Benefiz BHC-Maskottchen besucht das Friedensdorf in Oberhausen

Wuppertal/Oberhausen · Voran ging eine Spielzeugsammlung unter Handballfans.

Die Kinder und Krankenschwester Isabelle Buchczik zeigten Bergi die Krankenstation – und legten ihm einen eigenen Verband an.

Foto: Uli Preuss

Wenn Bergi reden könnte, würde er jetzt vor Freude sabbeln, bis ihm die Luft ausgeht. So aber schüttelt das Maskottchen des Bergischen Handballclubs an diesem Morgen erst einmal vor Rührung den großen Löwenkopf gewichtig hin und her und freut sich unter seinem dicken Plüschfell über seine besonders gelungene Aktion.

Am Donnerstag übergab der knuddelige „Löwe zum Anfassen“, der in bergischen Handballkreisen durch sein immer gut gelauntes, pantomimenhaftes Auftreten längst zu einer Ikone geworden ist, einen ganzen Transporter voller Spielsachen an die Kinder des Oberhausener Friedensdorfes.

BHC-Fans waren dem spontanen Aufruf nach gebrauchtem, aber gepflegtem Spielzeug zuhauf gefolgt. Bei den vergangenen beiden Heimspielen um Weihnachten herum stapelten sich zeitweise die Tüten und Kartons. Die fanden jetzt dankbare Abnehmer unter den Mitarbeitern der Oberhausener Hilfsorganisation Friedensdorf International.

Puzzle, Bälle und Spielzeugautos, so weit das Auge reicht

Die hilft seit 1967 den Kriegskindern dieser Welt. In Oberhausen werden schwer verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten seit fast 52 Jahren gesund gepflegt. Vorher werden sie in gut 120 deutschen Krankenhäusern operiert. So auch in Solingen. „Dann geht es zurück in die Heimatländer wie Afghanistan oder Angola“, sagt Friedensdorf-Mitarbeiterin Claudia Peppmüller.

Sie empfing am Donnerstag das Wuppertaler Maskottchen und BHC-Kameramann Jonathan Rabanus. Der hielt Bergis Spendenübergabe in Bildern fest. Puzzle, Bälle und Plastikautos, so weit das Auge reicht, fanden in der Lagerhalle der Hilfsorganisation ihren vorläufigen Platz. Bald versüßen sie den Alltag der Kriegskinder, die bis zu ihren Rückflügen manchmal bis zu einem Jahr im Oberhausener Kinderheim bleiben. Andere Spenden, etwa die, die noch verpackt nach Oberhausen gegeben wurden, kommen in einen der Secondhand-Läden, mit denen die Hilfsorganisation ihre Arbeit finanziert.

Doch bei alledem war wohl der Handballlöwe für die Friedensdorf-Kinder selber wohl das größte Geschenk. Zumindest hat Bergi jetzt neue Freunde. Ganz viele sogar. Die ersten Kinder traf Bergi im Warteraum der Krankenstation. Joao, ein kaum zehn Jahre alter Angolaner, den seine Knochenentzündung derzeit in den Rollstuhl zwingt, war der Erste, der das BHC-Maskottchen begrüßte. Dann ging es schnell. Kinder, die bis dahin wie gewohnt mit ihrem Verband oder ihren Krücken beschäftigt waren, vergaßen, warum sie eigentlich im Friedensdorf waren.

Bergi, längst als einer der ihren anerkannt, wurde wie ein alter Freund umarmt, einmal, zweimal, einfach von jedem. Und weil die Kriegskinder ihm zeigen wollten, was so eine Krankenabteilung eigentlich ist, musste Krankenschwester Isabelle Buchczik dem Maskottchen sogar einen gelben Verband anlegen. Rund 100 der 180 anwesenden Kinder begrüßten Bergi. Weitere 120 kleine Patienten liegen derzeit in deutschen Krankenhäusern. Sichtlich beeindruckt ging es nach zwei Stunden auf den Heimweg. Sicher nicht zum letzten Mal. Denn Bergis Sammelaktion war nicht die erste. Schon vor drei Jahren hatte er bei Heimspielen des Handball-Bundesligisten Kleidung gesammelt.

So ganz von ungefähr kommt Bergis Zuneigung zum Friedensdorf wohl nicht. Das Maskottchen, von dem nur wenige die wahre Identität kennen, soll – so munkeln Insider – selber eine kleine Tochter haben.