Bei Marc (12) werden Lego-Figuren zu Filmstars
Marc Piesker hat ein sehr spezielles Hobby: Er erweckt kleine Plastikfiguren mit der Kamera zum Leben.
Wuppertal. Gelb, ein bisschen ungelenk und kaum größer als vier Zentimeter. Das sind die Hauptdarsteller in Marc Pieskers (12) Filmen. Was jetzt noch rätselhaft klingt, wird mit einem Blick auf seine Filme sofort klar: Denn bei den Protagonisten handelt es sich nicht um gewöhnliche Schauspieler, sondern um handelsübliche Lego-Männchen, die mal mit Afro-Perücke, mal im Star-Wars-Kostüm oder als James Bond durchs Filmstudio im Miniformat laufen.
Doch halt, eigentlich laufen die Figuren ja gar nicht. Es ist der Zwölfjährige, der den Plastik-Männchen mit einer speziellen Technik Leben einhaucht. Mit einer Digitalkamera hält er jede noch so kleine Bewegung der Figuren fest und bearbeitet sie anschließend am Computer zu einem kleinen Film. Brick-Film nennt sich diese Filmtechnik, die aus den abfotografierten Standbildern der Lego-Figuren einen Film macht. Je mehr Bilder ein solcher Film in der Sekunde hat, umso flüssiger erscheinen die Bewegungen. Damit ein Lego-Männchen später im Film einen einzigen Schritt geht, braucht Mark drei Fotos. Und dass der zwölfjährige Schüler des Carl-Fuhlrott Gymnasiums (CFG) fit ist in dem, was er tut, wird schon nach wenigen Minuten klar. Ganz selbstverständlich wirft er mit Fachbegriffe wie Incompetech Music, Movie Maker, Paint-Technik oder Stop Motion um sich.
Seit sechs Monaten hat Marc einen eigenen Kanal im Internetportal Youtube. Zwölf Filme sind dort inzwischen zu sehen. Und die Themenpalette des Kanals mit dem Namen freakfilm666 ist vielfältig. Neben James-Bond-Filmchen und Star-Wars-Videos, hat Mark auch kleine Werbespots gedreht. Darunter übrigens auch ein Werbefilm für seine Schule, das CFG. Die Ideen für seine Drehbücher — und darauf legt Marc Wert — stammen alle ausschließlich von ihm. „Ich drehe doch nicht einfach was nach.“
Angefangen hat Marcs Leidenschaft für den Film schon früh: Seit dem dritten Schuljahr dreht er mit Freunden Videos, er war — das sagen zumindest seine Eltern — schon immer kreativ, spielte Theater und schrieb Geschichten. Seine Lego-Sammelleidenschaft und das Faible für den Film vereinten sich schließlich in seinen Brick-Filme. Material und Ideen dafür hat der Nachwuchs-Regisseur mehr als genug. Inspiration holt er sich aus seiner riesigen, akribisch sortierten Legostein-Sammlung im Kinderzimmer.
Beigebracht hat er sich die Technik selbst. „Ich habe hier und da mal geguckt und gelesen, wie es geht“, sagt er, als wäre das ganz selbstverständlich. Und dann habe er halt einfach ein bisschen herumprobiert.
Geht es um seine Filme, ist Marc äußerst ehrgeizig: „Ich habe mir vorgenommen, jede Woche einen Film auf Youtube zu veröffentlichen“, sagt er. Doch der Arbeitsaufwand für die etwa dreißig Sekunden langen Filme ist enorm. Nach dem Zusammenfügen der Bilder unterlegt Marc die Sequenz mit passender Musik und Geräuschen, fügt Spezialeffekte hinzu. „Die hab ich am Anfang alle noch selber gemacht.“ Als sich Klassenkameraden dann über die schlechten „Sound-Effekte“ beschwerten, wusste er, dass er dort nachbessern musste.
Während der Schulzeit kann es Monate dauern, bis ein neuer Kurzfilm fertig ist. Ginge es nach Marc, könnte das natürlich viel schneller gehen, gäbe es da nicht die Schule, den Schwimmverein oder Break-Dance-Kurs. Ein Video erschuf der Zwölfjährige in den Weihnachtsferien — dann auch an nur zwei Tagen.
Zum Abschluss gewährt Marc noch seltene Einblicke ins Video-Archiv: „Unveröffentlichtes Material“, sagt der Zwölfjährige stolz, und zeigt seine neueste James-Bond-Adaption.