Namenspatronin des CBT-Edith-Stein-Wohnhauses Bewegendes Gedenken in Wuppertal an das Leben, Wirken und den Tod von Edith Stein
Wuppertal · Nicht nur das CBT-Wohnhaus in Barmen ist nach ihr benannt, sondern auch eine Straße in Vohwinkel.
Das Foto einer jungen Frau, eine Kerze und das gerahmte lebensbejahende Zitat „Wir sollten jeden Tag wie ein neues Leben beginnen“ vor einem großen Porträt im Habit der Karmelitinnen bildeten jetzt die Kulisse zu einer Gedenkveranstaltung an Edith Stein (12. Oktober 1891 bis 9. August 1942). Ort der Handlung: Das CBT-Edith-Stein-Wohnhaus, wo Werner Zimmermann von der St. Antonius-Gemeinde die zahlreich erschienen Bewohnerinnen und Bewohnern an das Leben, Wirken und den Tod von Edith Stein im Gas des von den Nazis betriebenen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau erinnerte.
Werner Zimmermann, ehemaliger langjähriger Vorsitzender der St.-Antonius-Gemeinde, nannte die Namens-Patronin des CBT-Wohnhauses „eine faszinierende Frau“ und belegte das in seinem rund einstündigen Vortrag nicht nur mit einer Fülle von Informationen, sondern machte seine betagte Zuhörerschaft auch mit dem Menschen Edith Stein, der Philosophin, Frauenrechtlerin, Lehrerin und Menschenfreundin vertraut. Exakt 82 Jahre nach dem Todestag der außergewöhnlichen Frau, die auch in der evangelischen Kirche als unerschütterliche Glaubenszeugin hohes Ansehen genießt.
Die am 11. Oktober 1998 im Rom heilig gesprochene Ordensschwester wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau als Kind jüdischer Eltern im jüdischen Glauben erzogen. Als kritischer Geist sah sie in den Thesen und Riten des jüdischen Glaubens als Gymnasiastin und später als Studentin der Philosophie, der Psychologie, der Germanistik und der Geschichte an der Universität Breslau keinen Sinn mehr. Die junge Frau verstand sich zeitweise als Atheistin und öffnete sich neuen Horizonten. Im Ersten Weltkrieg wirkte sie als Krankenschwester und hatte dann 1922 ein einschneidendes Erlebnis, als sie vom Buch der heiligen Teresa von Avila so beeindruckt war, dass sie zum Christentum konvertierte. In den Thesen und Gedanken der heiligen Teresa hatte sie die Wahrheit erkannt, nach der sie gesucht hatte. Später als Gymnasiallehrerin und Dozentin eines wissenschaftlichen Instituts in Münster und Referentin auf europäischen Kongressen wirkte sie im Geiste ihrer Lehrmeisterin und setzte sich dabei vehement für die Rechte der Frauen ein.
1942 von der Gestapo verhaftet und nach Birkenau deportiert
Aufkommender und von den Nazis skrupellos geschürter Judenhass führte zu einem Berufsverbot der engagierten Christin jüdischer Herkunft. Und hier hakte Werner Zimmermann ein: „Ähnliches, Beschimpfungen, Diskriminierung und Hetze gegen Juden erleben wir auch heute wieder in erheblichem Maße. Und da gilt es, wachsam zu sein und aufkeimendem Antisemitismus energisch entgegenzutreten“, so Zimmermann, schon vor Jahren mit dem „Wupper-Taler“ ausgezeichnet, nachdrücklich.
Edith Stein trat in den strengen Orden der Karmelitinnen ein und trug dort den Namen „Teresia Benedicta vom Kreuze gesegnet“. Aus politischen Gründen folgte der Wechsel in den Karmel von Echt in Holland. Einem Land, das im Zweiten Weltkrieg auch von den Deutschen besetzt wurde. Und 1942 schützten sie auch die Klostermauern nicht vor der Verfolgung der Gestapo, die sie zusammen mit 986 Frauen, Männern und Kindern inhaftierte und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen hielt. Am 7. August wurde die Frau, die unter anderem im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester verwundete deutsche Soldaten gepflegt hatte, ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie als total geschwächte Frau als nicht mehr arbeitsfähig eingestuft und am 9. August vor 82 Jahren in der Gaskammer ermordet wurde.
„Von Edith Stein ist physisch nichts übrig geblieben“, berichtete Werner Zimmermann. Doch die Erinnerung an den außergewöhnlichen Menschen blieb erhalten, und am 1. Mai 1987 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihre Heiligsprechung, gegen die es in der katholischen Kirche wegen ihrer jüdischen Abstammung Bedenken gab, erfolgte am 11. Oktober 1998 in Rom.
Nicht nur das CBT-Wohnhaus in Barmen ist nach ihr benannt, sondern auch eine Straße in Vohwinkel, in ihrer Heimatstadt Breslau, eine Kirche und eine Straße in Hamburg, und in Wien ist das Edith-Stein-Haus Hauptstandort der dortigen katholischen Kirchengemeinde. Zahlreiche Stolpersteine mahnen an das Schicksal der von den Nazis ermordeten großartigen Persönlichkeit, die Werner Zimmermann den Bewohnerinnen und Bewohnern im Barmer Edith-Stein-Haus in seinem bemerkenswerten Vortrag näherbrachte. Beifall und ein Blumenstrauß, überreicht von Gabriele Schmidt-Kowalec (Edith-Stein-Haus), waren der verdiente Lohn für einen besonderen Vormittag.