Boys' Day: Unheimliche Begegnung in der Kita
Beim Boys’ Day probten Schüler das Dasein als Erzieher.
Wuppertal. Tobias Strack erweckt entschieden den Eindruck, als fühle er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. „Tobias, Tobias, Tobias — ei, ei, ei, ei, ei“, intoniert ein gutes Dutzend Kleinkinder ringsum. Das ist wahrlich nicht der Kick, den man sich auf der Höhe der Pubertät wünscht. Mit Alptraum wäre das Szenario allemal besser beschrieben.
Aber Tobias hat sich selbst in die Lage gebracht, als er sich zum Boys’ Day für eine Schnupperrunde in der Kindertagesstätte der Caritas an der Stockmannsmühle angemeldet hat. Im Übrigen ist es gerade Sinn der Übung, als Junge auch mal Erfahrungen in einem typischen Frauenberuf zu sammeln. Solche Erfahrungen macht Tobias nun mehr, als ihm lieb sein kann. „Wie macht der Elefant?“ Au Mann, das ist Arbeit!
Viel entspannter wirkt derweil sein Schulkamerad Phillip Wirz, dessen Geduld im Nachbarraum auf die Probe gestellt wird. Gelassen schaut der sechzehnjährige Schüler der Katholischen Tagesschule Dönberg zu, wie die Zwerge um ihn herum mit Legosteinen schweres Fluggerät bauen. Eine oder zwei Wochen könne er das wohl aushalten, sagt Phillip. Aber: „Man braucht Nerven.“
Dabei fällt auf, dass die Knirpse, die sich um den Schüler scharen, mit Ausnahme eines Quotenmädchens allesamt angehende Männer sind. Für Susanne Bossy von der Caritas ist gerade das ein ermutigender Anblick. „Männliche Erzieher kommen bei den Jungs offenbar gut an.“
Es sei sehr wichtig für die Entwicklung, dass Jungen auch Kontakt zu Männern in Erziehungsberufen haben. Derzeit aber seien sie von der alleinerziehenden Mutter bis hin zur Lehrerin immerzu mit Frauen konfrontiert. Glücklicherweise gebe es ein zunehmendes Interesse bei Männern, auch Jobs in Kitas anzunehmen. So hätten sich gerade in dieser Woche zwei junge Männer für ein Berufspraktikum bei der Caritas beworben.
Beim gestrigen Boys’ Day verbrachten immerhin 14 Schüler einen Tag in einer der katholischen Kitas. Das kann freilich nur ein Anfang sein. Mit dem Projekt „MAIK“ (Männer arbeiten in Kitas) will die Caritas mehr dafür tun, den Mangel in den kommenden Jahren auszugleichen.