Show Beatles-Show findet tausendstimmiges Echo
„Yesterday“-Produktion erntete in der Stadthalle viel Applaus.
Beatlemania in der Historischen Stadthalle? Die „Yesterday“-Show machte es möglich. Vier Musiker, die ganz nah an die Beatles herankommen – das ist der Clou des Musicals. Sie sahen aus wie die Originale, bewegten sich wie sie. Und wer sich auf den Sound konzentrierte, meinte sogar, die Stimmen von John, Paul, George und Ringo zu hören. Die London West End Beatles, wie sich das Quartett nennt, schmetterten „Yeah! Yeah! Yeah!“ – und das euphorische Echo kam aus fast tausend Kehlen. Ob Großeltern- oder Enkelgeneration – alle wurden von der Begeisterungswelle mitgerissen, die bis zur letzten Zugabe nicht verebbte.
Wahrscheinlich war es der ungebremste „Yeah! Yeah! Yeah!“-Refrain, der „She Loves You“ 1963 an die Chartspitze katapultierte. Diesem Durchbruch folgte eine Erfolgsgeschichte, die selbst mit der Auflösung der Beatles 1970 kein Ende nahm. Fünfzig Jahre später erzählt „Yesterday“ die Karriere der vier Jungs, die von Liverpooler Kellerclubs aus die Bühnen der Welt eroberten.
Chronist auf der Stadthallenbühne war Michael Seeboth. Er schlüpfte in die Rollen von Manager Brian Epstein, Produzent George Martin und weiteren Weggefährten, die sich mit einigem Recht „fünfter Beatle“ nennen können. Den Schlagzeuger Pete Best stellte er als in Ehren ergrauten Pilzkopf dar, der – unterstützt durch an die Wand projizierte Fotos – von der harten Lehrzeit der Band in Hamburg berichtete.
Den Vogel schoss Seeboth als Polizist ab, der das phonstark rockende Quartett abwürgte – und dafür vom Publikum mit Buhrufen eingedeckt wurde. Dabei ist selbst diese Störaktion historisch verbürgt. Beim letzten Live-Auftritt der Beatles auf einem Londoner Dach kam es zu einem Massenauflauf, und die Bobbys beendeten das Konzert.
Die Musiker bewiesen
ein gutes Gespür für Hymnen
Hauptakteure blieben aber die London West End Beatles. Sie durchliefen die (nicht nur musikalischen) Stilwechsel der 60er Jahre. Sie waren die ungehobelten Jungs in Lederjacken, die der Musik ihrer amerikanischen Idole nacheiferten. In den von Epstein verordneten Anzügen lieferten sie ein Hitmedley von „All My Loving“ bis „A Hard Day’s Night“ ab. Die vom „Sgt. Pepper“-Albumcover abgeguckten Fantasieuniformen markierten den Übergang zum Psychedelic-Rock.
Da bewies die Band nicht nur ihr Gespür für Hymnen à la „With A Little Help From My Friends“ – ein Mitsingangebot, das das Publikum gern annahm. Auch „Strawberry Fields Forever“ funkelte so vielfarbig wie die Lightshow. Der Song war nicht hundertprozentig live. Kein Wunder. Schließlich hätten auch die Original-Beatles Mühe gehabt, die orchestralen Arrangements der „Pepper“-Ära ohne Hilfe zu performen. Und wer genau hinsah, konnte Uwe Müller, den musikalischen Leiter von „Yesterday“, auf der Hinterbühne entdecken. Er begleitete die Band durchgängig auf verschiedenen Instrumenten.
„Ob-la-di, ob-la-da“ holte den Saal aus der Komfortzone. Das tanzende Publikum schien die Musiker zu beflügeln, die nun auch als Solisten hervortraten. Als George Harrison spielte Nils Stockmann prägnante, flüssige Gitarrenlinien. Ringo Starr alias Christophe Roussel überzeugte als singender Schlagzeuger. Mühelos wechselten Nick Byrd (Paul McCartney) und Cyril Montreau (John Lennon) Stimmlagen und Instrumente.