Offen gesagt Bitte einsteigen!

Die Schwebebahn fährt wieder, und Wuppertal ist damit verkehrstechnisch so gut aufgestellt wie seit der Stilllegung der Straßenbahn Mitte der 1985er Jahre nicht mehr. Der neue Verkehrsknotenpunkt Döppersberg, der Umbau der B 7, der neue zentrale Busbahnhof direkt am Hauptbahnhof sowie die blaue Flotte der Schwebebahn – seit dem 1. August sind endlich alle Bausteine zusammen, die das Wuppertaler Verkehrskonzept ausmachen.

Und zählt man die Nordbahntrasse als zusätzliche West-Ost-Verbindung für Radfahrer und Fußgänger hinzu, wird sichtbar, dass sich die Stadt in die richtige Richtung bewegt.

Dies alles wäre noch deutlicher sichtbar geworden, wenn der neue Döppersberg wie geplant vom Stapel gelaufen wäre. Doch Wuppertal wäre nicht Wuppertal, wenn nicht zum fehlenden Glück eine gehörige Portion Pech hinzugekommen wäre. Man erinnere sich an den 25. November 2018, als Stadt und Stadtwerke die Eröffnung des neuen Busbahnhofs feierten, aber für ganz Wuppertal der Unfall der Schwebebahn ein paar Tage zuvor das beherrschende Thema war. So wurde es erst einmal achteinhalb Monate nichts aus den kurzen Wegen von der Schwebebahn zum Busbahnhof und zum Hauptbahnhof.

Der Schwebebahn-Express fuhr den neuen Busbahnhof gar nicht erst an, was einer der Gründe dafür ist, dass die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Nahverkehr zurückgingen. Dass durch die Fahrt der Dieselbusse die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid anstieg, war ein weiterer unerwünschter Nebeneffekt.

Wer seit dem 1. August in der Stadt unterwegs ist, der erlebt im Vergleich dazu eine geradezu paradiesische Ruhe und Gelassenheit auf fast allen Verkehrswegen. In den Schwebebahnen und den Bussen gibt es reichlich Sitzplätze, und auf der B 7 rollt so mancher Autofahrer auf der grünen Welle mit. Der erste echte Belastungstest steht den Wuppertalern zum Ende der Sommerferien zwar noch bevor, aber die siebzehntgrößte Stadt Deutschlands sollte auch für den Berufsverkehr intelligente Lösungen finden.

Dabei gilt es, Fehler zu vermeiden, wie sie die Deutsche Bahn mit der Ausdünnung ihres Regionalverkehrs gemacht hat. Was die ICE-Verbindungen für die Bahn bedeuten, das ist die Schwebebahn für den Öffentlichen Nahverkehr in Wuppertal. Der ICE alleine reicht nicht aus, um noch mehr Menschen zum Umsteigen auf die Bahn zu bewegen. Und so muss auch die Schwebebahn in ein dicht geknüpftes Busliniennetz eingebunden sein. Für die WSW darf die Zielrichtung daher nicht heißen, „unrentable“ Quartier-Buslinien mit wenigen Fahrgästen zu streichen, sondern der „Regionalverkehr“ als Zubringer zur Schwebebahn sollte ausgebaut werden. Das kostet im ersten Schritt Geld, aber die Investition in kleinere Busse, die Quartiere als Sammelbusse und gelenkt durch digitale Systeme bei Bedarf anfahren, könnte sich genau wie der Verzicht auf Bus-Linien im Parallelverkehr zur Schwebebahn langfristig auszahlen.

Viele Menschen in der Stadt sind gerade im Zeichen des Klimawandels bereit, auf den ÖPNV oder auf das Fahrrad umzusteigen. Das tun sie lieber freiwillig – ohne Auto-Fahrverbote. Der Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr liegt schon jetzt höher als in vergleichbaren Städten. Das ist vor allem der Schwebebahn zu verdanken. Sie ist das Rückgrat des Verkehrskonzepts der Stadt. Bis zu ihrem Ausfall war das leider etwas in Vergessenheit geraten. Jetzt wissen alle Wuppertaler wieder, wie wichtig sie für die Stadt ist. Wuppertal hängt an seiner Schwebebahn - und deshalb: Bitte einsteigen!