„Big Boy“ und seine Bande: WSV-Spieler (22) in U-Haft

Daniel Keita-Ruel, aktueller Spieler des WSV II, soll an drei Überfällen beteiligt gewesen sein.

Wuppertal. Als Daniel Keita-Ruel im September 2009 erstmals für den Wuppertaler SV spielte, galt er als großes Talent. Zuvor hatte er bereits für die deutsche U17- und U19-Nationalmannschaft aufgelaufen. Trotzdem schaffte er im WSV-Trikot nie den erhofften Durchbruch, spielte zuletzt nur noch für die zweite Mannschaft. Ob er aufgrund des sportlichen Misserfolgs unter dem Bandennamen „Big Boy“ kriminell wurde, ist unklar. Fest steht: Der 22 Jahre alte Fußballer sitzt in U-Haft, weil er an drei Raubüberfällen (siehe Kasten) beteiligt gewesen sein soll.

Gemeinsam mit drei Komplizen soll Keita-Ruel mehr als 85.000 Euro erbeutet haben. Auf die Spur des Quartetts kam die Polizei durch die Aussage einer Mitarbeiterin einer der überfallenen Postagenturen. Sofort begannen die Beamten eine Abhöraktion, bei der schnell klar wurde, dass es sich um eine Bande und nicht um einen Einzeltäter handelt. Mehrmals fiel in den Gesprächen der Name „Big Boy“, wenn von Keita-Ruel die Rede war. Außerdem sprachen die Männer davon, „erneut zu spielen“ — laut Staatsanwaltschaft ein Code für die Überfälle.

Am Samstagmorgen sollte offensichtlich das nächste „Spiel“ von Daniel Keita-Ruel stattfinden. Was er nicht wusste: Von Donnerstag bis Sonntag waren mehr als 100 Polizisten damit beschäftigt, ihn und seine Komplizen abzuhören und zu beschatten. Die Beamten beobachteten, wie „Big Boy“ und ein Komplize dem Fahrer einer Fleischerei-Kette folgten.

Dabei spielte sich in Barmen eine unglaubliche Szene ab: Als der Mitarbeiter der Fleischerei kurz seinen Wagen verließ, folgte ihm ein maskierter Mann. Doch das ausgespähte Opfer verhielt sich wohl nicht so, wie es der Räuber erwartet hatte. Also huschte der maskierte Mann zurück über die Straße in sein Auto. Von alledem bemerkten weder der Lieferfahrer noch Passanten etwas, nur die Polizei beobachtete die skurrile Szene.

Kurz bevor der Vermummte einen zweiten Versuch starten konnte, griff ein Sondereinsatzkommando der Polizei zu. „Big Boy“ und sein Komplize wurden festgenommen, gleichzeitig wurden die Wohnungen aller vier Verdächtigen durchsucht.

Am Sonntagabend wurden die Männer dem Haftrichter vorgeführt und befinden sich seitdem in U-Haft. Mittlerweile haben sie Geständnisse abgelegt. Bei der Suche nach der Beute wurden die Ermittler nicht fündig. Dafür könnte es auch zu spät sein: Laut Polizei haben die Angeklagten ausgesagt, dass sie die 85 000 Euro bereits „in der Halbwelt und in Spielcasinos“ durchgebracht hätten.

Den Verdächtigen drohen nun hohe Haftstrafen — auf bandenmäßigen Raub stehen mindestens drei Jahre Haft.

Geschockt zeigte sich WSV II-Trainer Peter Radojewski: „Ich kenne Daniel Keita-Ruel schon so lange und hätte nicht gedacht, dass er kriminell werden könnte.“ Dennoch sei Keita-Ruel ein schwieriger Mensch, der „sich vielleicht mit falschen Freunden umgeben hat.“