Bewährung für Internetbetrüger

18-Jähriger nutzte sogar Kontodaten des Opferanwalts zum Bezahlen.

Sprockhövel. Sprockhövel als Händleradresse dürfte ein halbes Dutzend Betrugsopfer wohl in Zukunft stutzig machen. Die sechs geladenen Ebay-Opfer kommen aus ganz Deutschland und mussten nun aus dem Ruhrgebiet, Aachener Raum und fränkischen Ansbach den Weg ins Hattinger Amtsgericht antreten. Ebenfalls dort zu erscheinen hatte ein junger Mann aus Sprockhövel, der Auslöser der Empörung ist und sich nun wegen mehrfachen Betrugs verantworten musste.

So hat der 18-Jährige zwischen Juni und November 2017 im Internet Grafikkarten und Playstation-Lenkräder im Wert von 1700 Euro verkauft, ohne die Ware zu besitzen. Zudem warf ihm die Staatsanwaltschaft vor, über sein Handy Internetkäufe für 120 Euro getätigt zu haben, ohne zu bezahlen sowie für die Zahlung einer Flixbus-Rechnung über 100 Euro das Konto eines Unbeteiligten genutzt zu haben.

„Ich bin an Leute geraten, die mich erpresst haben“, hatte der Angeklagte bereits in der vorangegangenen Gerichtsverhandlung vor zwei Monaten zu Protokoll gegeben, dass er nicht der Täter, sondern das Opfer sei. So hätten ihn im Sommer drei Bekannte aus dem deutsch-belgischen Grenzgebiet in ein Auto gezerrt und kurz hinter der Grenze ausgesetzt. „Sie haben mir alles geklaut, auch mein Handy, und haben gesagt, dass sie meiner Familie etwas antun würden, wenn ich zur Polizei gehe“, gab der arbeitslose Teenager zu Protokoll und ergänzte, dass sie ihn zudem gezwungen hätten, Schutzgeld zu zahlen und dies der Hintergrund seiner Internetbetrügereien gewesen sei. Für den unbezahlten Handykauf seien indes die Täter selbst verantwortlich gewesen.

Auch in der aktuellen Verhandlung, in der nun sämtliche Geschädigte geladen waren, hielt er stoisch an seiner Version fest und ergänzte, dass er seitdem erneut massiv bedroht worden sei. Die sechs Geschädigten berichteten indes von einer hohen kriminellen Energie des Angeklagten. So hätten die Zeugen in allen Fällen vielmals Kontakt zu dem Sprockhöveler aufgenommen, seien jedoch immer wieder hingehalten worden. Mal habe Ebay das Nutzerkonto des 18-Jährigen gesperrt, mal sei die Post an der ausbleibenden Lieferung Schuld gewesen und mal habe es angeblich Probleme mit der Lieferadresse gegeben. „Wir haben ihm immer wieder geschrieben. Irgendwann hat er uns dann ein kaputtes Handy geschickt und viel Spaß bei den rechtlichen Schritten gewünscht“, berichtete ein 53-jähriger Familienvater, der sich zusammen mit seinem Sohn eigentlich auf ein Computer-Lenkrad gefreut hatte.

Seine kriminelle Kreativität bewies der Angeklagte dann, als er vom Anwalt der Familie Post bekam. So verwendete er kurzerhand Adresse und Kontoverbindung des Anwalts, um die Rechnung einer Busreise zu zahlen. „Offensichtlich ein Rachegedanke gegen mich. So etwas habe ich zuvor auch noch nicht erlebt“, sagte der 36-jährige Anwalt. Anschließend hätten jedoch auch gerichtliche Vollstreckungsmaßnahmen keinen Erfolg gehabt, weil „nichts zu holen gewesen“ sei.

Dass der Betrüger nach Eingang der ersten Anzeigen „hoch und heilig versprochen habe, alles zurückzuzahlen“, erinnerte sich ein geladener Polizeikommissar. Dies in die Tat umgesetzt habe er jedoch nicht. „Ein typisches Betrügerverhalten“, so die Staatsanwältin. „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, fand der Richter und verhängte eine neunmonatige Bewährungsstrafe. Zu den Bewährungsauflagen gehört die Ableistung von Sozialstunden, die den Betrugsopfern zugute kommen soll.