Wuppertal Bahn-Sperrung: Pendler haben das Nachsehen

Die Deutsche Bahn stellt ihr Konzept zum Schienenersatzverkehr während der Oster- und Sommerferien vor. Oberbürgermeister Andreas Mucke ist skeptisch. Und er ist nicht der Einzige.

Bald für insgesamt acht Wochen vom Streckennetz abgekoppelt: der Bahnhof Vohwinkel. Genau wie der Rest der Wuppertaler Bahnstrecken. Archiv

Wuppertal. „Dass es haken wird, davon bin ich überzeugt“, sagte Martin Husmann, Vorstandssprecher des Verkehrsverbandes Rhein Ruhr (VRR) gestern über die Zeit in den Oster- und Sommerferien, wenn Wuppertal für den Stellwerksneubau insgesamt acht Wochen vom Streckennetz abgekoppelt wird. Bei der Pressekonferenz im Wuppertaler Rathaus stellte die Deutsche Bahn (DB) ihr Konzept für die umfangreichen Bauarbeiten vor — und musste einräumen. Nicht zu leugnen war auch seitens der Bahn, dass Pendler und Reisende sich trotz aller Bemühungen auf erhebliche Beeinträchtigungen einstellen müssen.

Bald für insgesamt acht Wochen vom Streckennetz abgekoppelt: der Bahnhof Vohwinkel. Genau wie der Rest der Wuppertaler Bahnstrecken. Archiv

Foto: U. Schinkel/M. Kehren

Ein 14 Kilometer langes Stück Strecke zwischen Gruiten und Unterbarmen muss für das neue elektronische Stellwerk (ESTW) und weitere Arbeiten gesperrt werden. Der östlichste Bahnhof in Betrieb ist dann Wuppertal Oberbarmen, im Westen ist es Düsseldorf Gerresheim. Im Norden ist Velbert, im Süden Solingen die Begrenzung. Das neue ESTW soll die mechanischen Stellwerke Gruiten, Wuppertal Hauptbahnhof und Wuppertal Vohwinkel aus den 1960er und 1970er Jahren ersetzen. Außerdem werden in der Bauphase Gleise erneuert und der Wuppertaler Hauptbahnhof modernisiert und unter anderem barrierefrei gemacht. Die komplette Umbaumaßnahme kostet die Deutsche Bahn 32 Millionen Euro. 387 Signale müssen aufgestellt, 98 Weichen an die neue Technik angeschlossen und 374 000 Meter Kabel verlegt werden.

Fraglich bleibt, wie der Zeitplan mit eingerechneten 40 Minuten Fahrt zwischen Wuppertal und Düsseldorf etwa eingehalten werden soll. Regulär fahren der RE 4 und der RE 13 zweimal pro Stunde und Richtung diese Strecke. Während der Bauarbeiten sollen Ersatzbusse diese Strecke viermal pro Stunde und Richtung fahren. Für die Vertreter der Bahn ist es aber ein bekanntes Problem, dass die Straßen in Wuppertal und vor allem die A 46 unter dem Berufsverkehr eh schon stark leiden.

Wie gut die jeweils fünf Gelenkbusse pro Fahrt dann durchkommen, ist auch für Oberbürgermeister Andreas Mucke unklar. „Ich bin skeptisch, ob die Fahrtzeiten eingehalten werden können“, so Mucke. Die Stadt habe bereits in Gesprächen mit der IHK versucht, Arbeitgeber dazu zu bewegen, ihren pendelnden Mitarbeitern in den Ferien flexiblere Arbeitszeiten oder Möglichkeiten zum Home-Office anzubieten.

Besonders die noch gesperrte B7 trage zu den erschwerten Verkehrsbedingungen bei. Ende März könne die Stadt bekanntgeben, ob die wichtige Verbindungsstraße während der zweiten Bauphase der Bahn in den Sommerferien wieder freigegeben wird. Die Bahn hat vor drei Monaten Testfahrten durchgeführt.

Reisende vom Bahnhof Vohwinkel haben keine Schnellbus-Verbindung nach Düsseldorf. Das sei nicht realisierbar gewesen. Fernreisende, etwa im ICE nach Berlin, werden über Düsseldorf und das Ruhrgebiet umgeleitet. Dafür werde die ohnehin schon belastete Strecke weitestgehend vom Güterverkehr befreit.

Die Bahn verspricht sich durch das moderne Stellwerk langfristig weniger Störungen und Verspätungen. 50 Prozent der derzeitigen Verspätungen sei Problemen in der Infrastruktur geschuldet, so Peter Alsbach, Leiter der Produktionsdurchführung der Bahn in Düsseldorf. „Das Ganze ist eine Herkulesaufgabe. Aber sie ist notwendig“, betont Alsbach.

Die Haltestelle für die Ersatz-Schnellbusse am Hauptbahnhof Wuppertal soll auf der Brücke vor der Historischen Stadthalle errichtet werden. Vor Ort sollen Bahnmitarbeiter und entsprechende Beschilderung Reisenden bei der Orientierung behilflich sein. Gleiches gilt für Oberbarmen.