Historie Bernhard Letterhaus: Ein Märtyrer des Glaubens
Der christliche Gewerkschaftsführer engagierte sich im Widerstand gegen Hitler. Er wurde 1894 in Barmen geboren und 1944 hingerichtet.
Bernhard Letterhaus, geboren in Barmen 1894, war als überzeugter Katholik in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung als Gewerkschaftsführer während der Weimarer Republik aktiv und engagierte sich im NS-Widerstand entschieden gegen Adolf Hitler. Aufgrund seiner Mitwisserschaft des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er am 13. November 1944 zum Tode verurteilt und am Tag darauf in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Am 10. Juli 1894 wurde Bernhard Letterhaus in Barmen als Sohn eines Schuhmachermeisters geboren. In der heutigen Tannenstraße 136 verlebte er seine Jugend, absolvierte die Volksschule und schloss eine Lehre als Bandwirker ab. Mit ausgezeichneter Leistung besuchte er die Preußische Höhere Fachschule für Textilindustrie, wo er zum Textiltechniker ausgebildet wurde. Schon im Wuppertal engagierte er sich politisch.
Christlicher Glaube gab
ihm Orientierung
Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Soldat mehrfach verletzt worden war, arbeitete er als Sekretär der Zentrumspartei in Barmen. Sein christlicher Glaube gab ihm Orientierung. Er gehörte zu den entschiedenen Befürwortern der Weimarer Demokratie und sprach sich für die Koalition mit der SPD aus. 1928 wurde er in den Preußischen Landtag und den Rheinischen Provinziallandtag gewählt. Reichskanzler Heinrich Brüning galt ihm als Vorbild. Auch persönlich war Letterhaus mit Brüning befreundet.
In diesen Jahren ließ ihn die „Arbeiterfrage“ nicht mehr los und so ging er bereits 1920 zum Zentralverband der christlichen Textilarbeiter nach Düsseldorf, 1927 dann zum Westdeutschen Verband der katholischen Arbeitervereine. Präses Otto Müller hatte ihn als Verbandssekretär angeworben. Gemeinsam mit Müller, dem Vorsitzenden Joseph Joos und dem Schriftführer der KAB-Zeitung, Nikolaus Groß, bildete er die Führungsspitze der KAB. Letterhaus schrieb Artikel, hielt Vorträge und schulte die Arbeitersekretäre. Als Autodidakt wusste er um die Notwendigkeit guter Bildung.
Während der Weltwirtschaftskrise 1929/30 hatte Letterhaus die Nationalsozialisten zunächst als wirtschaftspolitische Laien und Schlägertruppen unterschätzt. Diese Einstellung sollte sich ab 1930 bei ihm nachhaltig ändern. Er lehnte 1933 das Ermächtigungsgesetz entschieden ab und kritisierte ebenfalls den Abschluss des Reichskonkordats zwischen Hitler-Deutschland und der Katholischen Kirche. Den Bischöfen hielt er vor, dass sie sich nicht ausreichend gegen die neuen Machthaber positionierten. Aus christlicher Überzeugung entschied er sich, gegen das NS-Terror-Regime Widerstand zu leisten.
In Köln fanden sich Menschen aus christlichen Gewerkschaften, der Zentrumspartei und weiteren vom christlichen Glauben geprägte Persönlichkeiten im „Kölner Kreis“ zusammen. Letterhaus gehörte zum Kern dieser Gruppe. Er stand ebenfalls mit Widerstandskreisen in Düsseldorf, in Berlin wie auch im Militär in Kontakt. Ein weiterer Bezugspunkt für ihn wurde der Kreisauer Kreis, dem auch der Jesuit Alfred Delp nahestand. Mit Weitblick sprach sich Letterhaus bei den geheimen Beratungen zu einer Neuordnung Deutschlands für eine überkonfessionelle Partei und für Einheitsgewerkschaften aus. Er war für den Fall eines erfolgreichen Attentats und einer darauf stattfindenden Neuordnung für das Amt eines „Politischen Beauftragten“ in Münster oder alternativ als Wiederaufbauminister vorgesehen.
Für Letterhaus kam der Tyrannenmord in Frage
Mit Kriegsausbruch wurde Letterhaus 1939 als Soldat eingezogen – zunächst im Frankreich- und schließlich im Russlandfeldzug. Als Oberleutnant kam er 1942 dank der Vermittlung seiner Freunde im Widerstand in die Auslandsabteilung (Abwehr) des Oberkommandos der Wehrmacht nach Berlin. Über seine Kontakte zum Kreisauer Kreis war er über das geplante Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 informiert. Für Letterhaus kam zwar nicht der Landesverrat, wohl aber der Tyrannenmord in Frage. Nach dem gescheiterten Attentat fiel den Nationalsozialisten die Liste in die Hände, auf der auch Letterhaus für politische Ämter genannt wurde. Am 25. Juli 1944 wurde er verhaftet. Von dem berüchtigten NS-Richter Roland Freisler wurde Letterhaus am 13. November wegen Landes- und Hochverrats zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde tags darauf vollstreckt.
Noch während seiner Haft soll er davon überzeugt gewesen sein, dass die Welt nur gerettet werden könne, „wenn im Kleinen und Großen Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe“ herrschen. Bernhard Letterhaus wird bis in die Gegenwart geehrt. Speziell in Barmen wurde 1956/57 die Bernhard-Letterhaus-Straße nach ihm benannt, 1965 wurde in der nach ihm benannten Siedlung in Wuppertal-Uellendahl ein Gedenkstein niedergelegt und 1984 an der Stelle seines ehemaligen Geburtshauses eine Gedenktafel angebracht. Papst Johannes Paul II. ehrte Letterhaus 1987 als Märtyrer des Glaubens.