Bergische Streitschlichter feiern ihr Jubiläum

Die BDS-Bezirksvereinigung ehrte jüngst ihre langjährigen Mitglieder. Die Schiedspersonen vermitteln bei Streitigkeiten.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Wenn jemand zehn Jahre oder länger ehrenamtliche Arbeit macht, kann man Dankeschön sagen.“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende der Bezirksvereinigung des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS), Herbert Gerbig, den Abend zur Ehrung von Schiedsleuten aus den Amtsgerichtsbezirken Wuppertal, Solingen und Velbert. Musikalisch untermalten den alle zwei Jahre stattfindenden Ehrenabend Schüler der Musikschule Wuppertal.

Nicht jedem ist heute die ehrenamtliche Tätigkeit als „Schiedsperson“ noch ein Begriff. Aufgabe ist es, einen Streit, etwa in der Nachbarschaft, zu lösen, bevor es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt. Einer der Schiedsmänner, der an diesem Abend für 20 Jahre ehrenamtliche Arbeit geehrt wurde, ist Werner Schlenker. Der 72 Jahre alte Rentner ist für den Stadtteil Cronenberg zuständig.

Welche Eigenschaften sollte man für das Ehrenamt als Schiedsperson mitbringen? Auf diese Frage antwortete Schlenker, ohne zu überlegen: „Erstens: Man muss ein guter Zuhörer sein, nicht dazwischen quatschen, wenn es nicht nötig ist. Zweitens: Als Schiedsmann leitet man die Diskussion — so dass das Gespräch mit den beiden Parteien nicht ausschweift.“ Drittens, so Schlenker, müsse man in der Lage sein, die wesentlichen Ergebnisse des Gesprächs festzuhalten. Dann werde ein Vergleich erstellt, an den sich beide Parteien halten sollen. Häufig würden Schiedsmänner und -frauen bei zivilrechtlichen Konflikten durch die örtliche Polizei vermittelt.

In der Regel gehe es um Nachbarschaftsstreitereien wie das Überschreiten von Grundstückgrenzen durch Hecken, Bäume oder Mülleimer. Aber auch Beleidigungen unter Nachbarn oder das unerlaubte Betreten eines Grundstücks gehören laut Schlenker zu den vorgerichtlichen Schlichtungsbereichen der Schiedsleute.

Werner Schlenker berichtete über sein prägendstes Erlebnis: „Als ein Junge Steine in den Nachbarteich warf, hat der Besitzer den Jungen geohrfeigt. Daraufhin wollte der Vater des Jungen Anzeige erstatten. Doch als er bei mir um Rat bat, hat er die Anzeige letzten Endes zurückgezogen.“ Die Nachbarn seien dank ihm zu einer besseren Lösung gelangt: „Dem Nachbarn tat sein Verhalten sehr leid. Am Ende haben sie sich darauf geeinigt, dass der Nachbar als Buße für sein Fehlverhalten dem Roten Kreuz eine Spende überweist.“

Am Jubiläumsabend war noch ein weiterer besonderer Gast anwesend: Reinhard Hembach. Der 58-Jährige wurde für sein zehnjähriges Ehrenamt als Schiedsmann für den Stadtteil Langerfeld geehrt.

Auch der Fachreferent hat in den Jahren als Schiedsmann viel erlebt — manchmal Erstaunliches, wie er berichtet: „Einmal wollte ein Nachbar dem anderen Nachbarn unbedingt einen Quadratmeter Grundstück für 30.000 Euro abkaufen. Doch der Nachbar hat immer geschworen, dass er diesen Quadratmeter nie bekommen wird, für kein Geld der Welt und auch nicht nach seinem Tod. Das ist schon wirklich verrückt manchmal.“

Wie kommt man auf die Idee, Schiedsperson zu werden? Darauf hatte Werner Hembach eine einfache Antwort: „Wenn sich zwei Menschen nach einem langen Nachbarschaftsstreit auf der Straße wieder begrüßen können, ist das ein riesiger Fortschritt. Dann geht es den Menschen auch ein bisschen besser. Das ist ein tolles Gefühl.“ Zwar ließen sich Streitereien nicht immer lösen, dennoch sei eine Annäherung zwischen zwei Menschen oftmals schon ein wichtiger Erfolg — nicht nur für die Schiedsleute.