Stadtentwicklung Im Bunker sind die ersten Mieter da
Langerfeld · Ihr erster Eindruck im Inneren war ein überraschender. „Es war sehr hell“, erinnert sich Babette Schmalenbeck. Etwas, das man nicht unbedingt in einem Bunker erwartet. Jetzt gehört die Langerfelderin zu den ersten Mietern an der Schwelmer Straße.
Den Klotz kannte sie natürlich vorher schon. Von außen. Jeder Langerfelder dürfte ihn kennen. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg seinen Dienst erfüllt hatte – auch Schmalenbecks Oma und Uroma suchten dort Unterschlupf – diente er als Notunterkunft. Danach stand er über Jahrzehnte leer. Irgendwann kaufte ihn dann ein Investor, mit dem Ziel, im Inneren Wohnungen zu schaffen. Die Öffnungen ließ er noch reinschneiden, doch dann ging ihm die Puste aus. Das Projekt lag auf Eis und viele Langerfelder, wie auch Schmalenbeck, dürften wohl gezweifelt haben, dass sich noch was tut.
Dann schlug mit Oliver Riethmüller ein neuer Investor bei der Zwangsversteigerung vor ein paar Jahren zu – und zog es dann doch durch. Das Ergebnis sei „super“ geworden, sagt Schmalenbeck. Ähnlich sieht es Jörg Köhler. Schon bei der ersten Besichtigung „war es um mich geschehen“, sagt er und lacht. „Ich habe etwas Außergewöhnliches gesucht, kein Reihenhaus“, sagt er. Der Bunker sei ein echter „Eyecatcher“.
Quadratmeterpreise liegen zwischen acht und 9,25 Euro
13 Wohnungen sind es geworden. Die Vermarktungsphase war kurz, sagt Riethmüller. Aber ausreichend. „Ich hätte die Wohnungen auch zwei- oder dreimal vermieten können.“ So groß sei die Resonanz gewesen, als die Anzeigen vor ein paar Monaten online gingen. Zwischen acht und 9,25 Euro lagen die Quadratmeterpreise.
Der Bunker punktet mit „rauem Charme“, den Riethmüller und Architekt Marcello Groß vom Architekturstudio GKM immer wieder betonen. Der soll erhalten bleiben, auch wenn die Fassade zum Beispiel in Zukunft etwas begrünt werden soll. Im Treppenhaus lugt an einigen Stellen der alte Backstein durch, auch die Treppe an sich wirkt teilweise „alt“, ist es aber gar nicht. Der Vorinvestor hatte sie noch anlegen lassen. „Wir mussten nicht bei Null anfangen“, erzählen Riethmüller und Groß. „Zum Glück.“ Ob es sonst etwas geworden wäre? Auf jeden Fall ist sicher, dass zu den mehr als 300 000 Euro, für die der Bunker damals versteigert wurde, noch einiges an Investitionskosten dazugekommen ist.
Zweifler habe es gegeben, sagt Groß und schmunzelt. Die Frage „Wird das was?“ habe er öfter gehört. Dabei sei das Projekt für ihn dadurch, dass die Vorarbeit geleistet war, gar nicht so ein besonderes gewesen, so der Architekt, der mit GKM bekanntlich auch den Heckinghauser Gaskessel umgebaut hat.
Wände sind mit 1,10 Meter Dicke hervorragender Lärmschutz
Nicht nur hell ist es übrigens in den Wohnungen, sondern auch verdammt ruhig, trotz einer Hauptstraße vor der Tür. Das machen zum einen natürlich die gut 1,10 Meter dicken Wände, zum anderen auch die Spezialverglasung.
Ein echtes Highlight dürfte, sobald das Wetter auch mal wieder dauerhaft besser ist, die gemeinschaftlich nutzbare Dachterrasse werden. 13 kleine Gartenhäuschen – für jede Wohnung eins – warten auf die Sonne. „Die Hochbeete kommen auch noch“, sagt Riethmüller. Der letzte Mieter ziehe zum 1. Mai ein, erzählt er. Bis dahin bleiben noch ein paar Restarbeiten.
Im Eingang sei noch etwas Besonderes geplant, kündigt Groß an. Ein bisschen Kunstrasen wird ausgelegt, darüber Fahrradhalter an der Wand. Bilder sollen auf die Geschichte des Bunkers verweisen – und auf die Fahrradtrassen in Wuppertal. „Die wollen wir ein bisschen supporten“, sagt Groß.
Bürgervereinsvorsitzende Margret Hahn lobt Dachterrasse
Dass der Bunker als Wohngebäude endlich wieder mit Leben gefüllt wird, kommt im Stadtteil natürlich bestens an. „Ich bin so was von froh darüber“, sagt Margret Hahn, die Vorsitzende des Bürgervereins. „Dafür, dass es ja nun mal immer noch ein Bunker ist, ist es superschön geworden und im Inneren richtig wohnlich“, so Hahn, die kurz vor dem Einzug der ersten Mieter noch einen Blick hineinwerfen durfte. Besonders toll sei natürlich die Dachterrasse. „Ich finde es gut, dass die Gemeinschaft der Bewohner so gefördert wird.“
Seit Jahrzehnten hat Eberhard Hasenclever die Entwicklung des Bunkers verfolgt. „Es war ein langer Prozess, ich freue mich, dass es jetzt endlich geklappt hat.“ Die Langerfelder können froh sein, „dass sie einen Schandfleck jetzt in neuem Glanz sehen“, so der langjährige Bezirksbürgermeister.
Investor Riethmüller, am Dialekt unschwer als Nicht-Wuppertaler zu erkennen, freut sich sichtlich, dass sein Projekt praktisch abgeschlossen ist. Seine Firma sitzt in Süddeutschland, auf Wuppertal kam er eher zufällig. „Es ist eine spannende Stadt“, lobt er. „Und sie hat einen rauen Charme.“ Wie auch sein Bunker.