Neues Projekt Berufsberatung kommt am Berufskolleg Werther Brücke direkt zu den Schülern
Wuppertal · Am Wuppertal Berufskolleg Werther Brücke startet als neues Projekt die Übergangsbegleitung. Es soll den Schülern neue Perspektiven für den Weg in eine Ausbildung und in den Beruf aufzeigen.
Hussein hat nach einer Ausbildung gesucht, aber keine Zusage bekommen. Auch Omar hatte schon Bewerbungsgespräche, Einstellungstests hat er aber nicht geschafft. Jetzt sind beide auf dem Berufskolleg Werther Brücke, machen einen höheren Schulabschluss, quasi als Übergangslösung. Genau für Schüler wie sie gibt es dort jetzt ein neues Projekt: die Übergangsbegleitung.
„Es ist gut, den Weg in die Ausbildung zu zeigen, und, welche Berufe es gibt. Viele an unserer Schule wissen nicht, was es gibt und wo ihr Interesse ist“, sagt Hussein. Er und Omar wissen das schon, sie möchten in die Industrie, wahrscheinlich als Industriemechaniker. Deshalb sieht die Übergangsbegleitung für sie anders aus als für Schüler, die noch gar keine Idee von ihrer beruflichen Zukunft haben.
„Die Unterstützung ist ganz individuell“, sagt Sozialbetreuerin Anke Reiffert, als sie den Schülern das Projekt in der Schulaula vorstellt. „Sie müssen sagen, was Sie an Unterstützung benötigen.“ Anke Reiffert arbeitet bei der Konzept GmbH, die das Projekt als Träger zusammen mit der Gesa durchführt. Gefördert wird eine Stelle vom Europäischen Sozialfonds und vom Arbeitsministerium NRW. Das Projekt läuft erst einmal bis Ende Oktober, kann aber vielleicht verlängert werden.
„Übung ist wirklich das Wichtigste, nutzen Sie dieses Programm“, fordert Lehrer Björn Busmann die Schüler auf. Die Berater können ganz nach Bedarf Bewerbungsgespräche und Einstellungstests simulieren, beim Schreiben der Bewerbungsunterlagen helfen oder erst einmal einen Überblick über die vielen Ausbildungsberufe geben. Bei manchen Schülern reicht vielleicht ein einmaliges Gespräch, manche möchten begleitet werden, bis sie einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben. Das Projekt läuft bereits an anderen Schulformen. Dort hat sich gezeigt, dass es funktioniert.
Jetzt sei ein optimaler Zeitpunkt für den Projektstart, sagt Alf Hellinger, pädagogische Leitung der Konzept GmbH: „Die Ausschreibungen für die Ausbildungsplätze sind draußen.“ Start des Ausbildungsjahrs ist im August und September. Was das Projekt so besonders macht: „Wir sind vor Ort, direkt in der Schule.“ Elke Stapff, Projektleiterin der Kommunalen Koordinierung Übergang Schule-Beruf, stimmt zu, die Beratung sei sehr niederschwellig. Es ist kein großer Schritt für die Schüler, sie wahrzunehmen. Sie findet immer donnerstags direkt in der Schule statt. Um 13.15 Uhr beginnt die siebte Unterrichtsstunde. Dann können die Schüler ihren Lehrer fragen, ob sie das Angebot wahrnehmen können, das um 13.20 Uhr anfängt.
Das Netzwerk der Träger und Kooperationspartner hat auch viele Kontakte zu Unternehmen, betont Elke Stapff. „Es ist ein ganz gezieltes Angebot für Schüler, die feststellen, dass sie eigentlich falsch an der Schule sind und in einer Ausbildung besser aufgehoben wären.“ Während der Corona-Pandemie seien viele Möglichkeiten für Praktika und Berufsfelderkundungen weggefallen, in vielen Bereichen gibt es mehr Ausbildungsplätze als Bewerber.
Die Beratung richtet sich an Schüler, die auf dem Weg zur Fachhochschulreife oder zum Abitur sind. Das seien drei bis vier Abschlussklassen pro Jahrgang, 70 bis 80 Schüler, sagt Lehrer Björn Busmann, denen ein direkter Übergang in eine Ausbildung ermöglicht werden soll.
„Wir haben ein relativ offenes Bildungssystem“, sagt Anke Reiffert bei der Projektvorstellung. Ein Abitur sei nicht für alle das Richtige. „Und Sie haben vielleicht schon von dem Fachkräftemangel gehört.“ Bei mehr als 320 Ausbildungsberufen sei für jeden etwas dabei.