Bergische Universität Farben entscheiden, ob wir uns wohlfühlen
Der Farbexperte geht in seinem neuen Werk dem Geheimnis der Farben auf den Grund.
„Wir streichen unsere Wände, färben Gegenstände, selbst unsere Nahrung ist gefärbt – warum tun wir das alles? Farben haben viel damit zu tun, ob wir uns in Räumen wohlfühlen oder wir davon abgeschreckt werden, sie spielen in alle Lebensbereiche hinein“, sagt Axel Buether. Er ist Professor für Didaktik der Visuellen Kommunikation an der Bergischen Universität.
Wie wirken Farben auf uns Menschen, warum gibt es so viele in der Natur, wie steuern sie unser Verhalten im Alltag? Was sagen diese über Charaktereigenschaften oder emotionale Stimmungen oder zugehörige Milieus aus? Wie beeinflussen sie uns in gesundheitlicher Hinsicht? In seinem Buch „die geheimnisvolle Macht der Farbe“ geht er diesen Fragen auf den Grund.
„Ich habe einen berühmten Vorläufer“, erzählt er. Johann Wolfgang von Goethe hat sich innerhalb seiner „Farbenlehre“ mit den Bestandteilen und der Wirkung von Farben beschäftigt, ausgehend von dem Fachbereich der Physik. „Er konnte sein Buch nur auf dem Wissen seiner Zeit schreiben, Farben sind aber nicht dazu da, dass wir sie durch ein Prisma schicken“, erklärt er. Es brauche ein solides naturwissenschaftliches Fundament. „Die Leitwissenschaft unserer Zeit ist die Biologie“, hebt er hervor.
Über zehn Jahre lang hat Buether Versuche mit Probanden zur psychologischen Wirkung von Farben vorgenommen. Im Helios Universitätsklinikum Wuppertal wurden beispielsweise Intensivstationen mit Farben gestaltet. „Das gewohnte Weiß wurde unter anderem in Richtung Sandtöne verschoben, wodurch die Räume weiterhin hell blieben, aber etwas Natürliches erhielten“, beschreibt er. „Wir haben die Räumlichkeiten in eine andere Atmosphäre getaucht und es geschafft, ungefähr ein Drittel des Medikamentenverbrauchs bei Patienten zu senken und 35 Prozent weniger Krankheitsstand beim Personal zu haben“, führt er die Signalwirkung vor Augen.
Bei einem anderen Versuch wurden Nahrungsmittel gefärbt und dabei festgestellt, dass sich der Geschmack ändert und sich Menschen anfangen zu ekeln – nur aufgrund der unterschiedlichen Farbgebung. „Wir gucken kaum auf ein Etikett oder interessieren uns für Produkteigenschaften, die Farbe ist ein wahrhaftiges Merkmal einer Sache, dass die Dinge so sind, wie sie sich geben“, geht er auf das menschliche Konsumverhalten ein.
In der Natur hat er die Ursachen für Farbe gesucht, warum es sie gibt. „Farbe ist das größte Kommunikationssystem der Erde“, stellt er fest und wandelt die berühmte These von Paul Watzlawick um: „Wir können nicht nicht über Farben kommunizieren.“ „Sie erzählen mehr über uns, als wir uns das vorstellen können. Damit kann ich Botschaften und vor allen Dingen Wirkungen erzielen“, hebt Buether hervor.