Wuppertal Bergische Universität: Rektor Lambert T. Koch wirbt für die Seilbahn
Die Seilbahn werde dringend gebraucht, um die Vielzahl von Studierenden rechtzeitig zum Campus zu bringen.
Wuppertaler. Den Befürwortern einer Seilbahn zwischen dem Döppersberg und Küllenhahn weht der Wind ins Gesicht. Die Stimmungslage scheint sich gedreht zu haben. Der Anfangseuphorie ist Skepsis gefolgt, zumindest unter jenen, die sich äußern. Vor allem aber die aus seiner Sicht unfairen und unwahren Behauptungen der Seilbahngegner haben nun Lambert T. Koch bewogen, seinen Kurs zu ändern.
Normalerweise äußert sich der Rektor der Wuppertaler Universität nicht zu politischen Diskussionen in der Stadt, und wenn, dann sehr höflich, auf Ausgleich bedacht. Diesmal ist das anders. Die Seilbahn ist offenbar zu wichtig für seine Hochschule. „Unis unserer Größe haben normalerweise mehr als ein öffentliches Verkehrs-System“, sagt er.
Tatsächlich sind Wuppertaler Studenten auf den Bus oder das Auto angewiesen, wenn sie zum Campus Grifflenberg wollen. In Düsseldorf und Köln etwa stünde ihnen außerdem die Straßenbahn zur Verfügung. Und anders als in Wuppertal ginge es mit dem Fahrrad auch.
Das ist ein Grund, der Koch jetzt dazu bewogen hat, öffentlich für die Seilbahn zwischen Döppersberg und Küllenhahn Position zu beziehen. Denn die geplante Mittelstation am Grifflenberg wäre nach Meinung des Rektors eine Art Befreiungsschlag.
Die aktuelle Situation schildert Koch so: Seine Hochschule zählt derzeit 22 000 Studenten. Hinzu kommen 3000 Beschäftigte. „Das ist insgesamt eine kleine Stadt“, sagt der Rektor. Bisher kommen die meisten Bewohner dieser kleinen Stadt mit Bussen. „Und die sind um 8, 10, 14 und 16 Uhr überfüllt“, sagt Ullrich Jaeger. Er ist im Vorstand der Wuppertaler Stadtwerke für die Mobilität zuständig. „Mit Bussen schaffen wir das einfach nicht. Wir können nicht noch mehr Wagen ins System bringen.“
Die Folgen? „Studenten kommen zu spät zur Vorlesung. Und was noch schwerer wiegt, sie kommen zu spät zu Prüfungen“, erklärt Koch. Er ist zu hundert Prozent davon überzeugt, dass die Seilbahn dieses Problem lösen könnte. Und mehr noch. Er glaubt, dass sie obendrein eine Attraktion für Wuppertal wäre. „Sie fügt sich ein in die anderen großen Projekte wie den Döppersberg, die Junior Uni, die Nordbahntrasse, Museen, die Schwebebahn und das Pina Bausch Zentrum.“
Jaeger tritt der Behauptung entgegen, die Seilbahn verlängere die Reisezeit der Studenten. „Das Gegenteil wird der Fall sein, weil die Mittelstation durch eine Brücke mit dem Zentrum des Campus verbunden wird. Sonst hätte das alles ja gar keinen Sinn.“
Im Übrigen sei die Seilbahn aber kein Projekt der Uni, erklärt Koch. „Sie ist aus dem Stadtentwicklungsprozess Wuppertal 2025 hervorgegangen“, erinnert Koch. „Das war nicht unsere Idee. Doch sie hätte von uns sein können.“
Für den Uni-Rektor ist die Seilbahn einerseits ein gesamtstädtisches Anliegen. Andererseits wäre sie aber auch eines, das seiner Hochschule hülfe, sich weiterzuentwickeln. Wuppertals Uni habe sich in den vergangenen Jahren eine sehr gute Position erarbeitet. Während Anfang der 2000-er Jahre sogar noch eine Schließung im Raum gestanden habe, seien nun für die nächsten Jahre Investitionen in Höhe von mehr als einer Viertelmilliarde Euro vorgesehen.
Das hat Sinn. Wuppertals Hochschule ist auch wegen ihrer Lehramts-Studiengänge aus der Bildungslandschaft des Landes NRW nicht mehr wegzudenken.
Ungewöhnlich emotional regiert Lambert Koch auf das Verhalten der Seilbahngegner. Er spricht von „zunehmend persönlichen Angriffen“, kündigt aber an, weiter im Gespräch bleiben zu wollen. Eine Begehung der gesamten Strecke mit den Seilbahngegnern habe er abgelehnt, weil er dieselbe Strecke just eine Woche zuvor abgegangen sei. „Ich war aber jederzeit zu weiteren Gesprächen bereit.“
Ob es dazu kommt, hängt nicht zuletzt auch von der Entscheidung des Rates am kommenden Montag ab. Die Ratsleute befinden darüber, ob die Stadtwerke ihre Planungen für den Fall vorantreiben dürfen, dass sie sich mit der Bahn AG über den Kauf eines Grundstückes am Döppersberg einigen können. Dort soll die Talstation errichtet werden. Ohne diese Talstation werde es keine Seilbahn geben können, hatten die Stadtwerke in einem Gespräch mit der WZ gesagt.