zu erzählen. Wichtig ist bei Fragen: Nicht zu kurz antworten, aber auch nicht ins Plappern geraten. Wird man gefragt, ob man selbst noch etwas wissen möchte, sollte man seine vorbereiteten Fragen auf dem Schirm haben. Ausschließlich nach Urlaubstagen und Gehalt zu fragen, kann einen falschen Eindruck hinterlassen. Das klärt man im zweiten Gespräch.

Am Ende des Gesprächs:

„Ganz zum Schluss gibt man allen noch mal die Hand, bedankt sich für das Gespräch“, so die Beraterinnen. Nicht fluchtartig den Raum verlassen. Man kann auch fragen, wann man mit einer Antwort rechnen darf.