Rezension Bresniak ermittelt auf der Insel
Elberfeld. · In Sibyl Quinkes fünftem Krimi macht der Kommissar Urlaub. Bis ein Arm auftaucht.
Lebensechte Figuren, eine überzeugende Handlung, geschildert in einer schnörkellosen, stringenten Sprache – Sibyl Quinke legt mit „Der Tod in der Salzwiese“ einen sehr stimmigen Krimi vor. Entstanden ist das Buch nach einem zweiwöchigen Aufenthalt auf der Insel Juist im Rahmen des Stipendiums „Tatort Töwerland“.
Liebevoll zeichnet Sibyl Quinke die Insel mit ihren manchmal etwas verschrobenen Einwohnern, der weiten Landschaft, dem ständig blasenden Wind. Gleichzeitig kontrastiert sie die Begeisterung ihrer Hauptfigur Lilli mit der Skepsis ihres Freundes Charly Bresniak, der wenig Lust auf einen Insel-Urlaub hat. Schön gestaltet die Autorin die Mischung aus Verliebtheit und Enttäuschungen, Hoffnungen und Frust in dieser Beziehung zwischen dem Kriminalhauptkommissar und der hübschen Lilli.
Fast nebenbei schleicht sich die Krimihandlung in diese Geschichte. Bei einer geführten Watt-Wanderung findet Lilli einen abgetrennten Arm. Der Ortspolizist Weine ist hoffnungslos überfordert mit diesem außergewöhnlichen Fund und dankbar, als Bresniak sich einschaltet. Dieser wiederum wirkt fast erleichtert über die Abwechslung auf der ruhigen Nordseeinsel. Ganz im Gegensatz zu Lilli. Sie hatte sich gefreut, ihren Freund endlich einmal für sich alleine zu haben.
Schnell breiten sich Spekulationen aller Art über die Insel aus. Stammt der Arm gar von einem Inselbewohner? Hat die spurlos verschwundene Frau des schnell aufbrausenden Vries etwas damit zu tun? Oder der reiche Onkel, der angeblich während einer Kur starb, dessen Leiche jedoch nie mehr gesehen ward? Oder wurde ein ganz Fremder bei dem großen Sturm angeschwemmt?
Während Bresniak und Lilli noch versuchen, mit den verschiedenen Inselbewohnern ins Gespräch zu kommen, taucht der Sensationsjournalist Mark Ruster mit seiner Kamera auf. Erbarmungslos hält er jedem sein Mikrophon unter die Nase und heizt mit seinen Spekulationen die Stimmung auf der Insel auf.
Gleichzeitig kommt auch Dr. Mortes an, der Wuppertaler Pathologe. Ungerührt doziert er über Wasserleichen und die Details ihrer Erscheinungsform und treibt damit alle Gesprächspartner in die Flucht.
Nach 237 kurzweiligen Seiten weiß der Leser nicht nur, wer der Mörder ist, sondern hat auch den Zauber von „Töwerland“ gespürt. Der passende Krimi für den Nordsee-Urlaub, aber auch für die kleine Auszeit zu Hause.
Sibyl Quinke: Der Tod in der Salzwiese, 237 Seiten, Edition Oberkassel, 12 Euro