"Big Boy"-Raubserie: War die Filialleiterin eingeweiht?
Warum Landgericht, Staatsanwaltschaft und ein Verteidiger einer Zeugin die Mitwisserschaft am Überfall auf die S.Oliver-Filiale in Elberfeld unterstellen.
Wuppertal. Im Prozess zu einer spektakulären Raubserie im vergangenen Jahr — insgesamt sind sieben Männer angeklagt, darunter der geständige, bandenintern Big Boy genannte Ex-WSV-Kicker Daniel K.-R. (22) — wurde es während des gestrigen Verhandlungstages vor dem Landgericht laut. Grund: Das Gericht hatte erneut die früherer Leiterin der S.Oliver-Filiale in den City Arkaden geladen. Diese Frau hatte am Tag, an dem Big Boy eine Geldbotin des Geschäfts überfallen haben soll, Dienst.
Am Donnerstag hakten Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidiger Peter Wülfing — er vertritt den angeblichen Bandenboss Mario F. — an mehreren Stellen nach und ließen dabei klar erkennen, dass sie davon ausgehen, dass die Frau in die Überfallpläne eingeweiht war. So hielt man der Ex-Filialleiterin vor, dass sich am Tag des Überfalls, ein Montag, ungewöhnlich viel Geld im Tresor des Ladens befand: laut Anklage 17 500 Euro. Die Frau hatte erklärt, sie habe am Freitag vor dem Überfall vergessen, dass Geld zur Bank zu bringen.
Und dann soll es noch eine Verbindung zwischen der Frau zu einem ursprünglich mitangeklagten Ex-WSV-Jugendtrainer und Pizzeria-Besitzer aus Elberfeld geben. Wie berichtet, wurde das Verfahren gegen den 40-Jährigen wegen einer Rückenoperation abgetrennt. Wegen Verdunkelungsgefahr befindet sich der Mann in U-Haft (siehe Kasten rechts). Auch zu dieser angeblichen Verbindung wurde die Ex-Filialleiterin am Donnerstag umfassend befragt und nahezu direkt der Mitwisserschaft bezichtigt. Dagegen wehrte sich die Zeugin vehement und lautstark. Sie habe mit dem Überfall nichts zu tun. Für so etwas würde sie ihre Familie nicht aufs Spiel setzen.
Wie die Staatsanwaltschaft mit der gestrigen Aussage umgeht, ist noch offen. Fakt ist, dass es auch auf dem Gerichtsflur laut wurde. Dort soll sich die Zeugin mit Frauen aus dem erneut gut gefüllten Zuschauerraum ein Wortgefecht geliefert haben. Das war so laut, dass Justizbeamte einschreiten mussten. Verletzt wurde niemand.
Der Prozess wird Ende Juli fortgesetzt. Die Urteile werden nicht vor Ende August erwartet.