Brandsicherheit in Wuppertal Feuerwehr hinkt bei Brandschauen Jahre hinterher

Wuppertal · Das Rechnungsprüfungsamt in Wuppertal stellte fest, dass einige Gebäude der Stadt seit fast 18 Jahren nicht mehr auf ihre Brandsicherheit untersucht wurden.

Das Hochhaus an der Heinrich-Böll-Straße wurden 2017 in Folge einer Brandschau evakuiert.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Wuppertaler Feuerwehr hat über Jahre zu wenige Brandschauen im Stadtgebiet durchgeführt. Nach einer Überprüfung durch das Rechnungsprüfungsamt offenbarte sich, dass die Fristen in 2018 teils bis zu zwölf Jahre abgelaufen waren - bei Gebäuden, die spätestens alle sechs Jahre eine Brandschau erhalten sollten. Tobias Krebber, Abteilungsleiter des vorbeugenden Brandschutzes bei der Feuerwehr, bestätigte auf Anfrage der WZ: „Ursache ist am Ende der Personalmangel.“

Im Paragraf 26 des Landesgesetzes über Brandschutz ist festgeschrieben, dass Gebäude, „die in erhöhtem Maße brand- oder explosionsgefährdet sind“ oder „in denen der Ausbruch eines Brandes eine Großzahl von Personen“ gefährden könnte, regelmäßig zu überprüfen sind. In Wuppertal unterliegen diesen Kriterien rund 3400 Gebäude. Besonders schützenswerte Bauten wie Krankenhäuser, Kindergärten und Pflegeheime müssen alle drei Jahre kontrolliert werden, andere gefährdete Gebäude wie Hochhäuser, Gewerbeobjekte oder Bahnhöfe nur alle sechs Jahre.

Wie Abteilungsleiter Krebber mitteilt, konnte das sechs Köpfe starke Team, das sich in Wuppertal um die Brandschauen kümmert, in den zurückliegenden Jahren, die Quote nicht erfüllen. In 2016 wurden nur 66 Prozent der nötigen Schauen durchgeführt, 2017 waren es 69 Prozent und 2018 79 Prozent.

Stolz ist Krebber auf die frischen Zahlen für dieses Jahr: Erstmals konnten alle erforderlichen Brandschauen innerhalb eines Jahres durchgeführt werden. Aber: „Wir schieben noch immer eine Welle von Brandschauen vor uns her, die in den vergangenen Jahren unerledigt blieben.“ Krebber glaubt, dass es bei einem weiteren Abarbeiten wie bisher noch drei bis sechs Jahre dauern wird, bis alle Gebäude, die Jahre lang aus der Frist gefallen sind, untersucht wurden.

Seit 2017 arbeitet die Feuerwehr den Rückstau systematisch ab

Welche Gebäude das sind, will Tobias Krebber nicht verraten - auch um die Betroffenen nicht zu verunsichern. Nur soviel: „Das sind hauptsächlich Industriebetriebe. Wir wissen, dass dort die Mitarbeiter besonders wach und geschult sind, und es gibt auf jeden Fall Brandmeldeanlagen.“ 2017 habe sich Krebbers Abteilung erstmals gefragt, wie mit dem Rückstau umzugehen ist. In der Folge priorisierte die Feuerwehr die besonders schützenswerten Gebäude wie etwa Kindertagesstätten und Seniorenheime, um in dieser Kategorie eine 100-Prozent-Abdeckung zu gewährleisten.

Dass Brandschauen keine bloße Formalie sind, zeigen in Wuppertal zwei Fälle aus den jüngeren Jahren. So ließ die Stadt im Sommer 2017 ein Hochhaus an der Heinrich-Böll-Straße in Oberbarmen evakuieren, nachdem eine Brandschau ergeben hatte, dass die Fassade aus brennbarem Isoliermaterial bestand. Im vergangenen März wurde eine Pflege-WG für Senioren an der Straße Fischertal in Barmen geräumt, nachdem die Feuerwehr bei einer Brandschau feststellte, dass das Gebäude nicht über zwei Rettungswege verfügte, die bei einer Nutzung durch pflegebedürftige Menschen zwingend erforderlich ist.

Obwohl der Bericht aus der Verwaltung im Rechnungsprüfungsausschuss zur Kenntnis genommen wurde, kam es dort zu keinen größeren Gefühlsregungen seitens der Politik. Ausschussvorsitzende Barbara Becker (CDU) sagte: „Ich war nicht überrascht. Wir haben öfter Berichte der Feuerwehr vorliegen und uns ist die Personalsituation bekannt.“

Rat hat ein Aufstocken der Feuerwehr beschlossen

Laut Dezernent Matthias Nocke (CDU), der bei der Stadt für die Feuerwehr zuständig ist, wird das Thema Personal aktuell angegangen: „Wir haben das erste Mal seit Jahrzehnten einen Personalentwicklungsplan für die Feuerwehr und haben jetzt mehr als 150 Beförderungen vorgenommen.“ Mit Beschluss in der jüngsten Ratssitzung am 16. Dezember sei der Stellenplan außerdem um 25 Köpfe aufgestockt worden, so dass der Feuerwehr - sobald alle Stellen besetzt sind - mit 485 bis 490 Kräften ausgestattet sein soll.

Nocke sagt: „Wir sehen das Thema Sicherheit und Brandschauen mit großem Ernst.“ Mit Verweis auf die Verbesserung bei den Brandschauen in 2019 sagt er: „Das ist vertretbar, wie wir das jetzt organisieren.“ Auf die Einhaltung der Brandschau-Fristen, die ein Landesgesetz regelt, muss eigentlich die Bezirksregierung ein Auge haben. Allerdings stellt Abteilungsleiter Tobias Krebber fest: „Ich musste zu diesem Thema noch nie Stellung nehmen.“

Bezirksregierungs-Sprecherin Beatrix van Vlodrop teilte auf WZ-Anfrage mit: „Wir haben in dieser Angelegenheit lediglich Rechtsaufsicht. Das heißt: Die Bezirksregierung wird tätig, wenn konkrete Beschwerden vorgebracht werden.“