Bilder werden zum Ereignis

Neues Festival „Assoziationen“ mit Ausstellung eröffnet. In der Citykirche zeigen Birgit Pardun und Christian Knust ihre Arbeiten.

Foto: Gerhard Bartsch

Es ist ein Experiment, weil es die gewohnten Bahnen des Kulturbetriebs verlässt und bewusst unterschiedliche Genres und Stilrichtungen verbindet. Das neue Festival „Assoziationen“, hofft Pfarrer Erhard Ufermann, ersetzt Langeweile durch Spannung. Gestern wurde es mit einer Ausstellung in der Citykirche eröffnet, die zwei „sehr unterschiedliche Künstler zu einer wunderbar stimmigen Schau zusammenführt“, freute sich Musikprofessor Werner Dickel, der einen kurzen musikalischen Part übernahm. Die Festival-Väter, Ufermann und Dickel, konnten sich, trotz knallharter Konkurrenz durch das Sommerwetter, über ein volles Haus freuen.

Drei Begriffe ziehen sich wie ein roter Faden durch Vernissage und Festival: Assoziation, Improvisation und Ereignis. Eine musikalisch-tänzerische Improvisation eröffnete den Nachmittag. Wolfgang Suchner und Kenji Takagi inszenierten ein Zwiegespräch von Tubaspiel und Ausdruckstanz, nutzten dafür fast das ganze Kirchenhaus am Elberfelder Kirchplatz als Bühne. Ein unterhaltsamer Versuch, sich gegenseitig aufzuwecken, wachzuhalten und anzutreiben, den die Künstler in ineinander verschränkter Eintracht neben dem Altar beendeten.

Assoziationen heißt das Festival, um Assoziationen gehe es auch im Werk von Birgit Pardun, führte Dr. Anne-Kathrin Reif in das Werk der vielseitigen Künstlerin ein, die als Grafikerin, Musikerin und Theatermacherin bekannt ist: „Bei Assoziationen sollen Gedankenverbindungen zu anderen Dingen ohne nennenswerte Anstrengungen entstehen — auch Birgit Pardun kommt es darauf an.“ Ihre Arbeiten drücken ein inneres Bedürfnis aus, seien Reaktion auf die Welt, manchmal im Zorn, immer spielerisch, zufällig und mit einer guten Portion Ironie.

Sie male spontan, gehe im Moment auf, ähnlich der Improvisation in der Musik. Ihre Malerei sei nie süßlich, nie eindeutig, immer auch figurativ, erzähle eine Geschichte. Wichtige Ergänzung dabei: die Wort-Anspielungen in den witzigen Titeln der Bilder.

In der Citykirche hat Pardun vier zwei mal drei Meter große, auf Lkw-Planen gefertigte Werke aufgehängt, die sie in ihrem typischen rauen, hastigen Schwung, mal schwarz-weiß, mal bunt bemalt hat, sowie drei kleinformatige Arbeiten. Da das von ihr bevorzugte Kleinformat in der Kirche leicht verloren wirkt, werden im Ort, Luisenstraße 116, seit gestern etwa 35 weitere Bilder gezeigt. Insgesamt dennoch ein kleiner Ausschnitt eines intensiven Schaffens, das seit Weihnachten 2017 über hundert Arbeiten hervorgebracht und nun zur ersten Ausstellung seit 20 Jahren geführt hat.

Auch Christian Knust ist Musiker. Die Malerei sei, so sein Bruder Stefan Knust in seiner Werkseinführung, eine wichtige Ergänzung seiner Ausdruckswelt. Weil der Instrumentalpädagoge und Geigenlehrer „mehr Raum“ brauchte, um sich künstlerisch auszudrücken, begann er vor sechs Jahren zu malen. In der Citykirche zeigt er circa 20 70 mal 100 oder 80 mal 60 Zentimeter große Acrylarbeiten auf Leinwand. Seine starke Farb- und Formsprache, seine symbolreiche und durchaus figurative Darstellung erlaube sehr unterschiedliche Assoziationen. Das Alltagserlebnis — ein tanzendes Mädchen, ein besonderer Baum im Herbst — werde zum Motiv für eine improvisierte Reise in innere Welten. Dieser Prozess bediene sich bestimmter Techniken zur Orientierung, bleibe aber dem Zufall verbunden und mache die Bilder zu einem Ereignis, das beim Betrachten reanimiert werde.

Mit dem Wunsch, dass die Ausstellung ebenfalls zum Ereignis werde, endete Knust. Nun sprechen die Bilder.