Baulücke am Werth ist ein Ärgernis

Eigentlich soll an dieser Stelle ein Geschäftshaus entstehen. Doch es gibt Bau-Probleme.

Foto: Andreas Fischer

Werth. Wer zum ersten Mal durch die Fußgängerzone über den Werth in Barmen schlendert, der sieht mit verständnislosem Erstaunen, dass zwischen dem Kaffeeröster und einem Imbiss auf dem unteren Teil von Barmens wichtigster Geschäftsstraße in bester Lage eine Lücke klafft. Und zwar auf einer Fläche von 30 mal zehn Quadratmetern, die — durch Dachpappe abgedeckt — jetzt den Tauben als Nist- und Ruheplatz dient und freien Blick auf die Schuchardstraße zulässt. „Ein Ärgernis, das beseitigt werden muss“, da sind sich Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke, das Dezernat Bauen und Wohnen und auch der Eigentümer, die Carola-Finkensieper-Katzer-Kindernothilfe-Wuppertal-Stiftung, vertreten durch ihren Vorstandsvorsitzenden Christian Katzer, einig.

„Alle wollen, dass dort ebenfalls ein repräsentatives Geschäftshaus hinkommt, aber trotzdem kommen die Beteiligten nicht weiter. Das ist nur zu bedauern“, sagt auch Frank Zitlau, Mitglied der Bezirksvertretung Barmen. Christian Katzer, Witwer der verstorbenen Eigentümerin Carola Finkensieper, hat das Areal der „Carola Finkensieper-Katzer Kindernothilfe-Wuppertal-Stiftung“ geschenkt, die eng mit dem Jugendamt und dem Kinderhospiz im Burgholz zusammen arbeitet. Katzer will der Stiftung auch die Mieteinnahmen aus dem allseits gewünschten Geschäftshaus zugutekommen lassen. Er plant den Bau eines zweigeschossigen von Glas dominierten Hauses, für das bisher sieben Interessenten, darunter eine Bank, ihr Interesse bekundet haben.

Dass es noch nicht zum Neubau gekommen ist, liegt an den verschiedenen Auffassungen über die Art und Weise des Einbaus von Stahlträgern, die zur Stabilisierung des Gebäudes unerlässlich sind. „Unter anderem darf ich die frühere Wand nicht mehr als Bauträgerwand benutzen“, merkt Christian Katzer an und ärgert sich, dass man ihm dies nicht vor dem Abriss mitgeteilt habe.

Bezüglich der verschiedenen Auffassungen erklärt Jochen Braun, Leiter des städtischen Ressorts Bauen und Wohnen: „Bauordnung und Bauplanungsrecht lassen hier keinen Ermessensspielraum. Da gibt es nur Ja oder Nein“, wobei Braun sich bezüglich näherer Erläuterungen auf den Datenschutz beruft.

Der Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe-Stiftung verweist seinerseits auf einen Verstoß gegen die Bauordnung auf dem Nebengrundstück: „Vorgeschrieben ist eine fünf Meter lange Brandschutzwand. Die auf dem Nachbargrundstück beträgt jedoch höchstens vier Meter. Wenn man genau nach den Buchstaben des Gesetzes vorgeht, müsste auch da eingegriffen werden.“

Das Nachbargrundstück mit dem vom Kaffeeröster gemieteten Ladenlokal ragt zudem rund 25 Zentimeter in das Stiftungsgrundstück hinein, wie ein Blick auf die durch einen roten Punkt markierte Grundstücksgrenze zeigt. „Dadurch, dass durch neue Wände ein komplett neuer Gebäudekörper entstehen soll, verringert sich die Nutzfläche um 15 Quadratmeter.“ Die Einnahmen dafür gehen der Stiftung im Laufe der geplanten Jahrzehnte verloren, das ist für Christian Katzer ein weiterer Grund zu Verdruss.

„Es liegt in unser aller Interesse, dass eine tragfähige Lösung gefunden wird“, sagt Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke, dem die ungenutzte Fläche wie den meisten Barmern ein Dorn im Auge ist. „Es ist bedauerlich, dass die möglichen Einnahmen eines Geschäftshauses nicht der Kindernothilfe zugutekommen“, sagt Katzer und scheint wenig gewillt, von seinen Bauplänen abzurücken. Ein Ortstermin mit allen Beteiligten und Experten soll eventuell am 15. Juni eine Lösung bringen.