Bücherfreunde tauschen Arbeitsplatz
Mitarbeiter des Peter Hammer Verlags und der Buchhandlung v. Mackensen blickten in einen neuen, aber gar nicht so fremden Beruf.
Barmen/Elberfeld. „Zwar bin ich gelernte Buchhändlerin, doch seit 1983 habe ich kein Buch mehr verkauft“, gestand Monika Bilstein, die Verlagsleiterin des Peter Hammer Verlags auf dem Barmer Rott, gestern Morgen in der ungewohnten Umgebung der Elberfelder Buchhandlung v. Mackensen am Laurentiusplatz. Der „Einzelhandel“ Mackensen und der Hammer-Verlag hatten im Rahmen der „Woche unabhängiger Buchhandlungen“ ein Experiment gewagt: Sie haben gestern für einen Tag die Arbeitsräume und die Tätigkeiten getauscht.
„Wir wollten einmal diese Seite der Arbeit mit Büchern kennenlernen“, erklärte Michael Kozinowski. Der Inhaber der Buchhandlung von Mackensen war mit dem größten Teil seines Teams in die Föhrenstraße gezogen und hatte schon bei der Anreise Grund zur Freude: „Die Parkplatzsuche war im Gegensatz zur Elberfelder City völlig problemlos“, so Kozinowski, der seine Mitarbeiterin Xenia Gromatzki mit dem Telefondienst betraut hatte. „Fünf Anrufe hatte ich bisher“, sagte die junge Dame am frühen Nachmittag, und Kozinowski fügt hinzu: „Bei uns im Geschäft klingelt es andauernd. Anrufe und Kundenzahlen halten sich in etwa die Waage.“
Ja, die Kundschaft wurde von den Buchhändlerinnen aus Elberfeld schon vermisst. Aber dafür gab es Gelegenheit, das Archiv des Peter Hammer Verlages zu bestaunen. Akribisch nach Jahreszahlen geordnet, findet man dort Exemplare sämtlicher seit 1966 im Verlag erschienen Bücher. „Rund 1750 sind es“, bestätigt die seit 2004 beim Hammer beschäftigte Monika Pönninghaus, die dem Mackensen-Team am Montag bei der Verlagsarbeit hilfreich zur Seite stand.
Eine wahre Freude, den „kleinen Maulwurf“, einen „Star“ im Hammer Verlag in Chinesisch, Japanisch, Koreanisch oder Russisch zu studieren. „Werner Holzwarth hat die Texte geschrieben, und unser Nachbar an der Friedrich-Ebert-Straße, Wolf Erlbruch, hat sie illustriert“, erklärt Michael Kozinowski. Kinderbücher sind eine besondere Spezialität des Hammer-Verlages. Und so passte es auch ins Bild, dass Buchdesignerin Magdalene Krumbeck mit einem neuen Kinderbuch in die Föhrenstraße kam und mit den Vertreterinnen des Einzelhandels besprach wie Text und Illustrationen verteilt werden sollten.
Kozinowski hatte seine Kundschaft („80 Prozent davon sind Stammkunden“) auf das „Umzugs-Experiment“ mittels Flyern vorbereitet. Deshalb kamen auch einige Bücherfreunde einfach nur, um zu sehen, wie sich die Damen vom Barmer Rott in der ungewohnten Umgebung zu Recht finden würden.
Außerdem waren den Verlagsmitarbeiterinnen auch Buchhändlerinnen von Mackensen zur Seite gestellt worden. Die wussten natürlich genau, wo die religiöse Literatur, Sachbücher oder Bestseller zu finden waren und halfen auch bei der Kassenführung. Was für die Buchhändlerinnen Alltagsgeschäft ist, stellt jemanden, der beruflich nie mit Bargeld oder Bank-Cards zu tun hat, vor etliche Probleme.
„Ich hab das Kassen-System verstanden“, freute sich Verlagsleiterin Monika Bilstein, und ihre Mitarbeiterinnen wie die Expertin für Verlagsmanagement, Presse und Werbung, Claudia Putz, hatten schnell heraus, wie Buchbestellungen am besten bearbeitet werden und wagten sich auch an Verkaufsgespräche und Beratungen.
„Dieses Experiment soll auch die unabhängigen Buchhandlungen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Und dass die Kultur-Staatsministerin Monika Grütters die Schirmherrschaft über die Woche übernommen hat, betrachten wir als Ausdruck der Wertschätzung“ zog Monika Bilstein ein positives Fazit, und Michael Kozinowksi ergänzt: „Mit dem Hammer-Verlag und der Buchhandlung Mackensen sind sich zwei Partner auf Augenhöhe begegnet, und wir haben gelernt, uns gegenseitig besser zu verstehen.“