Langerfeld Beyeröhde: Warten auf Gutachten
Langerfeld · Ein Jahr nach am Absacken von Haus Nr. 45 ist noch nicht klar, was aus dem Gebäude wird.
„Betreten verboten!“ heißt es auf einem weißen Schild. Es warnt vor „Lebensgefahr“ und „Einsturzgefahr“. Das Schild hängt an einem Bauzaun, der den Straßenabschnitt vor dem Haus Beyeröhde 45 und zwei Nachbarhäusern absperrt. Vor fast einem Jahr waren plötzlich Risse in dem Haus Nr. 45 aufgetreten. Seitdem stehen drei Häuser leer. Wie es weitergeht, hängt nach Angaben der Stadt von Gutachten ab, die derzeit in Arbeit sind.
Zwei Bauzäune sperren den Straßenabschnitt nach beiden Seiten ab. Die Beyeröhde ist damit von beiden Seiten Sackgasse. Der Asphalt dazwischen ist offen, Gashalme wachsen aus den Löchern, matschiges Laub sammelt sich. Diesen Boden betreten seit Monaten höchstens Fachleute. Die Fenster der Häuser sind leer, aus den Blumenkästen auf einem Balkon ragen nur trockene Äste.
Ein Gerüst schützt
das Haus gegenüber
„Hier tut sich nichts“, sagt Holger Klapp, der in der Nähe wohnt und zufällig vorbei kommt. „Und das Haus sackt immer mehr ab“, sagt er und zeigt auf das hauptsächlich beschädigte Gebäude Nr. 45. Das Gründerzeithaus hat dicke Risse in der grauen Fassade, an den Fenstern sieht man den Versatz. Am Fenstersturz ist der Putz abgebrochen, die roten Backsteine darunter sind zu sehen.
Vor dem Haus gegenüber steht ein Baugerüst, mit Lochblechen verkleidet. Die Bewohner gelangen hinter dem Gerüst zur Haustür, der Ausblick zur Straße ist versperrt. „Schön ist das nicht“, sagt eine Anwohnerin.
Das Gerüst soll das Haus und die Bewohner schützen, falls Nr. 45 einstürzt. Stadtsprecherin Martina Eckermann erklärt, dass das einsturzgefährdete Haus unter Spannung stehe, bricht es zusammen, könnten Bauteile herauskatapultiert werden.
Am 10. März 2019 hatten merkwürdige Geräusche und Risse in den Wänden die Bewohner des Hauses Nr. 45 aufgeschreckt. Sie riefen die Feuerwehr, die schließlich wegen Einsturzgefahr alle Bewohner dieses Hauses und weiterer sieben Häuser evakuierte. Rund 70 Personen mussten zu Freunden, Verwandten oder in städtische Wohnungen. Die meisten von ihnen konnten bald zurück, aber rund 25 Personen nicht. Denn das Haus Nr. 45 ist weiterhin einsturzgefährdet und damit auch die beiden Nachbarhäuser.
Wochenlang wurde nach der Ursache für die Risse gesucht, schließlich stand fest, dass die Beschädigung einer Wasserleitung die Ursache war. Das ausgetretene Wasser unterspülte den mit Dolinen durchzogenen Boden, was zu den Einbrüchen unter dem Haus Nr. 45 führte. Dabei spielte auch eine Rolle, dass das Gebäude aus der Gründerzeit keine Fundamentplatte besitzt.
Haftbar gemacht werden kann jedenfalls der Eigenbetrieb Wasser und Abwasser Wuppertal (WAW) der Stadt. Der ist Eigentümer der Rohre, deren Wartung und Haltung den Stadtwerken übertragen worden war. Mit der Haftungsklärung können sich die Anwohner ihre Kosten erstatten lassen – etwa für die zeitweise Unterbringung, Fahrtkosten oder die Neubeschaffung von Mobiliar. Bezahlen wird dafür der Kommunale Schadensausgleich (KSA), eine kommunale Selbsthilfeeinrichtung, die städtische Betriebe und Kommunen über Umlagen absichert.
Wie hoch diese Kosten werden, sei noch nicht abzusehen, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Die bisherigen Aufwendungen etwa für die Ursachensuche und Reparaturen beliefen sich auf rund 650 000 Euro.
Wie es nun weitergeht, müssten die Besitzer von Haus Nr. 45 entscheiden. Gerade liefen Gutachten. Martina Eckermann rechnet damit, dass es bald eine Entscheidung gibt und dann gegebenenfalls Abrissarbeiten beginnen. Erst wenn klar ist, was aus dem Haus Nr. 45 wird, könnten auch die Nachbarhäuser saniert werden, deren einstige Bewohner gegebenenfalls zurück. Und auch die Nachbarn von gegenüber werden dann das Gerüst los.