Wichlinghausen Baustelle: Anwohner sauer, Bäcker fürchtet um Existenz

In der Kreuzstraße verlegen die Stadtwerke neue Wasserleitungen. Bis Dezember bleiben etwa 200 Meter Straße gesperrt.

Foto: Anna Schwartz

Wichlinghausen. Eine Bäckerei, die weder von Kunden noch von Lieferanten angefahren werden kann, weil sie inmitten einer Großbaustelle liegt: Das klingt nicht nach einem tragenden Businesskonzept. Doch was sollen Gewerbetreibende tun, wenn sich plötzlich vor ihrem Laden tiefe Krater auftun und die Straße Monate lang nicht mehr befahren werden kann? Diese Frage stellen sich Thomas und Anja Röder, die an der Kreuzstraße die gleichnamige Bäckerei betreiben.

„Wir haben kürzlich einen Flyer der Stadtwerke im Hausflur liegen gehabt, die uns darüber informieren, dass wenige Tage später die Kreuzstraße wegen Bauarbeiten gesperrt wird“, berichtet Anja Röder und zeigt das Schreiben, das sie in Existenzangst gestürzt hat: „Ab Mitte Juni ist die Durchfahrt im Abschnitt von Hermannstraße bis Allensteiner Straße durch die Baustelle nicht mehr vorhanden“, schreiben die Stadtwerke. „Ebenfalls ist auch kein Parken im Baustellenbereich möglich. Diese Bauarbeiten sind, bis auf die Fahrbahnfeinschicht, Mitte September abgeschlossen.“ Danach, so steht es auf der Rückseite des Faltblatts, soll die Baustelle zwischen Gennebrecker und Hermannstraße verlagert werden. Baugeräte und Material sollen aber bis zur Fertigstellung der Arbeiten Ende Dezember im hinteren Bereich gelagert bleiben — also dort, wo Röders ihren Laden und die Backstube haben.

Für die Eheleute ist das ein großes Problem: „Wir sind ein Produktionsbetrieb. Wenn hier keiner mehr durchkommt, können wir unsere Läden schließen und unsere Mitarbeiter entlassen“, befürchtetet Bäckermeister Thomas Röder.

Drei Geschäfte gehören zu dem Familienbetrieb, der seinen Hauptsitz seit rund 50 Jahren an der Kreuzstraße hat. Hier werden die Backwaren hergestellt, die auch in den beiden Filialen verkauft werden. „Wir produzieren hier. Aber wenn unsere Zulieferer mit ihren Lastwagen nicht mehr auf unseren Hof fahren können, können wir nicht produzieren“, befürchtet der Bäcker. „Dabei haben wir doch die Verantwortung für 20 Mitarbeiter.“

Kritik üben die Röders insbesondere an der späten Information durch die Stadtwerke: „Ich hätte mir gewünscht, dass alle Anwohner vor einem halben Jahr informiert worden wären und nicht ein paar Tage vorher. Damals hätten wir noch Alternativen überlegen können“, so Thomas Röder. Einen Verkaufswagen hätte er dann gemietet, um seinen Kunden wenigstens in der Nähe Brot und Brötchen anbieten zu können — so er denn überhaupt welche backen kann. Aber jetzt sei es zu spät, um sich über alternative Verkaufsmöglichkeiten Gedanken zu machen.

„Wir sind unserer Informationspflicht nachgekommen“, verteidigt Friedrich Rainer, Sprecher der Stadtwerke, das Vorgehen. Ob die Anwohner tatsächlich erst eine Woche vorher informiert worden seien, könne er nicht sagen, aber „wir können natürlich erst dann über eine Baustelle informieren, wenn tatsächlich feststeht, dass sie auch kommt.“ Auf der Wurfsendung seien sogar die Telefonnummern der Verantwortlichen angegeben, betont Friedrich: „Wer große Probleme mit der Baustelle hat, soll sich dorthin wenden“. Grundsätzlich sollen aber die Anwohner weiterhin Zufahrt zu ihren Garagen und Höfen erhalten, damit keine Schwierigkeiten auftreten.

Dass während der Bauarbeiten in der Straße die ohnehin schon sehr knappen Parkplätze für die Anwohner wegfallen, sehen die Röders als Privatleute mit Sorge, obwohl sie Kummer gewöhnt sind: „Die Parkplatzsituation hier an der Kreuzstraße ist ohnehin schon schwierig. Wo sollen die Nachbarn parken, wenn sie nicht mehr auf ihre Garagenhöfe fahren können und es vor den Häusern keine Parkmöglichkeiten gibt?“, fragt sich Thomas Röder. Seine Frau vermutet, dass die Anwohner dann ihre Fahrzeuge abends notgedrungen irgendwo in der Baustelle abstellen und die Stadt dann Knöllchen verteilt. „Das haben wir an der Königsberger Straße, die bis vor Kurzem gesperrt war, schon miterlebt.“