Bahnhofsmission hilft durch die Service-Wüste
Seit Beginn der Bauarbeiten sind die Mitarbeiter im Hauptbahnhof oft die einzigen Helfer in der Not für gestrandete Fahrgäste.
Wuppertal. Nie war die Arbeit der Wuppertaler Bahnhofsmission so wertvoll wie heute. Auf der Baustelle im Hauptbahnhof sind die Mitarbeiter der Bahnhofsmission während der Dienstzeit von 8.30 bis 18 Uhr zumeist die einzigen menschlichen Ansprechpartner für Hilfesuchende. Und die gibt es reichlich, denn der Hauptbahnhof befindet sich während des Umbaus am Döppersberg in einem Zustand zwischen Provisorium und Zerfall.
„Älteren, sehbehinderten und körperlich behinderten Menschen haben wir in vielen Fällen geholfen, aber wir können natürlich nicht der Bahn und der Stadt komplett die Verantwortung abnehmen“, sagt Melanie Spahn-Müller, Leiterin der Wuppertaler Bahnhofsmission. „Unsere Einsätze haben sich seit Beginn der Bauarbeiten mehr als verdoppelt“, sagt Bernd Nerlich, der zwölf Ein-Euro-Jobber anleitet, die zurzeit für die Bahnhofsmission tätig sind. „Wir wissen zum Beispiel, dass morgens um 9 Uhr die blinde Frau Müller von Gleis zu Gleis geleitet werden muss“, schildert Bernd Nerlich.
Die Bahn hat sich bis auf den Ticket-Verkauf im Reisebüro-Container und die Information an Gleis 3 personell komplett aus dem Hauptbahnhof zurückgezogen. Allein die Unterstützung von Rollstuhlfahrern wird noch von Bahnmitarbeitern übernommen. Für die Zustände im Hauptbahnhof hat auch die Stadt Wuppertal viel Kritik einstecken müssen, obwohl dies gar nicht ihr Zuständigkeitsbereich ist. Doch die Übergänge sind fließend. Für viele Fahrgäste gehört die provisorischen Fußgängerbrücke am Köbo-Haus schon zum Umfeld des Bahnhofs. Der Stadtrat hatte die Verwaltung deshalb aufgefordert, die Situation für Reisende zu verbessern.
„Die Bahnhofsmission hat sich bereit erklärt, die Stadt zu unterstützen“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Sie hofft, dass weitere Arbeitskräfte über das Jobcenter als Baustellen-Lotsen bereitgestellt werden. Außerdem plant die Stadt, die Wege zwischen City und Hauptbahnhof mit farbigen Linien und Fußspuren auf dem Boden zu markieren, um die Orientierung zu verbessern.
Gerade die Ausfälle des Fahrstuhls an der Brücke sorgten für Ärger, denn sie treffen behinderte Menschen besonders. Mitarbeiter der Bahnhofsmission begleiten die Menschen sogar bis zur Schloßbleiche oder holen sie dort ab, doch aus versicherungstechnischen Gründen dürfen sie niemand tragen.