BAP macht ganz großes Kino
Die Kultband hat den Stecker gezogen und begeistert in der Stadthalle mit einer melancholischen Seite.
Wuppertal. Zeugen eines feinen Konzerts von besonderer Güte und Intensität wurden die Besucher am Sonntagabend in der restlos ausverkauften Stadthalle am Johannisberg. Mehr als drei Stunden nahmen Wolfgang Niedecken und seine BAP sie bei der „Zieht den Stecker Tour 2014“, gewissermaßen „unplugged“, mit auf eine Reise mit über 20 Alben und 38 Jahre Bandgeschichte.
„Schön habt ihr’s hier“, meinte Niedecken und blickte zurück auf den Auftritt von 1982 an gleicher Stelle, wo „wir uns vor 3500 Leuten gefühlt haben wie die Beatles“.
Punkt acht Uhr bis 25 Minuten vor Mitternacht präsentierte die siebenköpfige Formation nicht nur Songs, die, wie Niedecken „warnte“, nur Lieschen Müller kennt, sondern vornehmlich Stücke für Spezialisten und Raritäten, häufig im melancholisch angehauchten Gewand, wunderschön arrangiert und sehr intim.
Überhaupt durften sich die Zuschauer aufgrund der herzlichen und authentischen Art des Kölners in der familiären Atmosphäre an diesem Abend bestens amüsiert haben. Natürlich gab es sie auch: Die Momente, wo es niemanden auf den Sitzen hielt und der Saal tobte, beispielsweise bei „Verdamp lang her“, „Rita“ oder dem Liebeslied schlechthin, „Do kanns zaubere“.
Doch es waren eher die ruhigen, zum Teil neu arrangierten Stücke, mit denen eine Band in Topform mit traumwandlerischer Sicherheit und ungeschminkter Sensibilität dem Publikum Zeit für Sentimentalität und Nostalgie schenkte. Mit kleinen berührenden Geschichten Niedeckens, beispielsweise über sich und seinen Schutzengel, die Freundschaft, Reiseanekdoten von Marokko und Südamerika oder Kindersoldaten in Uganda, gab es auch genügend Raum zum Innehalten.
Die Instrumentierung, die die großartigen Musiker zu einem ganz besonderen Erlebnis machten, ließ bei sage und schreibe 27 Songs keine Wünsche offen: bei Klängen von Cello, Geige und Contrabass, Gitarren, Klavier und Percussion über die Pedal-Steel, Mundharmonica bis hin zu orientalischen Instrumenten wurde jeder Titel zum Ohrenschmaus.
Vom ersten Stück „Noh all dänne johr“ über „Magdalena“, „Autobahn“, fantastischen Soli und Übergängen, etwa von „Gulu“ zu „Jupp“, bis zum Finale „Sendeschluss“ blieben die spielfreudigen Künstler inspiriert. „Es war uns ein Fest“, meinte Niedecken denn auch sichtlich zufrieden kurz vor Mitternacht.
„Ich höre sonst nur Hardcore und Punk, doch dieses Konzert war auch etwas Besonderes für Menschen, die keine BAP-Fans sind“, war Corinna Molls aus Unna sichtlich beeindruckt. Anja Laubner aus Wuppertal gefiel die Auswahl der Stücke: „Ein tolles, breitgefächertes Repertoire, das mich in meiner Jugend begleitet hat.“ „Für mich als geborene Kölnerin, aber seit 30 Jahren in Wuppertal wohnhaft, sind das Heimatklänge“, war auch Gertrud Beyer, die sich besonders über „Verdamp“ und „Zaubere“ freute, begeistert von einem Konzert, das noch lange nachklingen wird.