Bewährungshilfe - ein Wegweiser in die Freiheit

Der Verein sorgt seit 54 Jahren für finanzielle Unterstützung. Viele Angebote wären ohne ihn nicht denkbar.

Wuppertal. Wer nach Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, der steht vor dem Nichts: keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld. Es bedarf unzähliger Gänge in diverse Ämter, um wieder Tritt im Leben in Freiheit fassen zu können. Damit die ersten Schritte außerhalb der Gefängnismauern nicht alleine unternommen werden müssen, gibt es die Bewährungshilfe.

Anfang der 1950er Jahre wurde das Rechtsinstitut der Bewährungshilfe eingeführt. Bereits kurze Zeit später gründet sich 1955 der Verein für Bewährungshilfe in Wuppertal. Nahmen die ersten beiden Bewährungshelfer 1956 ihren Dienst in der Stadt auf, so sind mittlerweile 18 Bewährungshelfer auf 17 Stellen im Amt. Ihr Aufgabenbereich hat sich in den Jahren kontinuierlich erweitert - zwischen 75 und 80 Probanden betreut heute jeder Mitarbeiter.

Einer von ihnen ist Dirk Jädke. Seit 1996 arbeitet er als Bewährungshelfer in Wuppertal, seit 2006 ist er Beisitzer im Vorstand des Vereins für Bewährungshilfe. Er weiß: "Ohne finanzielle Unterstützung des Vereins wären viele Angebote nicht denkbar." Eines dieser Projekte ist das Isenberg-Wohnheim. "26 Männer und drei Frauen können hier unbürokratisch und schnell ein Zimmer bekommen", sagt Dirk Jädke. Ob soeben aus der Haft entlassen oder anderweitig von Obdachlosigkeit bedroht ist bei dieser offenen Einrichtung egal. Betreuung und Beratung erfahren die Bewohner hier durch die beim Verein tätige Sozialarbeiterin. "Das Haus erhält keine öffentliche Förderung", erklärt Jädke.

Ein ebenfalls etabliertes Projekt ist die Konfliktberatungsstelle "Balance". Die hier durch eine Mediatorin geleitete Arbeit des Täter-Opfer-Ausgleichs wird zu 90 Prozent durch Fördermittel des Landes finanziert. Die verbleibenden Kosten haben sich bislang das Wichernhaus und der Verein für Bewährungshilfe geteilt. Doch seit Anfang dieses Jahres muss der Verein allein in die Tasche greifen. "Das sind immerhin 10 bis 15.000 Euro pro Jahr", sagt Uwe Heiliger.

Der Richter am Amtstgericht ist 1. Vorsitzender des Vereins und weiß, wie wichtig der Täter-Opfer-Ausgleich ist. Für die Täter kann die Konfrontation mit dem Opfer und den Folgen der Tat ein wichtiger Schritt sein, nicht mehr straffällig zu werden. "Er bewirkt im Urteil auch eine erhebliche Strafmilde", weiß der Jurist. Aber auch für das Opfer kann eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Täter überaus heilbar sein.

Dabei ist die Einrichtung keine Selbstverständlichkeit. Nicht in allen Städten wird sie angeboten. Ob sie in Wuppertal eine Zukunft hat, das wird jedes Jahr neu entschieden. Für 2009 ist das Angebot jedoch gesichert. Allein die Personalkosten betragen 75.000 bis 100.000 Euro pro Jahr.

Trotz knapper Kassen existiert seit diesem Jahr ein neues Angebot. Was es für Jugendliche längst gibt, wird nun auch für Erwachsene angeboten: ein Anti-Gewalt-Training. "Für wiederholt auffallende Gewalttäter werden solche Trainings vom Gericht oft zur Auflage gemacht", sagt Uwe Heiliger. Bisher mussten die Probanden dafür nach Düsseldorf, Dortmund oder Essen fahren.

Auch im Angebot der Bewährungshilfe sind soziale Trainingskurse - 2008 wurden fünf dieser Kurse durchgeführt. "Das sind präventive Maßnahmen, bei denen die Straftäter mit den Folgen ihres Verhaltens konfrontiert werden", erklärt Jädke. Bereits in den 1970er Jahren führte der Verein als einer der ersten Träger ssolche Kurse durch, erprobte sie unter wissenschaftlicher Begleitung und lieferte so praktische Konzepte, die heute als erzieherische Weisung im Jugendgerichtsgesetz verankert sind.