Baustelle Elberfeld: Die Mauer muss weg — zumindest teilweise
Die Chancen für den Erhalt der wiederentdeckten Stadtmauer stehen schlecht.
Wuppertal. „Wir sind sehr glücklich, dass wir dieses Stück Wuppertaler Stadtgeschichte ergraben konnten.“ Es war ein frohgemuter Baudezernent Frank Meyer, der am Mittwoch zum Ortstermin an der Stadtwerke-Baustelle am Wall eingeladen hatte. Dort ist inzwischen ein zweites Stück historischer Elberfelder Stadtmauer ans Tageslicht gekommen — neben einem Teil des mittelalterlichen Mühlentores nun auch ein Abschnitt der daran anschließenden Ringmauer. „Ein sensationeller Fund, der endlich unser Bild der Siedlung Elberfeld konkretisiert“, sagt auch Wuppertals Denkmalpfleger Uwe Haltaufderheide. Doch was des Forschers Freude ist, stört zugleich massiv den Fortgang der Großbaustelle am Mirker Bach. Das könnte für die historischen Funde bedeuten: Die Mauer muss weg.
Aus Sicht der Wuppertaler Stadtwerke gilt es nämlich auf der Kanalbaustelle am Wall vor allen Dingen eines zu halten: den Zeitplan. Der ist angesichts des enormen Aufwands, mit dem der Mirker Bach unter der Wupper hindurch an der Wuppersammler angeschlossen werden muss, eng. Im August 2012 müssen die Bauarbeiten (Kosten: gut 3,5 Millionen Euro) abgeschlossen sein. Das wiederum schreibt der nicht minder enge Zeitplan für den Umbau am Döppersberg vor.
Wie berichtet, wird der Wall in den nächsten Jahren für den Zweirichtungsverkehr geöffnet, um den Busverkehr in Elberfelds Mitte aufrecht erhalten zu können. Bauarbeiten sind am Wall dann nicht mehr möglich. Fazit: Für die WSW zählt jeder Tag.
Wegen der Funde ruht die Baustelle im Bereich derzeit aber notgedrungen. Weil jeder Ausfalltag für einen Bauherrn bares Geld ist, lassen die Stadtwerke derzeit berechnen, was es für sie kostet, dass die Archäologen die historischen Mauerreste freilegen. Erste Schätzung, so hieß es am Mittwoch: „Auf jeden Fall mehrere zehntausend Euro.“ Tragen müssten das Stadt oder Stadtwerke. Weiteres Problem: Die historischen Mauerreste sind der Kanal-Baustelle im Weg.
Daher steht jetzt schon fest: Der am nördlichen Ende der Baugrube gelegene Teil der alten Ringmauer wird nach der Dokumentation durch die Archäologen abgetragen, um einem Schachtbauwerk zu weichen. Auch dem Fundament des Mühlentors könnte dies drohen. Derzeit prüfen die Fachleute nämlich noch, wie tief die Fundstücke in den Boden hineinreichen und ob man den neuen Kanal des Mirker Bachs in gut sechs Metern Tiefe darunter durchführen könnte. Nur wenn das klappt, bleibt die Mauer erhalten. Eine Entscheidung dazu fällt laut den Stadtwerken frühestens Ende der Woche.
Die abgetragenen Mauerreste könnten theoretisch erhalten werden — das entscheiden Bezirksregierung und Landschaftsverband. Ein Teil der alten Stadtmauer also als Monument im Tal, etwa im historischen Zentrum? Da ist Meyer nicht mehr ganz so frohgemut: „Letztlich ist das auch eine Frage der Finanzierung.“
“ Das Kamerateam von WZ-TV hat die Bau- und Fundstelle ebenfalls besucht. Den Beitrag sehen Sie im Internet auf:
www.wz-wuppertal.de