Carina Rossi teilt ihre Faszination für chinesische Schrift mit Schülern
Die 54-jährige Elberfelderin widmet sich der Fremdsprache seit Ende der 1980er Jahre. Ihr Unterricht ist dabei traditionell angelegt.
Elberfeld. Heute sind Menschen mit Chinesisch-Kenntnissen in vielen Wirtschafts-Unternehmen gefragt. Als Carina Rossi Ende der 1980er Jahre mit ihrem Sinologie-Studium fertig wurde, war das anders. Damals gab es noch Wirtschafts-Sanktionen gegen China und kaum Interesse dafür in Deutschland. Deshalb fing die Elberfelderin in einem Krankenhaus für traditionelle chinesische Medizin Radevormwald an.
Ihr Auslands-Jahr während des Studiums hatte Carina Rossi in Taiwan verbracht. „Das war viel ursprünglicher als damals in China selbst - dort habe ich auch traditionelle Feste wie das Grab-Putz-Fest miterlebt“, erzählt die 54-Jährige. Von Anfang an faszinierten die auch künstlerisch tätige Frau die chinesischen Schriftzeichen. „Die Strichrichtung ist wichtig — von oben nach unten und links nach rechts“, erklärt sie. Auch wenn oben nur ein paar kleine Tupfer sind und darunter zwei lange Striche, müsse man trotzdem mit den Tupfern beginnen. Und dabei den Raum gut einteilen, damit am Ende alle Bestandteile des Schriftzeichens in das vorgesehene Kästchen passen.
Carina Rossi über ihre Lehrmethoden
Nach einigen Jahren Berufserfahrung bekam Carina Rossi Lust, ihren Spaß an Chinesisch auch weiterzugeben. Sie schrieb Wuppertaler Schulen an, fragte, ob sie eine Chinesisch-AG einrichten wollten. Zwei Jahre lang unterrichtete sie dann an den Gymnasien in Vohwinkel und an der Bayreuther Straße. „Das hat mir total viel Spaß gemacht.“ Dann bekam sie eine Stelle an einer Gesamtschule in Bochum, an der Chinesisch als reguläre Sprache ab der elften Klasse vorgesehen ist. „Die Schüler haben dort die Wahl zwischen Spanisch und Chinesisch und können das auch als Abiturfach nehmen“, sagt Rossi.
War die Resonanz anfangs eher verhalten, steht sie heute oft vor 30 Schülern. Erst einmal lässt sie Schriftzeichen mit Streichhölzern legen oder in den Sand malen — so, wie in chinesischen Dorfschulen bis heute unterrichtet wird. Zur Auflockerung übt sie mit den Schülern, Visitenkarten mit zwei Händen zu überreichen. „Das ist sehr wichtig in China.“ Dann werden seitenweise Schriftzeichen gemalt.
Die Grammatik sei dafür sehr leicht, betont die Lehrerin. Das Verb werde immer nur in der Grundform verwendet, Vergangenheit, Zukunft oder Person durch Zusätze festgelegt. Und auch der Aufbau vieler Schriftzeichen sei logisch: Das Zeichen für Wald bestehe aus zweimal dem Zeichen für Holz, und auch in Stuhl sei das Zeichen für Holz enthalten. Nur mit den vier Betonungen hätten zu Beginn einige Schüler Schwierigkeiten.
Denn ob ein Laut nach oben gezogen, nach unten gezogen, gleichbleibend oder ab- und ansteigend ausgesprochen wird, verändert jeweils den Sinn. Mit etwas Übung schaffen die Schüler aber auch das. „Social Media ist da wirklich nützlich“, findet Carina Rossi, die ihren Schülern Aufgaben gerne per Whatsapp zukommen lässt. Alle zwei Jahre begleitet sie ihre Klassen dann bei einem Austausch in die Nähe von Schanghai. Was ihr immer wieder auffällt: „17-jährige Chinesen sind viel kindischer als unsere Jugendlichen.“
Dass Chinesisch bislang an keiner Schule Wuppertals als reguläres Fach angeboten wird, bedauert Carina Rossi sehr. Allerdings gebe es in ganz Nordrhein-Westfalen bisher nur gerade mal 25 Schulen mit diesem Angebot. Die Begeisterung ihrer Schüler, die teilweise später selbst Chinesisch studieren oder es anderweitig beruflich einsetzen, gibt ihr Recht.