Wuppertal Bleicherfest: Traditionspflege und Trödelgang
Das 42. Bleicherfest lockte am Sonntag rund 110 000 Menschen an. Dörte aus Heckinghausen präsentierte das Bühnenprogramm mit lokalen Vereinen.
Wuppertal. Wenn sich das Wetter schon von seiner vergleichsweise trockenen Seite zeigt, dann kann wenigstens der Oberbürgermeister für ein paar Tropfen von oben sorgen. So zumindest hielt es Andreas Mucke am Sonntag bei der Eröffnung des 42. Bleicherfestes am Bayerplatz in Heckinghausen: Mit einer Wasserwurfschaufel - einer sogenannten Güte - schleuderte er gleich zweimal ein paar Tropfen Wasser in die Zuschauermenge. Wobei das Stadtoberhaupt niemanden ärgern wollte, handelte er doch weniger aus eigenem Antrieb, sondern folgte lediglich der Aufforderung des 1. Garnmeisters Paul Bockmühl.
Bockmühl und seine Langerfelder Bleichergruppe führten zum Auftakt des Bleicherfestes in die Tradition des Garnbleichens ein und zeigten den Zuschauern, woher das Fest seinen Namen hat. Laut Bockmühl hat das Garnbleichen eine jahrhundertealte Tradition, wird doch vermutet, dass schon um 1400 in Wuppertal erstmals Garn gebleicht wurde.
Die einzelnen Arbeitsschritte führten die Langerfelder Bleichergruppe anschaulich vor. In zwei großen Kesseln wurde das Garn gesäubert und gekocht, anschließend musste es ausgeschlagen und ausgewrungen werden. Ein Arbeitsschritt, zu dem Bockmühl erneut OB Mucke bat. Neben dem Stadtoberhaupt wurden auch der Landtagsabgeordnete Dietmar Bell (SPD) und der CDU-Bundestagskandidat Rainer Spiecker zum Mitmachen animiert. Sie mussten mehrere Garnknäuel zu einem Kessel tragen - dicht bepackt auf den Schultern und um Kopf.
Zuvor hatte Mucke die Vorbereitung und Durchführung des Fests durch den Bezirksverein Heckinghausen gewürdigt. Das Bleicherfest mitsamt seinem riesigen Flohmarkt sei ein „wunderbares Fest“. Durch die Terroranschläge der vergangenen Monate seien die Auflagen für ein solches Fest aber enorm gestiegen. Um so höher sei das Engagement des Vereins einzuschätzen: „Es ist ein riesiger Kraftakt, so was auf die Beine zu stellen“, sagte er. Es sei sehr wichtig, dass der Verein eine solche Aufgabe jedes Jahr stemme, schließlich könnten auch Besucher aus anderen Teilen Wuppertals dann sehen, dass sich in Heckinghausen viel tue.
Als Lokalmatadorin enterte dann Dörte aus Heckinghausen um 12 Uhr die Bühne auf dem Bayerplatz. Sie unterhielt aber nicht allein, sondern wurde unterstützt von zahlreichen Vereinen und Initiativen. „Wir präsentieren zwei Stunden lang die Gruppen aus Heckinghausen“, freute sich der Vorsitzende des Bezirksvereins, Jürgen Nasemann.
Da traten zum Beispiel Kinder und Eltern des Waldkindergartens Wuppertal für ein paar Lieder auf, der CVJM-Chor „XChange“ aus Heckinghausen präsentierte Chorversionen bekannter Songs wie etwa „Tage wie diese“ oder die Heckinghauser Seniorencombo stimmte Volkslieder an. Dazwischen streute Dörte ihre Lieder, in denen sie die Vorzüge Heckinghausens besang - ihr zur Seite standen dabei Alexander Löwenherz und Freundin Heidemarie.
Dicht gedrängt ging es derweil auf der Widukindstraße zu. Dort reihten sich rund 400 Stände aneinander: Trödel, Kleidung, Haushaltswaren oder Freizeitbedarf waren im Angebot. Wer hier flanierte, musste sich Zeit nehmen: Wegen der Enge kam es immer zu Stockungen, da wurde der Trödelgang zur Geduldsprobe.
Die Geschmäcker der Besucher waren dabei ganz verschieden: Der eine machte gezielt Jagd auf Antiquitäten, der andere kaufte ein Bügelbrett oder ein Schaukelpferd, der andere schaute nur. Gut besucht waren auch die Verkaufsstände für Pfannen oder Gemüsereiben.