Carrom: Billard als Fingerübung
Was ist Carrom für ein Spiel und warum braucht man dafür Kartoffelstärke? Antworten gab es beim Turnier in der Alten Feuerwache.
Elberfeld. Im Raum herrscht Stille. An drei Tischen haben sich jeweils vier Spieler versammelt — und starren auf das Holzbrett vor ihnen. Darauf liegen weiße und schwarze Spielsteine, die von einem „Striker“, dem Schussstein, in die Ecken des Spielbretts katapultiert werden müssen. Gewonnen hat, wer seine Spielsteine am schnellsten vom Brett in die Löcher in den Ecken schnippt — und darauf die Punkte der verbliebenen Steine des Gegners kassiert.
Carrom, auch als Fingerbillard bekannt, ist ein Brett- und Geschicklichkeitsspiel, das zu zweit oder im Doppel mit vier Personen gespielt werden kann. Deutschlandweit ist der aus Indien und Sri Lanka stammende Volkssport mit insgesamt zehn Vereinen vertreten — und damit kaum bekannt. Jüngst trafen sich zwölf Carrom-Spieler aus Bonn, Düsseldorf und Wuppertal zum Turnier im Begegnungszentrum der Alten Feuerwache.
Ausrichter des Turniers war der Carrom Club Coma (CCComa), der NRW-weit 31 Mitglieder zählt. Stefan Besser, Vorsitzender und Gründungsmitglied des CCComa, ist seit 30 Jahren dem Carrom verfallen: „Das Spiel hat unheimlich viele taktische Möglichkeiten. Es ist vielfältig, kein Spiel ist wie das andere und der Suchtfaktor ist ziemlich groß.“ Die Szene sei in Deutschland sehr übersichtlich — fast familiär.
Selbst auf großen Turnieren seien es nie mehr als 50 Teilnehmer, sagt Besser, der 1993 Deutscher Meister wurde und sich vier Jahre später den Titel des Europameisters erspielte. „Dadurch bin ich in der Welt herumgekommen. Ich bin nach Indien und Amerika gereist“, erzählt er.
Nicht weniger als Stefan Besser sind seine Mitspieler von der Faszination des magischen Quadrats gepackt. Mit dabei Kanagan Santhankumar, der seit Carrom spielt, seit er zehn Jahre alt war: „Das Spiel weckt unseren Ehrgeiz. Weil es eben eine Tradition ist.“ Eine festgelegte Spieltechnik gebe es nicht. Es komme auf Konzentration und Fingerspitzengefühl an. Für Letzteres durfte beim Turnier die Kartoffelstärke nicht fehlen — die immer wieder auf dem Spielbrett oder zwischen den Fingern der nervösen Turnierteilnehmer landete.