„Blühendes Netzwerk“ will Insektensterben eindämmen
Die Zahl der Fluginsekten geht um 80 Prozent zurück. Im Sprockhöveler Rathaus trafen sich 15 Regionsförderer.
Sprockhövel. Das Thema Insektensterben ist derzeit auch im Ennepe-Ruhr-Kreis in aller Munde und hat erhebliche Auswirkungen auf das Ökosystem. Deshalb hat es nun auch die Regional-Förderkampagne „Vital-NRW“ auf der Agenda und will unter dem Projekttitel „Blühendes Netzwerk“ in Zukunft gezielte Maßnahmen zur Populationssteigerung von Insekten in die Wege leiten. Am Mittwochabend trafen sich 15 Regionsförderer im Sprockhöveler Rathaus, um über mögliche Maßnahmen zu diskutieren und eine städteübergreifende Zusammenarbeit voranzutreiben.
„Insekten sind das Fundament unseres Ökosystems. Ein weiterer Verlust der Insektenarten hat Auswirkungen auf die Bestäubung von Pflanzen und den Bestand von Vögeln und Fledermäusen“, erklärte „Vital-NRW-Regionalmanagerin“ Sofia König und gab zu bedenken, dass die Zahl an Fluginsekten in den letzten Jahren NRW-weit „um alarmierende 80 Prozent zurückgegangen“ sei. Das Gremiumtreffen, zu dem Vertreter aus den beteiligten Förderraum-Städten Sprockhövel, Ennepetal, Breckerfeld, Wetter-Esborn und die Gevelsberger Stadtteile Silschede und Asbeck zusammengekommen waren, hat sich auf die Fahnen geschrieben, dagegen gemeinsam vorzugehen und hat bereits einen vorläufigen Maßnahmenkatalog verabschiedet. Dazu gehört neben der kreisweiten Installation von Insektenhotels und Nistkästen vor allem die Schaffung von Blühstreifen mit Kräuter- und Wildblumenpflanzen. Ziel sind die Erhaltung der Insektenpopulation sowie die Vergrößerung der Insektenvielfalt. „Es ist entscheidend, dass das Projekt interkommunal stattfindet. Nur dann liegt man oberhalb der vorausgesetzten Bagatellgrenze von 2500 Euro“, rief Sofia König zur Zusammenarbeit auf.
Forciert worden war die aufblühende Idee durch die Vital-NRW-Vertreter Esborns, die bereits im Mai mit dem Einsäen von Blühstreifen begonnen hatten. Doch auch in Herzkamp hat man bereits Erfahrungen mit insektenfördernden Blühstreifen gemacht. „An einem Streifen hat es super geklappt, am anderen nicht so“, erklärt Herzkamps Bürgergemeinschafts-Vertreterin Gerlinde Honke-Feuerstack. Negative Erfahrungen habe man mit einem Verkehrskreisel gemacht, an dem die Nährstoffsituation längst nicht so gut ist wie auf Agrarflächen. In Folge der trockenen Witterung habe man neben zwei Landwirten sogar die örtliche Feuerwehr ins Boot geholt und einen der Streifen bewässern lassen. „Wir müssen das jetzt vor Ort bewerben und den Leuten Lust auf die tolle Optik machen“, ruft die Herzkamperin auf und ergänzt, dass nicht nur die Landwirte dafür verantwortlich sein dürften. Vielmehr sei nun jeder, der einen Garten besitzt, angesprochen etwas zu bewirken.
Neben Bewässerungs-Patenschaften für öffentliche Pflanzstücke schlägt Honke-Feuerstack vor, Gartenbesitzer durch Fachleute beraten zu lassen und zu mehr Pflanzenvielfalt zu animieren. „Außerdem gibt es in Sprockhövel immer mehr Schotterbeete. Die könnte man doch ebenfalls zu Pflanzbeeten umwandeln“, findet die Regionsförderin. Als mögliche Probleme der Bepflanzungsaktionen entlarvten die Anwesenden, dass der Boden längst nicht überall geeignet sei und es der ackerflächenärmere Südkreis hier um einiges schwerer habe. Zudem dürfe normales Grünland nicht einfach umfunktioniert werden und könnte bürokratische Hindernisse mit sich bringen, wie es in Sprockhövel beispielsweise entlang der Radtrasse der Fall ist. Darüber hinaus solle man mit dem Einsäen nicht zu früh im Jahr anfangen, weil der Bestäubungsbedarf der Bienen erst nach der Rapsernte gegeben sei.
Nun will das Gremium bis Ende Oktober ein städteübergreifendes Bepflanzungskonzept erstellen, das geeignete Pflanzbeete, sinnvolle Saatgutmischungen und Kostenfaktoren ausweist. Ob das Projekt von Seiten des Landesförderprogramms den Zuschlag erhält und mit 65 Prozent der Kosten gefördert wird, entscheidet sich Anfang 2019.