Bilder von Ordnung und Auflösung

Jakob Birkhölzer zeigt Werke seines verstorbenen Vaters im Kolkmannhaus.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. 2016 starb überraschend der Künstler Johannes Birkhölzer. Bis zuletzt war der 1931 geborene Birkhölzer aktives Mitglied der Bergischen Kunstgenossenschaft. Im Kolkmannhaus kann man jetzt eine Retrospektive seines Werks sehen. Bei der Eröffnung erinnerte Harald Nowoczin vom BKG-Vorstand an einen Mann, den er für einen „der besten Radierer“ halte. „Ich bin überrascht, ihn hier auch als Maler zu sehen.“

Für die Zusammenstellung von Druckgrafiken und Gemälden sorgte Jutta Höfel gemeinsam mit Jakob Birkhölzer, dem Sohn des Künstlers. Der studierte Physiker reiste aus der Schweiz an, um die Ausstellung auf den Weg zu bringen.

Johannes Birkhölzers Malerei verbindet Früh- und Spätwerk miteinander. Während er Ende der 1960er Jahre mit geometrischen Mustern der Abstraktion frönt, sind die 40 Jahre später entstandenen Bilder eindeutig gegenständlich.

Die zentrale Inspiration des Künstlers war das Reisen. Nach Fotos und Zeichnungen, die Birkhölzer in Südtirol machte, schuf er etwa „Freskenfragmente Schluderns“. Mit Elementen wie Jesus-Figur, Bibelworten, bröckelndem Verputz und Mauerwerk lässt sich das Großformat, wie Höfel in der Einführung formulierte, als „Sinnbild des Zerfalls“ deuten.

Der Gegensatz von Ordnung und Auflösung findet sich auch in den Radierungen und Holzschnitten, die das Gebirge als Thema wählen. Nur dass es hier Menschen sind, die die Ordnung der Natur stören. So zeigt ein Bild die Spuren des Brands im Mont-Blanc-Tunnel 1999, ein anderes die durch eine Lawine zerstörte Landschaft. „Mein Vater war ein Bergfan“, sagt Birkhölzer und berichtete von den häufigen Wanderungen, die er schon als Kind mitgemacht hatte.

Ein Ausstellungsraum ist Birkhölzers Rhein-Bildern gewidmet. Die Kombination von Stichen aus dem 19. Jahrhundert und eigenen Radierungen hat einen entromantisierenden Effekt. Bei Birkhölzer ist von der ursprünglichen Schönheit der Landschaft nicht viel geblieben. Da sitzt eine monströs große Loreley auf ihrem Felsen und blickt auf moderne Lastkähne und auf den Campingplatz am anderen Ufer. Die Darstellung von Rolandseck und Drachenfels zeigt auch die vielbefahrene Autostraße. Die Arbeit mit der Radiernadel filigran zu nennen ist untertrieben. Das sieht man beim Blick auf die Kupferplatte, mit der Birkhölzer eine seiner letzten Radierungen schuf.