Bruns beherrscht alle Spieltechniken
Der international gefragte Cellist überzeugte mit virtuosem Spiel.
Wenn für ein Solokonzert eines Klassikabends ein international renommierter Solist eingeladen werden kann, können sich die Veranstalter in den meisten Fällen über sehr großes Publikum freuen. Nur in Wuppertal scheinen die Uhren etwas anders zu ticken. Denn als Peter Bruns in der Stadthalle im Rahmen der Konzertreihe „Saitenspiel“ ein Gastspiel gab, war der Mendelssohn Saal schwach besucht.
Bruns, ein deutscher Top-Cellist, der gleich nach seinem Studium Solocellist bei der Staatskapelle Dresden wurde und parallel dazu eine Zeit lang Mitglied im Bayreuther Festspielorchester war, ist überall auf den renommiertesten Konzertbühnen zu Hause. Ein hochgradig schweres Programm mit bekannten und weniger geläufigen Werken brachte er nun mit auf den Johannisberg. Johann Sebastian Bachs sechs Cellosuiten sind wohl die Populärsten. Davon hatte Bruns die Zweite in d-Moll (BWV 1008) mit im Gepäck. Aber auch die drei Suiten für Cello solo von Max Reger, die mit zu den anspruchsvollsten für dieses Instrument gelten, dürften nicht unbekannt sein. Ebenfalls die Zweite (op. 131c/2) dieses Genres, auch in d-Moll, präsentierte er. Außerdem konnte vom Barock bis zur Moderne Musik genossen werden, die wahrscheinlich nur Insider kennen. Drei virtuose Capricci des barocken italienischen Cellisten Giuseppe Marie Clemens Dall’Abaco stellte er vor. Thema und Variationen, ein Jugendwerk von Jean Sibelius aus dem Jahr 1887, sind außerdem eine Rarität im Konzertleben. Das Impromptu in 3 Movement (op. 90c) von Ernst Toch, der nach Hitlers Machtergreifung 1933 ins Exil ging, gehört dazu.
Die Musik des in der Schweiz geboren Komponisten Ernest Bloch ist heute noch in seiner Wahlheimat, den USA, bekannt, in Europa in Vergessenheit geraten wie seine dritte Cellosuite aus dem Jahr 1957. Alberto Ginasteras zweisätzige Puneña Nr. 2 (op. 45) ist mit einem Alter von etwa 40 Jahren das jüngste und modernste Stück.
An solch ein hochkarätiges Programm wagen sich höchstwahrscheinlich nur Musiker, die sehr viel von ihrem Handwerk verstehen. Spieltechnisch wird ihnen nämlich alles abverlangt. Flinke Lagenwechsel, Erzeugen von Flageoletttönen auf dem gesamtem Griffbrett, vertrackte Mehrstimmigkeit, Zupftechniken, virtuose Bogenführung und vieles mehr sind Voraussetzungen, um diese Werke achtbar zum Erklingen zu bringen.
Für Peter Bruns waren diese vielschichtigen Spielarten kein Selbstzweck, um damit sein hohes Können zu demonstrieren. Ihm ging es in erster Linie um die Herausarbeitung des musikalischen Gehalts. Er entlockte seinem edlen Cello aus der Werkstatt des barocken Instrumentenbauers Carlo Tononi außerordentlich klangvolle und musikantische Töne, die selbst bei ganz leisen Passagen sehr tragfähig waren. Es schadete seinem Spiel überhaupt nicht, wenn ihm zwischendurch einmal ein Ton daneben ging oder die Intonation nicht ganz lupenrein war. Vielmehr faszinierte er etwa mit einer spannenden Gestaltung von musikalischen Linien und glasklaren Herausarbeitung polyphoner Strukturen, einhergehend mit nuancierten Dynamiken.
Selbstredend gab es einen verdienten, lang anhaltenden Schlussapplaus für diesen erstklassigen, kurzweiligen Abend. Dafür bedankte sich Bruns mit der Sarabande aus Bachs dritter Cellosuite (BWV 1009) in C-Dur als Zugabe.